¡Buenas noches y hasta mañana!

¡Buenas noches y hasta mañana!

​Let’s hit the road! Jetzt geht’s los! Unser Rucksäcke sind gepackt, wir sind abflugbereit!

Noch schnell auf Huhn mit Reis und Reis mit Huhn, dann freuen wir uns die nächsten Monate auf Berner Würstl und Faschierte Laberl beim “Quell” 😉 (Obwohl wirklich gefehlt hat es uns kulinarisch an nichts!)

Also: ¡Buenas noches y hasta mañana!

Das vorläufige Ende einer langen Reise

Das vorläufige Ende einer langen Reise

​Tatsächlich endet unsere lange Reise da, wo wir vor acht Monaten gelandet sind und unsere damals noch völlig ungeplante Reise durch Lateinamerika starteten!

Alle guten Dinge sind drei. Zum dritten Mal laden wir in Cancun. Diesmal fahren wir nicht wieder zu den schönen Standorten die Küste entlang. Nein, wir bleiben gleich da, mitten in der Zona Hotelera wo im Frühjahr der Springbreak für junge US-Amerikaner die endlich Alkohol ausprobieren wollen, stattfindet. Da wo die feine Gesellschaft sich einnistet. Da wo vor 50 Jahren nur ein Fischerdorf war und jetzt All-In Hotelbunker neben Hotelklunker steht.

Cancun Beach
Cancun Beach

 

Bisschen beschämt sind wir schon und eigentlich… was haben wir uns denn nur dabei gedacht?

Eigentlich ist die Antwort banal. Als wir unsere Reisepläne fertig gestellt haben, war die Idee zum Schluss noch einmal das zu genießen und auszukosten was wir zu Hause nicht haben. So schön zu Hause ist, das Meer mit Sandstrand wird es wohl leider nie geben. Abgesehen davon ist der Flughafen so schneller erreicht, wenn wir die Heimreise antreten.

Laguna
Laguna

 

Wir haben uns zwar nicht in eines der großen Hotels direkt am Strand eingenistet aber beinahe. Das teure Haus, das wir gemietet haben ist groß, wird sogar als Villa angepriesen, aber das war’s dann auch schon. Es fehlt an vielen banalen Dingen, die uns den perfekten Abschluss unserer langen Reise leider etwas vermiesen. Vor allem ärgerlich ist, dass wir nicht uneingeschränkten Zugang zum Garten, Pool und der vom Meer gespeisten Lagune hatten, weil hier aus Sicherheitsgründen Abends, am Wochenende schon am Nachmittag, abgesperrt wird. “Gated Communities” sind uns öfter auf unserer Reise begegnet und wir finden sie schrecklich! Aber hey, es kann nicht alles wie im Paradies sein, also todo bien, todo bien!

Nun verbringen wir hier unsere letzten Tage auf Reisen, holen unzählige Blogeinträge nach, arbeiten und bereiten uns auf die Rückkehr vor.

Lecker Schmecker
Lecker Schmecker

 

Warum eigentlich eine Rückreise? In einem Sprichwort heißt es “Jedes Ende ist ein neuer Anfang”. Wie genau sich dieser Neuanfang gestaltet wissen wir noch nicht. Ob und wohin die Reise weiter geht, wissen wir auch noch nicht. Es ist wie vor acht Monaten als wir nicht genau wussten was passiert, außer dass wir eine Weltreise antreten und diese in Mexiko startet und nach Guatemala weiter führt. Wir wussten weder wohin, noch wie lange wir unterwegs sein würden. Ein Ende war immer offen. Alles hat sich dann am Weg ergeben und genau so wird es wohl weiter gehen. Es ergibt sich am Weg. Aus diesem Grund ziehe ich ich hier jetzt auch kein großes Re­sü­mee einer Weltreise, denn wir sind noch mitten drin, in einer langen ungeplanten Reise.

Wien ist also unser nächstes Reiseziel und wir freuen uns schon sehr auf Freunde, Familie und vieles mehr! Wir sind gespannt wie es sein wird, nach acht Monaten ständig auf Reisen, nach Hause zu kommen. Wie es sich zu Hause anfühlt, was sich getan hat, wie wir die Kultur und das Wetter verkraften und vieles mehr. Wir freuen uns auf Einiges, sind aber auch ein bisschen traurig dieser Seite der Welt “¡Hasta luego!” sagen zu müssen.

¡Hasta luego!
¡Hasta luego!

 

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  1. 220Stephania
    220Stephania at ·

    Ich freu mich auch schon. Und Wien ist auch ein wunderschönes Reiseziel. Wenn ihr wollt machen wir in der Woche vor Weihnachten eine Sightseeingtour, led by me 😉 KissKisses bis gleich 😘

Días de los Muertos in Oaxaca

Días de los Muertos in Oaxaca

Eines meiner ersten anvisierten Reiseziele in Mexiko war Oaxaca. Wahrscheinlich auch, weil es einer der ersten Orte ist der auftaucht, wenn man sich mit Mexikos Tourismus Highlights beschäftigt. Als wir am 19. April 2016 Mexiko Richtung Guatemala verließen wussten wir nicht, dass wir am Ende nach Mexiko zurückkehren und Oaxaca unser letztes neues Reiseziel sein würde.

Kakteen am Weg nach Oaxaca
Kakteen am Weg nach Oaxaca

 

Einer der Hauptgründe die Stadt doch noch zu besuchen war, dass wir uns auf keinen Fall die hochgelobten Días de los Muertos in Oaxaca entgehen lassen konnten.

Als wir uns eineinhalb Monate vorher mit der Organisation dieses Reiseziels befassten, waren bereits die meisten Unterkünfte ausgebucht. Wir hatten Schwierigkeiten einen zentrumsnahen Schlafplatz zu finden und entschieden uns letztlich für ein günstiges AirBnB, das als gut aber sehr laut beschrieben wird weil es sich auf einer stark befahrenen, mit Bars und Diskotheken gesäumten, Strasse befindet.

Balkonblick
Balkonblick

 

An Schlaf war beim aktuellen DJ Mix, der aus Karaoke, Discomusik, Fahrlärm und Gehupe bestand, natürlich nicht zu denken und so führte unser erster Spaziergang, nach der ersten schlaflosen Nacht, durch die Stadt am Zocalo (Parque Central) vorbei zu einer Marktstraße wo wir, versteckt hinter den Standln, unser eigentliches Ziel, eine Farmacia, fanden. “Ohropax” gab’s natürlich nicht, aber meine rundherum Beschreibung “En la calle hay mucho fiesta y mucho musica. No dormir en la noche!”, (Mal ein Beispiel für unser Solala-Wortfetzen-Spanisch mit dem wir uns aber immerhin durchgeschlagen haben), verstand die Verkäuferin und brachte uns die ersehnten Ohrstöpsel.

Durch die Strassen Oaxacas
Durch die Strassen Oaxacas

 

Absolute Stille brachten die Dinger naturgemäß nicht aber immerhin dämpften sie den DJ Mix ab und wir schliefen ein bisschen besser. Nichts­des­to­trotz beeinflusste der Strassenlärm, der auch tagsüber vorhanden war, unseren Gemütszustand sodass wir die Festlichkeiten, weshalb wir ja gekommen waren, nicht so ausgiebig mitfeierten wie ursprünglich geplant. Aber die Feierlichkeiten fanden natürlich auch ohne uns ausgiebig statt.

Am 31. Oktober lockten uns Trompeten und Trommelmusik zu einer Strassenparade. Im Gegensatz zur Parade in Puebla, war dieser hier sehr ausgelassen und wirkte un­ko­or­di­niert, fast wie ein erzürnter Bienenschwarm, der die Hauptstraße entlang fegte.

Es wurdlt
Es wurdlt

 

Fiesta
Fiesta

 

Wir schlossen uns dem Schwarm an, verließen ihn aber bei der nächsten Straßenkreuzung um Luft zu schnappen und dann doch den Ermüdungserscheinungen unserer Busanreise nachzugeben und es für heute gut sein zu lassen. Von unserm Balkon aus beobachteten wir noch wie sich das Halloween feiernde Volk unter die lokale Día de los Muertos Gesellschaft mischte und somit eine feiernde Mixtur aus uralter Tradition und jugendlicher, ausgelassener Partystimmung ergab.

Grins
Grins

 

Am 1. und 2. November durften wir trotz Schlafentzug nicht mehr kneifen. Denn der Tradition nach wird am ersten Tag des Festes die Rückkehr der verstorbenen Kinder und am zweiten die der Erwachsenen gefeiert.

In der Nacht machten wir uns also auf den Weg zum Friedhof, den wir nach 20 Minuten Fußmarsch erreichten. Vor den Toren des Friedhofes, befand sich ein Markt bei dem sich die Düfte von Blumen, Tacos & Co. vermengten und in einer dicken Nebelwolke aufstiegen.

Tacos, Tacos, Tacos
Tacos, Tacos, Tacos

 

Hinter dem Markt wurde ein Kinderparadies mit Ringelspiel und Riesenrad und natürlich lauter Musik aufgebaut. Insgesamt erinnerte uns die Stimmung hier an das Strassenfest in San Marcos la Laguna (Guatemala) vor einem halben Jahr. Anfangs war es am Friedhof noch ruhig, doch je später es wurde desto mehr Menschen begegneten uns. Nach und nach gab es immer mehr beleuchtete, aufwendig rausgeputzte Gräber zu bestaunen, an denen sich Angehörige der verstorbenen Kinder trafen um gemeinsam deren Rückkehr aus dem Jenseits zu feiern. Es wurde geplaudert, gegessen, getrunken und musiziert.

 

Nach einer großen Runde am Friedhof hatten wir vorerst genug gesehen und gingen zurück zum Markt um eine Kleinigkeit zu essen. Felix gönnte sich ein üppig belegtes Tostada während ich mir eine Pizzaschnitte kaufte.

Noch mehr Tacos
Noch mehr Tacos

 

Gestärkt begaben wir uns zurück zum Friedhof um uns die, in einer unendlich lang wirkenden Halle, mit je einer Kerze beleuchteten 2305 Wandgräber anzusehen. Dieses Ereignis wird als “Illuminación de 2305 nichos” bezeichnet. Also, die Beleuchtung der 2305 Nischen.

Nichos
Nichos

 

Eine einzigartige Atmosphäre hing in der Luft und weil wir uns noch nicht sattgesehen hatten, drehten wir noch eine letzte große Runde am Friedhof. Erneut begegneten uns zahlreiche aufwendig geschminkte und kostümierte Menschen. Danach machten wir uns erschöpft, mit vielen beeindruckenden neuen Bildern im Kopf, auf den Heimweg.

 

Am zweiten Tag des Festes besuchten wir noch eine Tanz- und Musikaufführung bei der Kirche von Santo Domingo. Wir überlegten noch einmal zum Friedhof zu gehen um der Rückkehr der Erwachsenen beizuwohnen, entschlossen uns dann aber dazu einfach durch die Stadt zu schlendern und die Eindrücke auf und wirken zu lassen. Um Mitternacht kosteten wir ein paar Bissen der Calavera Dulce, die wir gekauft hatten und gingen schlafen.

 

Abgesehen von den nächtlichen Festlichkeiten, drehten wir ein paar kleinere und entspannte Runden in der Stadt um auch bei Tageslicht etwas von der Stadt gesehen zu haben.

Ich gebe zu, mir kam in Oaxaca relativ bald der Gedanke: “Voll in die Touristen Falle getappt, wären wir nur in Puebla geblieben um das große Fest mitzuerleben!” Puebla hat uns besser gefallen aber das kann man natürlich erst beurteilen, wenn man beide Städte besucht hat.

Die letzten zwei Wochen unserer achtmonatigen Reise werden wir im beliebten Touristenziel Cancun verbringen, um das wir, abgesehen vom Flughafen, bis jetzt immer einen großen Bogen gemacht hatten.

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Puebla - Eine Stadt zum verlieben

Puebla – Eine Stadt zum verlieben

​​Nach zwei Stunden Flug sind wir am Internationalen Flughafen in Puebla angekommen. Der Flughafen ist klein aber noch kleiner sind die Gepäckbänder. Das ist zwar keine Attraktion aber solche Miniatur Gepäckbänder haben wir noch nie gesehen und wir fanden sie süß.

Lieb, oder?
Lieb, oder?

 

Wir schnappen unsere Rucksäcke, gehen hinaus und wechseln endlich unsere nicaraguanischen Cordoba in mexikanische Pesos. (Jetzt echte Pesos!) Vor dem Flughafen stehen keine Taxis, was uns doch verwundert. Stress haben wir aber keinen und so setzten wir uns kurz hin, schauen uns um und warten. Als drei Männer an uns vorbei zum Parkplatz gehen rufen sie fragend “Taxi?” wir antworten spontan mit “¡Si!” Die Männer gehen jedoch weiter und verschwinden. Wenige Minuten später fährt ein großer Van vor. Es sind die Männer von vorhin, die anbieten uns mitzunehmen. Offizielles Taxi ist es zwar keines aber die Männer wirken vertrauenswürdig. Es scheint als hätten sie gerade Dienstschluss und würden in einer Fahrgemeinschaft nach Hause fahren. Nachdem alle drei Arbeitsuniform (Autoverleih, usw.) tragen und definitiv adretter als wir daher kommen befürchten wir nichts schlimmes und lassen uns mitnehmen. 300 Pesos (ca. 14 Euro) kostet die Fahrt, was gar nicht so übel für Gringos ist, wenn man bedenkt das die Entfernung der Stadt eine gute halbe Stunde beträgt.

Carlos, unser Vermieter steht bereits vor der Eingangstür unseres Appartements. Er begrüßt uns auf deutsch mit einem freundlichen “Hallo, wie geht’s?”. “Danke, gut”, erwidern wir und sind verwundert. Es stellt sich heraus, dass Carlos und seine Frau Jesse bei Volkswagen, einem der größten Arbeitgeber in Puebla, arbeiten. Seit vielen Jahrzehnten wird hier unter anderem der VW Käfer produziert.

Hmm, "Spezial" Käfer?
Hmm, “Spezial” Käfer?

 

Zu einem ur-deutschen Unternehmen gehört naturgemäß auch die eigene Sprache und so sprechen unsere beiden Gastgeber hervorragend deutsch. Nach ausgiebigem Plaudern, natürlich ebenfalls auf deutsch, fährt Carlos nach Hause und wir machen es uns in unserer wunderschönen Wohnung gemütlich.

Eingangstür unserer Wohnung
Eingangstür unserer Wohnung

 

Insgesamt verbrachten wir 12 Tage in Puebla. Ein paar Tage haben wir uns der Arbeit und noch ausständigen Blogposts gewidmet. Die restliche Zeit waren wir mit Sightseeing beschäftigt, denn in Puebla gibt es viel zu sehen und erleben.

Das wohl touristischste was man machen kann ist, beim Zocalo (Parque Central) in einen Sightseeing Bus zu steigen der eine große Runde, inklusive kurzen Stopps, durch die Stadt macht.

Zocalo
Zocalo

 

Zuerst halten wir bei einer Fabrik wo uns die Produktion der berümten Talavera-Keramik gezeigt wird. In einem Innenhof eines großen Hauses wird hier tagein tagaus hübsches aber in unseren Augen auch sehr kitschiges Geschirr per Hand gefertigt.

Steinofen, mal ohne Pizza
Steinofen, mal ohne Pizza

 

Weiter geht’s mit einer geführte Tour durch die erst kürzlich freigelegten, unterirdischen Tunnel der Stadt. Den spanischen Erläuterungen des Tourguides konnten wir nicht folgen, also mussten wir später nachlesen, was er uns alles erzählt hat. Wir fanden heraus, dass erst vor kurzem damit begonnen wurde die Tunnel freizulegen und der Öffentlichkeit zugänglich zu machen. Davor rankten sich unzählige Legenden um deren Existenz. Allzu viel dürfte noch nicht über die unterirdischen Schächte bekannt sein und auch das gesamte Ausmaß ist noch nicht abzuschätzen. Was sicher sein dürfte ist dass die Tunnel am 5. Mai 1862 in der “Schlacht bei Puebla”, bei der die Franzosen durch mexikanische Truppen geschlagen wurden, als Fluchtwege verwendet wurden. Der 5. Mai (Cinco de Mayo) ist ein mexikanischer Feiertag und in Puebla erinnert unter anderem der “Boulevard Cinco de Mayo”, der sich an der Ostseite der Innenstadt vorbeischlängelt, an diesen Tag. Nachdem die Tour vorbei ist kommen wir am Ende des Tunnels in einer Gegend mit bunt bemalten Häusern wieder an die Oberfläche.

Farbspiele im Tunnel
Farbspiele im Tunnel

 

Die Fahrt geht weiter einen Hügel hinauf zur Zona Historica de los Fuertes, einem modern gestalteten Park mit Blick über die gesamte Stadt. Danach geht’s zurück zum Ausgangspunkt, vorbei am Mercado de Artesanes, durch eine Straße mit unzähligen Zuckerlgeschäften und an vielen weiteren historischen Gebäuden.

Zuckerlstraße
Zuckerlstraße

 

Mir hat die Stadtrundfahrt gefallen, um einen ersten Eindruck von Puebla zu bekommen.

Es war übrigens unsere zweite Tour dieser Art. In Granada haben wir zusammen mit unseren polnischen Nachbarn auch so eine Stadtrundfahrt gemacht, allerdings in einer Pferdekutsche, was dem ganzen schon mehr Charme verlieh. Im Bus oder in der Kutsche, es ist wohl in jeder Stadt das touristischste was man überhaupt machen kann, aber teilweise führen diese Touren weiter als man zu Fuß je kommen würde.

Hübsch, aber auch sehr kitschig
Hübsch, aber auch sehr kitschig

 

Apropos zu Fuß. Es bietet sich natürlich an in Puebla einfach loszugehen und zu entdecken. Neben den wunderschönen kolonialen Gebäuden gibt es unzählige Kirchen, viele Parks zum verweilen und natürlich unheimlich viel Kunst und Kultur zu erleben. Praktisch an jeder Ecke warten Sehenswürdigkeiten die entdeckt werden wollen und wenn einem mal nicht nach Sightseeing ist, kann man auch einfach nur das rege Treiben in den Straßen, Parks und Geschäften beobachten. Fad wird einem hier jedenfalls nicht.

Reges Treiben
Reges Treiben

 

Den besten Ausblick über die Stadt erhält man im Park Los Fuertes und im Museum Amparo. Die Dachterrasse des Museums lässt einen Blicke auf die Kathedrale von Puebla, weitere Kirchen und die umliegenden Vulkane erhaschen. Vom Park Los Fuertes aus erhält man einen guten Überblick über die gesamte Stadt. Aber auch vom 2013 erbauten Riesenrad in “Nuevo Puebla” (Neues Puebla) und von der Kirche auf der Pyramide in Cholula lässt sich die Stadt gut bestaunen. Letztendlich stellte sich das Dach unserer gemieteten Wohnung ebenfalls als guter Aussichtspunkt heraus.

Auf der Terrasse des Museo Amparo
Auf der Terrasse des Museo Amparo

 

Am Wochenende, als wir ankamen war direkt vor unserer Haustür ein Handwerksmarkt und um die Ecke eine Strasse mit Antiquitäten, die am Ende zu einem Flohmarkt führte. Das Sammlerherz dürfte hier wohl höher schlagen und für Vintage-fans gibt’s eine große Auswahl an schönen Gegenständen. Leider ist mein Rucksack zu klein also muss das schauen und sich inspirieren lassen ausreichen.

Antiquitätenstraße
Antiquitätenstraße

 

Als wir bei einem unserer Spaziergänge am Museo Tecnologico de Monterrey vorbeischlendern werden wir hineingewunken um uns den, bereits für Día de los Muertos (Tag der Toten) fertiggestellten, Altar anzusehen. Detailliert und schön gestaltet wird hier einem Verstorbenen gedacht, der sich laut Tradition bald auf seinen Weg vom Jenseits ins Diesseits macht. Nach so einer langen Reise ist man natürlich hungrig. Aus diesem Grund befinden sich neben Blumen und anderen Deko-Elementen die scheinbar zu den Hobbys oder der Arbeit des Verstorbenen passen, auch Essensgaben auf den Altaren.

Altar
Altar

 

Jetzt verstehen wir auch die aus Ton gefertigten Speisen wie Pan Dulce (Süsses Brot) und sogar Doughnuts, die wir am Mercado de Artesanes gesehen haben. Bis jetzt waren es für uns nur kitschige Souvenirs, denn wer bitte bringt aus Puebla einen Ton Doughnut statt einem Talavera-Keramik Teller mit? Aber bitte, jedem das seine, dachte ich mir noch ganz unwissend.

Täuschend echt aber steinhart
Täuschend echt aber steinhart

 

Mercado de Artesanias
Mercado de Artesanias

 

Im Lebensmittel Markt waren wir natürlich auch. Felix liebt diese Märkte, hauptsächlich wegen der Photomotive. Neben echtem Gemüse, Obst, Fleisch und Fisch gab es dort auch aus Zucker oder Marzipan gefertigte Miniaturkopien. Kein anderes Wort als “entzückend” beschreibt diese Altarbeigaben besser. Dass es sich dabei ebenfalls um Altarbeigaben handelt, stellten wir erst nach der Besichtigung unzähliger Altare fest, die während unseres Aufenthaltes wie Schwammerl aus dem Boden zu schießen schienen. Eh klar, denn der Tag der Toten rückte immer näher.

Typische Marktszene
Typische Marktszene

 

Entzückende Miniaturkopien begegneten uns erneut, als wir bei einem unserer Spaziergänge zufällig am Miniaturmuseum vorbei kamen. Höchstpersönlich wurden wir vom Aufseher des Museums durch die Ausstellung geführt. Rückblickend betrachtet, jetzt wo ich schreibe muss ich selber lachen, denn es scheint in Puebla von allem eine Miniaturkopie zu geben sogar von Puebla selbst! Die Stadt, deren Geschichte und sogar die vielleicht eintreffende Zukunft inklusive Aliens, in kleinen Schaukästen liebevoll dargestellt, kann im Museo de la Miniatura Poblana betrachtet werden. Mit großer Begeisterung erzählte uns der Aufseher zu fast jedem Schaukasten die dazugehörige Geschichte und wies, im wahrsten Sinne des Wortes, auf kleine Details hin.

Miniaturversion der Schlacht bei Puebla
Miniaturversion der Schlacht bei Puebla

 

Um zur Abwechslung Mal etwas richtig Großes zu sehen, sind wir in die nahegelegene Stadt Cholula gefahren. Nicht nur groß, sondern sogar dem Volumen nach die größte momentan bekannte Pyramide der Welt gibt es hier zu bestaunen. Wir haben uns alleine umgesehen und waren natürlich begeistert. Im Zentrum von Cholula, der ältesten noch bewohnten Stadt Mexikos, befindet sich ein mit Gras bewachsener Hügel. Auf der Spitze dessen steht eine kleine koloniale, gelb-weiß gefärbte Kirche. Darunter, viele Jahre verborgen, befindet sich die berühmte große Pyramide von Cholula. Ich persönlich bin weniger von der Größe sondern mehr von der Tatsache fasziniert, dass die Spanischen Inquisitoren keinen blassen Schimmer hatten was für ein Schatz der Menschheitsgeschichte unter ihrer Kirche schlummert. Hauptsache sie haben ihre Kirche prominent, von jedem Punkt der Stadt aus sichtbar, platziert.

Mit dem Taxi ließen wir uns direkt zum Eingang der Pyramide bringen, kauften uns ruck zuck ein Ticket und machten uns auf den Weg nach oben. Bevor wir allerdings Höhenmeter gut machen konnten mussten wir zuerst durch ein Tunnelsystem.

Ein Männlein steht im Tunnel...
Ein Männlein steht im Tunnel…

 

Dieses spuckte uns dann auf der gegenüberliegenden Seite der Pyramide, etwa auf gleicher Höhe wieder aus. Im Freien gelegene Treppen führten uns von diesem Punkt aus schließlich bis zum höchsten Punkt der Pyramide, der mit der bereits erwähnten Kirche geschmückt ist.

Fast geschafft
Fast geschafft

 

Oben angekommen konnten wir wunderbare Blicke über die Stadt, die umliegenden Berge, Vulkane (inkl. dem berühmten Popocatépetl) und die Ausgrabungsstädte genießen. Da wir relativ früh gestartet sind, hatten wir Anfangs noch Glück mit dem Wetter. Am Nachmittag zogen jedoch, wie beinahe jeden Tag, Wolken auf und es wurde kühler. Als wir nach einem ausgiebigen Spaziergang durch die Ausgrabungsstädte uns auch noch ein wenig in der Stadt umschauten wurde uns richtig kalt in unseren dünnen Pullis und wir entschieden zurück nach Puebla zu fahren.

Ausblick auf Cholula und Popo
Ausblick auf Cholula und Popo

 

Ein Teil der gigantischen Ausgrabungsstätte
Ein Teil der gigantischen Ausgrabungsstätte

 

In etwa gleich groß wie die große Pyramide von Cholula waren die Portionen des Poblano Restaurants, in dem wir am Ende schon Stammgäste waren. Ich beobachtete die lange Schlage an Gästen die vor dem Restaurant auf einen Sitzplatz warteten, kein einziger Tourist unter ihren. “Das müssen wir ausprobieren! Das muss beliebt und gut sein!”, meinte ich zu Felix. Wir sind auf unserer Reise immer gut gefahren, in die Restaurants zu gehen die von der lokalen Bevölkerung besucht werden, denn wer zahlt schon gerne für schlechtes Essen? Und wer weiß besser als die Einheimischen wo es gut ist? Das Essen war tatsächlich immer lecker und obendrein günstig. Suppe, Reis oder Salat, Hauptspeise und Nachspeise von 60 – 180 Pesos (3-8 Euro) je nachdem welche Hauptspeise man aussuchte. Das billigste Tagesmenü ist fast unschlagbar! So günstig, wurden wir verleitet öfter Essen zu gehen und kochten kaum, was auch mal eine Abwechslung brachte. Nachdem es mehrere und ständig wechselnde Hauptspeisen zur Auswahl gab freute es uns zusätzlich unterschiedliche typische Gerichte auszuprobieren.

Das unvergleichliche "Chile en Nogada"
Das unvergleichliche “Chile en Nogada”

 

Einen ganz besonderen Abend verdanken wir Jesse, unserer Vermieterin, die uns eine Abendtour durchs “Nuevo Puebla” (Neues Puebla) anbot. Übrigens ist hier gar nichts Miniatur. Ganz im Gegenteil. Ein Riesenrad, das deutlich größer als das Wiener Riesenrad ist, sagt wahrscheinlich eh schon einiges. Später, beim Nachforschen stellte sich heraus dass es sogar das größte in Nordamerika ist. Wir wurden von Jesse auf eine Fahrtrunde eingeladen und bestaunten Puebla bei Nacht. Neben Riesenrad und Einkaufszentrum, natürlich alles sauber und steril, ragen Hochhäuser à la Miami Beach empor.

Riesen Riesenrad
Riesen Riesenrad

 

Ausserdem führte uns Jesse kurz durch eine der neuen rund um die Uhr bewachten Wohnsiedlungen, die gut und gerne als Kleinstadt bezeichnet werden kann. Vor allem erfolgreiche Fußballer, Manager, viele Deutsche und auch “Narcos” haben sich hier angesiedelt. Wie offen Jesse mit der Tatsache umgeht dass Drogenhändler (Narcotraficantes, oder kurz Narcos) hier nicht nur leben sondern diesen neuen Teil der Stadt offenbar sogar finanziert haben, erstaunt uns. Scheinbar gilt Puebla sozusagen als “Sichere Zone” in der keine Rivalitäten zwischen den befeindeten Kartellen ausgetragen werden. Stattdessen können Narcos hier ungestört leben, ihre Kinder großziehen, die Stadt nach ihren Ideen und Bedürfnissen gestalten und die Streitigkeiten an­der­orts austragen. Die Stadtverwaltung duldet dies hat aber vermutlich auch gar keine andere Wahl. Während diese Tatsachen für uns sehr bizarr, fremd und ein wenig beunruhigend sind scheint es für Mexikaner ganz normal zu sein. Man hat sich damit abgefunden, wahrscheinlich so ähnlich wie die Italiener mit der Mafia.

Zurück im alten Puebla waren die Vorbereitungen für den bevorstehenden Día de los Muertos in vollem Gange. Neben einem Wer-ist-die-Schönste-Tote Wettbewerb in der Universität gegenüber unserer Unterkunft, fand am 30. Oktober eine Straßenparade statt, die scheinbar der Startschuss für die folgenden Feiertage war.

Wer ist die schönste Tote?
Wer ist die schönste Tote?

 

Unzählige verkleidete und geschminkte Menschen zogen gemeinsam durch die Straßen und wir, gefesselt von dem Schauspiel das sich vor unseren Augen entfachte, folgten der Traube und kamen mit dem Schauen kaum nach. Schrille, bunte und aufwändig gefertigte Kostüme, Musik, Tanz, Choreographie jeglicher Art… Kurz, ein Augenschmaus, der uns in Stimmung für die bevorstehenden Feiertage und damit verbundenen Festivitäten brachte.

 

Ein glücklicher Zufall verschlug uns in diese reizende, belebte und absolut sehenswerte mexikanische Großstadt, die momentan noch weitgehend von Touristenmassen verschont ist. Eigentlich sind wir nur nach Puebla gekommen um in kürzeren Abschnitten Oaxaca, unser nächstes und letztes neues Ziel auf dieser lange Reise, zu erreichen. Umso größer war die Überraschung dass sich Puebla als eines der Städte-Highlights auf unserer Reise herausstellte und wir sind sehr glücklich fast zwei Wochen hier verbracht zu haben.

Um noch tiefer in das wohl wichtigste Fest Mexikos einzutauchen fahren wir nun weiter nach Oaxaca und freuen uns obwohl wir ein wenig traurig sind diese wunderschöne Stadt schon wieder verlassen zu müssen.

Für mehr Photos aus Puebla, hier klicken.
Für mehr Photos aus Cholula, hier klicken.

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  1. Julia
    Julia at ·

    ein sehr schöner Beitrag! :) wisst ihr denn noch, wie das gute und günstige Poblano Restaurant hieß? liebe Grüße!

Back to the start, back to Mexico

Back to the start, back to Mexico

​Nach unserer spannenden Woche in Ometepe fahren wir zurück nach Granada. Hier verbringen wir zwei ruhige und erneut heiße Tage und gehen noch einmal zur Kathedrale, um den Sonnenuntergang von der Terrasse und dem Glockenturm aus zu sehen. Ein perfekter Abschluss unserer aufregenden Reise durch Nicaragua.

Sonnenuntergang in Granada
Sonnenuntergang in Granada

 

Bis nach León oder gar auf die Corn Islands haben wir es zwar nicht geschafft aber so haben wir einen guten Grund wieder zu kommen.

Von Managua fliegen wir nach unserer bisher siebenmonatigen Reise zurück in das Land der vielen unaussprechbaren “X”-Wörter, dem Land der kulinarischen Genüsse und der günstigen Einkaufsmöglichkeiten, dem Land in dem die meisten Leguane herumkriechen. Anders gesagt: Zurück nach Mexiko!

Zum zweiten Mal landen wir spät nachts, nach einer der längsten und anstrengendsten Flugreisen dieser Weltreise, in Cancun. Von Managua, Nicaragua zunächst runter nach Panama City und dann über alle Länder die wir bereist haben, wieder hinauf nach Cancun, Mexico. Wie ich vor vielen Monaten in meinem zweiten Antigua Guatemala Bericht geschrieben habe, waren die Flüge so einfach viel günstiger. Da nimmt man Umwege in Kauf und, vor allem, wir haben ja Zeit.

Panama City aus der Luft
Panama City aus der Luft

 

Leider kamen am Flughafen in Cancun dann auch noch einige Unannehmlichkeiten dazu. Das Gepäck unseres Fluges musste noch von Drogenhunden beschnüffelt werden bevor es endlich nach einer Dreiviertelstunde aufs Gepäckband rollte. Das wird laut Anzeigetafel auf allen Flügen die aus Lateinamerika kommen gemacht. Dann musste man noch auf einen Knopf drücken, der meiner Meinung nach bei allen Passagieren ein rotes Lämpchen zum leuchten brachte, was soviel wie extra Gepäckkontrolle durch einen Beamten bedeutet. Haben die Hunde nicht ordentlich genug geschnüffelt, oder was? Wie auch immer, es war zum verzweifeln, vor allem weil wir noch einen Bus nach Puerto Morelos erwischen wollten um uns Zusatzkosten für ein Taxi zu ersparen.

Ein Stückchen Heimat in Panama? Nein, Nicht wirklich
Ein Stückchen Heimat in Panama? Nein, Nicht wirklich

Unser Gepäck hat sich während der letzten Monate immer verändert. Mal Unnötiges und Souvenirs nach Hause geschickt, dann wieder ordentlich eingekauft, unsere Nahrungsmittelreste (Zucker, Gewürze, Reis, Limonen, usw.) nahmen wir immer mit, ganz nach dem Motto “Wir haben ja nichts zu verschenken!”. Wenn man möchte kann man auch die immateriellen Dinge noch dazu zählen. Mit vielen neuen Eindrücken, jeder Menge Erfahrungen und nicht zu vergessen, einer neuen Sprache im Gepäck kehrten wir nun nach Mexiko zurück.

Nun ja, leider auch zu viel im Gepäck waren unsere Zigaretten, die wir in Nicaragua noch gekauft hatten. Am Flughafen in Managua schaute Felix extra noch im Internet nach was die Freimenge in Mexico ist. Dass diese Information veraltet ist und mittlerweile nur mehr die halbe Menge erlaubt ist fanden wir leider erst bei der Ankunft heraus. Leider zu unglaubwürdig versuchten wir den alten Schmäh, dass wir die Zollbeamten nicht verstehen und auch den Wisch den wir da im Flugzeug erhalten haben nicht lesen konnten, weil wir ja kein Spanisch sprechen und eine englische Versionen davon wurde nicht ausgeteilt, hätten wir auch nicht erfragen können, weil… Genau, wir sprechen ja kein Spanisch. Überraschend und blöd zugleich, dass die Zollbeamten auch Englisch sprachen.

Also war das Gepäck dann auch gleich wieder um etwas mehr als 100 USD leichter. Die Importsteuer für Zigaretten liegt nämlich bei über 500%. Etwas später erleichterten wir uns um weitere 55 USD um mit dem Taxi nach Puerto Morelos zu gelangen, denn der letzte Bus war längst weg. 55 USD für eine 20 Minuten Fahrt. Der Bus hätte nichtmal 5 USD gekostet, aber was solls, heute ist eh schon alles wurscht. Hauptsache so rasch wie möglich ins Bett. Dass der Bus nicht mehr fährt stimmte diesmal tatsächlich und war kein Taxista Schmäh. Wobei wirklich sicher sein kann man sich eh nie. Laut Website fährt der letzte jedenfalls kurz vor Mitternacht. Der Zollbeamte wiederum meinte er fährt die ganze Nacht.

Der Wisch
Der Wisch

Ja, Felix hat nach unserer heftigen Diskussion tatsächlich den Zollbeamten gefragt, ob der Bus noch fährt und wenn nicht, wieviel ein Taxi nach Puerto Modelos kosten könnte! Mit etwas mehr Humor, die Strafe war ja bezahlt, beantwortet der Beamte sogar unsere Fragen und war gar nicht mehr so unsympathisch. Durch das hin und her mit den Beamten, denn ohne diskutieren wollten wir einen Steuerbetrag der aus dem Nichts zu kommen schien und auf einen abgerissenen bereits bekrizelten Wisch geschrieben wurde einfach nicht zahlen, war es jetzt schon nach Mitternacht. Der Flughafen menschenleer. Somit blieben wir vorerst auch auf unseren nicaraguanischen Cordoba sitzen, die wir um diese Zeit nicht mehr wechseln konnten. Lediglich ein junger Mann versteckte sich hinter seinem Touristenschalter. Als wir ihn fragten wo es hier einen Bankautomaten gibt, begleitete er uns dort hin und wir plauderten ein bisschen.

Als wir endlich den Flughafen verließen, fragte uns der Taxifahrer wie es uns geht. Nachdem wir mit einem “Gerade, nicht sooo toll” antworteten und er uns ebenfalls sein Leid erzählte, blieb uns eigentlich nichts anderes übrig als dieses Gespräch mit einem seufzendem aber in Gedanken schmunzelndem “¡Todo bien, Todo bien!” zu beenden.

Endlich angekommen, gingen wir erschöpft schlafen. Die nächsten sieben Tage würden wir nichts weiter machen als schlafen, schwimmen, essen und schlafen.

Terrasse in Puerto Morelos
Terrasse in Puerto Morelos

 

Nichtstun in Puerto Morelos
Nichtstun in Puerto Morelos

 

Nach einer entspannenden Woche am ruhigen Strandort Puerto Morelos geht unsere Reise weiter nach Puebla, wo wir uns ganz wie es sich für einen Stadtbesuch gehört, dem Sightseeing widmen und den Beginn von “Dia de los Muertos” miterleben.

Für mehr Photos aus Puerto Morelos, hier klicken.

Brumm Brumm auf Ometepe – Part 2

Brumm Brumm auf Ometepe – Part 2

Hier sind wir also wieder. Nach einer geführten Tour mit Adolfo, die uns hauptsächlich die touristischen Highlights der Insel näherbrachte, einer Mopedtour auf eigene Faust um den Vulkan Maderas die gegen Ende für uns beide “ein bisschen anstrengend” wurde und mehreren Ruhetagen in Merida mit See und Vieh haben wir noch immer nicht genug von dieser beinahe unberührten Insel mitten im Lago Nicaragua. Also schwingen wir uns erneut auf unseren knallroten Flitzer und machen diesmal den Norden unsicher.

Beim Mopedverleih treffen wir heute Morgen hauptsächlich Kinder an. Die zwei Männer die sich sonst um die Gefährte kümmern sind nicht hier und so übernimmt ein schätzungsweise 8-10 jähriges Mädchen unsere Anfrage erneut ein Moped, für den ganzen Tag, auszuleihen. Zuerst sind wir nicht sicher ob wir das Moped bekommen weil ja die Männer des Hauses und offensichtlich die Betreiber des Verleihs nicht anwesend sind. Während wir uns fragend anschauen, überprüft das kleine Mädchen mehrmals die Tanks der zwei quasi identen Flitzer und überlässt uns schließlich den mit mehr Sprit. Vermutlich übernimmt sie gerade zum ersten Mal diese Aufgabe und kopiert dabei, so gut es geht, ihren Vater. Während wir warten kommen wir nicht umhin den Rest der Bande beim Scooby Doo schauen in der Garage zu beobachten. Gespannt blicken mindestens vier weitere Kinder und deren Mutter auf den Fernseher. Nur hin und wieder wendet sich ihr Blick in unsere Richtung und der des Mädchens ab. Nach einigen Minuten sind alle Checks erledigt und wir dürfen das Moped langsam in die Ausfahrt schieben. Ich bezahle, vergesse aber meinen Pass abzugeben. Das Mädchen ruft “Pasaporte”, ich entschuldige mich, hinterlasse wie beim letzten Mal meinen Pass und wir fahren los.

15-20 Minuten brauchen wir um von der schlechten Straße in Merida runterzukommen und auf die gut asphaltierte Strecke der Nordseite der Insel zu gelangen. Von da an geht’s mit beinahe Lichtgeschwindigkeit weiter Richtung Vulkan Conception.

Maisbauern
Maisbauern

 

Kurz machen wir einen Abstecher nach Altagracia, sitzen eine Weile im Parque Central und kaufen uns Flüssigkeitsnachschub. Wir überlegen, ob wir noch weiter zum Hafen von Altagracia, der auf der Nordostseite der Insel liegt, fahren. Als wir allerdings in die Straße einbiegen die dort hinführen soll, vergeht uns die Lust schlagartig. Eine Wiederholung der letzten Tour wollen wir vermeiden also drehen wir um und fahren lieber Richtung Moyogalpa.

Altagracia
Altagracia

 

Wieder bleiben wir unzählige Male stehen um die Natur, den Blick auf den Lago Nicaragua und die Vulkane zu genießen. Und natürlich um Photos zu schießen. Ganz bis nach Moyogalpa schaffen wir es nicht, allerdings ist die Hauptstadt wahrscheinlich auch der unattraktivste Teil der Insel.

Andrea
Andrea

 

An einem weiteren Hafen auf der Nordwestseite der Insel, an dem wir kurz halt machen, beschließen wir lieber umzudrehen und nochmal im Ojo de Agua schwimmen und etwas essen zu gehen. Scheinbar war der Tank unseres Mopeds diesmal auch nicht randvoll, denn mittlerweile haben wir beinahe die Hälfte verbraucht. Es wird also Zeit die Rückreise anzutreten.

Hafen bei San José del Sur
Hafen bei San José del Sur

 

Gesagt, getan und etwa 20-30 Minuten später sind wir auch schon beim Ojo de Agua. Wir gönnen uns einen kleinen Snack und stürzen uns danach gleich ins kühle Nass. Leider ziehen recht plötzlich dunkle Wolken auf die uns Sorgen bereiten. Bei Regen und Sturm Mopedfahren, vor allem auf dem Streckenabschnitt der zu unserer Unterkunft führt ist nicht unbedingt meine Lieblingsbeschäftigung also entscheide ich kurzerhand dass wir lieber abzischen. Wirklich ausgezahlt hat sich der Besuch beim Ojo de Agua diesmal also nicht. Die Wartezeit auf das Essen war wohl länger als die Zeit die wir im Wasser verbrachten. Aber, “Better be safe than sorry”.

Als wir losfahren fängt es tatsächlich zu regnen an. Anfangs sind es nur ein paar vereinzelte Tropfen doch wie wir wissen kann sich das sehr schnell ändern. Und das tut es leider auch. Wir suchen hektisch nach einem Unterschlupf, finden aber nur einen Baum am Straßenrand der eigentlich so gut wie gar keinen Schutz bietet. Trotzdem bleiben wir kurz unter ihm stehen, verstauen hastig das Kameraequipment und andere empfindliche Dinge im “Kofferraum” des Mopeds und überlegen wie es weitergehen soll. Mittlerweile sind wir waschelnass, ein Ende des Schauers ist nicht in Sicht und unser Unterschlupf bietet so gut wie keinen Schutz. Wir beschließen also, trotz der unangenehmen Bedingungen weiter zu fahren.

Leider haben unsere Helme keine Visiere und so bekomme ich vorne natürlich die volle Ladung ab, habe Schwierigkeiten die Augen offen zu halten und muss zusätzlich noch mit der rutschigen, generell schlechten Straße und der sich einstellenden Kälte kämpfen. Als wäre das noch nicht genug Futter fürs Hirn, versuche ich jetzt auch noch so “ökonomisch” wie möglich zu fahren denn der Blick auf die Tankanzeige bereitet mir große Sorgen. Die Tankstandanzeigenadel hat sich mittlerweile kurz vorm roten Bereich eingependelt. Tankstellen gibt es in dieser Gegend natürlich keine. Wenn überhaupt verkauft jemand am Straßenrand Sprit aus Plastikflaschen, bei strömendem Regen so wie gerade, aber eher nicht. Eigentlich haben wir seit einigen Minuten überhaupt keine Menschen mehr gesehen. Macht Sinn, wer geht denn auch bei dem Wetter raus?

Wir tuckern also weiter vor uns hin, ich versuche jeden Hügel so spritsparend wie möglich zu überwinden und uns sicher nach Hause zu bringen. Diesmal sind es eher meine Nerven die blank liegen. Philippa sitzt hinten und versucht mich aufzumuntern, was ein bisschen hilft. Ich denke mir, falls wir wirklich steckenbleiben rufen wir Adolfo an und fragen ob er uns abholen kann. Wenn da nicht das Problem mit dem Handyempfang wäre …

Es wird aber ohnehin nicht so weit kommen, denn die Umgebung kommt uns langsam immer vertrauter vor. Als wir dann einige Werbeschilder entdecken die wir von unseren Spaziergängen in Merida kennen ist die Erleichterung groß. Wir haben es geschafft! Ich komme mir wie in einem Film vor, als der Regen just in dem Moment in dem wir zum Mopedverleih einbiegen aufhört. Aber was solls, wir sind einfach nur froh wohlbehalten, wenn auch waschelnass, zurück zu sein. Oder anders gesagt: “Todo bien!”

Morgen geht’s zurück nach Granada und ein paar Tage später dann nach Mexico. Wir sind zwar erschöpft, aber erneut um viele Eindrücke und Erfahrungen reicher und das ist es ja schließlich um was es bei dieser Reise geht.

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Brumm Brumm auf Ometepe - Part 1

Brumm Brumm auf Ometepe – Part 1

Während ich Palatschinken zum Frühstück mache, geht Felix zur Straße hinauf und schaut ob er für heute ein Moped ausborgen kann. Wir sind natürlich nicht sicher ob der in die Jahre gekommene, österreichische Moped Führerschein von Felix ausreicht, aber fragen kostet ja bekanntlich nichts.

Nach gefühlten 20 Minuten höre ich ein “Brumm-Brumm” näher kommen und schaue aus dem Fenster. Felix sitzt auf einem knallrotem Roller und fährt in unseren Garten. Es hat also funktioniert. Wie so oft, haben sich meine Worte “Hier in Nicaragua ist noch einiges möglich…” bestätigt und es hat sich endlich ausgezahlt das Felix seinen Führerschein mitgenommen hat. Auch wenn dieser überhaupt nicht nötig gewesen wäre, Reisepass hätte genügt. Heute machen wir also eine Moped Tour auf Ometepe.

Die Helme sind eigentlich nur zur Zierde und schützen nicht wirklich. Aber für 25 USD, inkl. Treibstoff aus der Flasche darf man nicht mehr erwarten.

Gleich geht's los
Gleich geht’s los

 

Nach kurzem einrichten und gewöhnen sind wir abfahrbereit. Ich schwinge mich auf den Rücksitz und klammer meine Arme um Felix’ Bauch. “Die Fahrt kann losgehen!” Okay, doch noch nicht. Ich steige wieder ab. Der Weg durch den Wald von unserer Unterkunft zur Hauptstraße hinauf ist zu uneben und verwurzelt. Felix fährt alleine hinauf, ich gehe ihm nach. Viel schneller ist er ohnehin nicht.

Jetzt aber! “Die Fahrt kann losgehen!” Wir fahren zunächst Richtung Playa Santa Domingo. Einige Male bleiben wir stehen, damit Felix Photos machen kann. Bei Santa Domingo machen wir eine längere Pause. Den Abschnitt von Merida bis hier her und weiter bis nach Moyogalpa kennen wir schon von unserem Tagesausflug mit Adolfo. Deswegen biegen wir hier ab und fahren stattdessen Richtung Santa Cruz.

Kreative Schaukel in Santa Domingo
Kreative Schaukel in Santa Domingo

 

Viele neue landschaftliche Highlights und Eindrücke ziehen an uns vorbei. Felix ist begeistert endlich Mal wieder selbst herumdüsen zu können. Relativ schnell stellt sich heraus, dass wir drauf und dran sind den Vulkan Maderas zu umrunden. Weiter und weiter verschlägt es uns in die wunderschöne Natur, sie verschlingt uns geradezu.

Natur
Natur

 

Mit der Zeit wird die Straße leider immer schlechter. Schlaglöchern, unzählige lose Steine, steile Hänge und von Asphalt natürlich keine Spur mehr. Immer öfter muss ich absteigen und die Hügel hinaufgehen. Nachdem wir mittlerweile schon mehr als die Hälfte der Runde geschafft haben wollen wir aber auch nicht mehr umkehren. “Die Hoffnung stirbt zuletzt!” Deshalb hoffen wir mal dass sich die Strassenbedingungen in einigen Kilometern wieder bessern.

The Road Ahead
The Road Ahead

 

Felix wurde vom Mopedverleih noch gewarnt, “Die Straße um Maderas ist sehr schlecht.” Bis jetzt war sie allerdings noch in Ordnung. Ursprünglich wollten wir nur von Merida nach San Ramon zum Wasserfall fahren, was Felix dem Mann beim Verleih auch mitteilte. Wie recht der Mann doch hatte, stellen wir jetzt gerade selber fest.

Ich schätze wir befinden uns momentan in der Nähe des Dorfes San Pedro. Merida ist eigentlich gar nicht mehr so weit entfernt. Eigentlich, wäre da nicht die schlechte Straße. Motorisierten Verkehr gibt es hier auch kaum mehr. Hauptsächlich Pferde kreuzen unseren Weg.

Vulkangestein
Vulkangestein

 

Wir stehen auf einer Anhöhe, die wir gerade mühevoll erklommen haben und sind hin und weg vom Ausblick. Plötzlich, ich schwinge mich gerade wieder auf den Rücksitz, ein kurzer, starker, brennender Schmerz auf meiner Hand. Wir bleiben stehen um herauszufinden was passiert ist. Um die schmerzenden Stelle bildet sich ganz kurz ein weißer Kreis, der aber binnen Minuten wieder verschwindet. Übrig bleibt ein leicht rötlicher Punkt in Sandkorngrösse. Es tut auch nicht mehr weh, also geht die Fahrt auch schon wieder weiter.

Der Ausblick
Der Ausblick

 

Mittlerweile ist uns das Wasser ausgegangen. Fast vier Liter hatten wir mit. Höchste Zeit bei der nächsten Gelegenheit Wasser zu kaufen. Berg auf, Berg ab, über Steine holpern wir tapfer weiter. Mehr als 10 km/h sind nur selten möglich. Der Tank wird plötzlich auch schneller leer, was ja eigentlich logisch ist. Zusätzlich hoffen wir, dass die Reifen nicht platzen beim Fahren über die Steine.

Endlich kommen wir zu einer Pulperia (Greißler mit Fensterverkauf). Ich setze mich auf die Holzbank vor dem Haus. Felix kauft Wasser. Es gibt allerdings leider nur eine kleine 300ml Flasche. Mir geht es schlagartig wieder schlechter. Meine Lippen zittern und ich verkrampfe mich wahrscheinlich zu sehr. Wir sitzen ein bisschen auf der Bank, trinken Wasser, essen Schokokekse. Ich versucht mich zu beruhigen. Als ich glaube es geht wieder, fahren wir weiter.

Leider nur für ein paar Minuten. Mittlerweile kann ich mich nicht mehr an Felix festhalten. Meine Hände sind steif geworden. Ich bitte Felix, “Bleib sofort beim nächsten Haus stehen! Es geht mir nicht gut!”. Als ein Haus, versteckt im Wald, in Sicht ist bleiben wir stehen. Ich gehe auf das Haus zu. Davor im Garten liegt ein dickes Schwein im Gras. Beim Haus schwingt eine junge Frau mit ihrem Baby in einer Hängematte, ein älterer Mann ohne Zähne in weißem Hemd und brauner Schlaghose steht neben ihr. Ich entschuldige mich bei ihnen und frage, ob ich mich setzen darf da es mir nicht gut geht. Ich zeige, dass ich meine Hände nicht bewegen kann. Auf einem der grünen Plastiksessel nehme ich Platz. Der Mann und die Frau sind verständlicherweise und sichtlich verwirrt, dennoch bemühen sie sich zu verstehen was überhaupt passiert ist. Hauptsächlich redet Felix mit ihnen, denn mir ist mein Spanisch gerade vergangen. “Wie alt ist das Kind?” schaffe ich zu fragen, auch um mich abzulenken.

Felix zwickt mich in den kleinen Finger und ich spüre nichts, nada! Nachdem das keine Meditationsübung ist bin ich eher beunruhigt von der Tatsache. Der Mann, den ich mir als alten weisen Doktor vorstellte, beginnt meine Arme von oben nach unten abzuklatschen um den Kreislauf wieder anzukurbeln. Das hilft sogar. Nach und nach kehrt Gefühl in meine Hände zurück. Wir gehen ein paar Schritte im Garten um das schlafende Schwein herum. Felix sagt: “Schau ein Glücksschwein”. Ich versuche mich an den Gedanken zu klammern. Als wir wieder Richtung Haus gehen drückt mir der Mann Blätter in die Hand. “Ich soll daran riechen. Limonen, zur Beruhigung der Nerven”, habe ich verstanden. Ich nehme die Blätter dankend entgegen und glaube einfach daran, dass sie helfen. Das Hirn ist ein Wunderwerk, denn unglaublicherweise beruhigen mich diese Blätter tatsächlich. Noch immer nicht ganz fit aber besser als vorher sind wir bereit den letzten Abschnitt bis nach Merida in Angriff zu nehmen.

Ich bitte Felix dem Mann ein paar Pesos zu geben. Er ist überrascht und freute sich über die 100 Cordoba. Seine Frau ist schon ins Haus verschwunden, bei ihm verabschiede ich mich mit einer Umarmung.

Den Rest der Fahrt halte ich die Limonenblätter fest an meine Nase. So fest, dass ich sogar Stückchen davon einatme. Felix fährt so schnell und gleichzeitig vorsichtig wie es bei den Strassenbedingung möglich ist, also eigentlich gar nicht aber das kann man nicht ändern. Die Devise lautet: “So schnell wie möglich und zielstrebig zu unserer Unterkunft!”. Umwege sind aber ohnehin nicht möglich, es gibt ja nur eine Straße.

Das einsame Haus befand sich in der Gegend um San Ramon. Mit dem Auto also höchstens noch 20 Minuten bis nach Merida. Nach ein paar Metern und Kurven, nach dem Haus, kommen auch schon wieder mehr Häuser und ein paar Hotels in Sicht. Eine Kurve weiter und die Welt sieht ganz anders aus.

Das Haus im Wald
Das Haus im Wald

 

Wir haben es geschafft. Wir sind zurück in Merida bei unserer Unterkunft. Obwohl ich erleichtert bin, dass wir es geschafft haben, würde ich gerne einen Arzt aufsuchen. Checken ob alles in Ordnung ist. Aber daraus wird nichts, denn es gibt hier keinen Arzt. Adolfo, dem wir schreiben, meldet sich eine Stunde später mit der Info, dass es in Altagracia eine 24 Stunden Klinik gibt. Doch wie würden wir da hinkommen. “Mit dem Moped, nein danke!” und wahrscheinlich macht der Aufwand meinen Zustand dann auch noch schlimmer…

Es hat begonnen stark zu regnen, ich liege bereits im Bett. Hamilton, einer unserer House Keeper hat sich im stürmenden Regen auf den Weg zu unserer Casita gemacht um nach mir zu sehen. Scheinbar hat Adolfo ihm bescheid gesagt. Felix erklärt was passiert ist. Hamilton bietet an, sollte ein Notfall auftreten könne er mich binnen 30 Minuten nach Altagracia bringen, mit dem Motorrad! Ich hörte dem Gespräch zu und bin endlich bereit mich zu beruhigen und einzuschlafen.

Wieder zu Hause
Wieder zu Hause

 

Hier war sie also wieder, die Hilfsbereitschaft, über die ich bereits berichtet habe.

Das Ende unserer schönen Motorradtour kostete mich so viele Nerven dass das einzig logische Resultat ein Nervenzusammenbruch war. Sage ich heute. Ich hoffe es zumindest. Das geringere Übel, im Gegensatz zu einer allergischen Schockreaktion, würde ich vorsichtig sagen. Die Psyche lässt sich gut behandeln, siehe Limonenblätter. Sollte es doch eine Allergie sein, werde ich das erst zu Hause erfahren. Zu wissen, dass man zu Hause in so einer Situation binnen wenigen Minuten die Möglichkeit einer Notversorgung durch einen Arzt bekommt ist etwas was ich durch dieses Erlebnis wahrscheinlich in Zukunft noch mehr schätzen werde als ohnehin schon zuvor.

Und wie heißt es so schön, was einen nicht umbringt macht einen stärker. Genau! Und aus diesem Grund setzten wir uns zwei Tage später noch einmal aufs Moped, diesmal allerdings hauptsächlich auf dem gut asphaltierten Streckenabschnitt. Bisschen Angst fährt noch mit aber die Angst gilt es zu bezwingen. Konfrontationstherapie.

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2 Responses

  1. 220Stephania
    220Stephania at ·

    Was dich gestochen hat, weißt du nicht, oder? Ich finde es schön, dass die Leute dort geholfen haben, so weit es ihnen möglich war. Ich hoffe es geht dir heute wieder besser und es war wirklich nur eine allergische Reaktion gegen was auch immer. Bussis

Ometepe aka Jurrassic Park

Ometepe aka Jurrassic Park

Zur Abwechslung, ohne von-Chickenbus-zu-Chickenbus-zu-Taxi-Adventure, folglich sehr gemütlich und bis in Detail vorab organisiert verlassen wir das heiße San Juan del Sur und reisen weiter zur Vulkaninsel Ometepe (Isla de Ometepe), einem Reiseziel das schon lange auf unserer Liste steht. Wir möchten uns selbst ansehen, warum andere Reisende Ometepe als “Jurrassic Park” bezeichnen. Wir sind fasziniert von der Tatsache, dass mitten im Nicaragua See (Lago Nicaragua) eine Insel liegt, die aus zwei Vulkanen besteht. Im Norden, der noch aktive Vulkan Conception und im Süden der inaktive Maderas. Fuego y Agua, also Feuer und Wasser sagte jemand der Einfachheit halber zu mir als von den Vulkanen die Rede war.

Direkt von unserer Unterkunft in SJDS werden wir mit dem Taxi abgeholt und zur Hafenstadt San Jorge gebracht. Beim Hafen angekommen, steht bereits eine Fähre abfahrbereit. Eigentlich wird die Fähre um diese Uhrzeit als Lancha (Boot) geführt. Dementsprechend überrascht sind wir, kein Motorboot vorzufinden sondern ein großes Schiff das wir dann doch eher als Fähre bezeichnen würden. Das Tempo passt auch eher zu einer Fähre.

Mit Volldampf voraus
Mit Volldampf voraus


Nach einer Stunde Fahrt über den Lago Nicaragua erreichen wir Moyogalpa, das mit etwa 5000 Einwohnern größte und am dichtesten besiedelte Dorf Ometepes. Adolfo, unser Fahrer wartet bereits und fährt uns in einem geräumigen Van zunächst zum einzigen Supermarkt (Pali) auf der Insel, wo wir für eine Woche im voraus einkaufen.

Die Fahrt geht weiter zu unserer Unterkunft in Merida. Nachdem Moyogalpa und Merida fast eine Stunde auseinander liegen bleibt uns auf der Fahrt viel Zeit um uns die Umgebung anzusehen. Wir fahren auf der eine große Straße entlang, die um die beiden Vulkane wie eine 8 führt. Vorbei am Vulkan Conception, über die Landebahn des Flughafens, die einfach mit zwei Schranken wie ein Bahnübergang geschloßen wird wenn Flugzeuge starten oder laden wollen, am Strand von Santa Domingo und an unzähligen kleinen Dörfern vorbei.

Heute landet wohl nichts mehr
Heute landet wohl nichts mehr

Unsere Unterkunft, ein privates großes Haus, liegt versteckt im Wald hinter der Hauptstraße und direkt am Ufer des Lago Nicaragua. Rund ums Haus ist ein großer Garten der Zuhause für einen Gockel (natürlicher Wecker) und seine Hennen, Schweine und einen Strassenhund ist. Natur pur, sozusagen.

Treffen sich zwei Schweine auf der Straße...
Treffen sich zwei Schweine auf der Straße…

In den ersten zwei Tagen leben wir uns ein, genießen die Natur und natürlich das Planschen im See sowie den Blick auf den See von unserer Terrasse aus. Wir beobachten Pferde, Schweine und Kühe die vor unserem Gartenzaun grasen. Der Sonnenuntergang ist wiedermal traumhaft, so wie eigentlich alles rundherum. Es wirkt wie die Kulisse für einen Fantasyfilm. Das ist also mit “Jurrassic Park” gemeint.

Sonnenuntergang vor unserer Haustür
Sonnenuntergang vor unserer Haustür

Als wir eines Tages auf einer Holzbank an der Hauptstraße sitzen lernen wir ein junges Mädchen kennen, dass gerade von der Schule kommt. Wir wollen gerade nach Hause gehen, also schließt sie sich uns an. Ursprünglich dachte sie, dass wir im Hotel “Hacienda Merida” wohnen, wo sie arbeitet und wir gemeinsam dorthin gehen. Das Hotel ist nur ein paar Meter weiter die Hauptstraße hinunter von unserer Unterkunft entfernt. Jedoch verstehen wir ihre Aussprache von “Hacienda” zuerst nicht. Bei ihr hört es sich eher wie “siena”, sehr schnell und unbetont an. Deshalb folgt sie uns ohne viel zu sagen. Am Weg zu unserer Unterkunft werden wir beinahe von einer wild geworden Kuh überrannt, die rauf auf die Straße stürmt. Felix und mir steht der Schock ins Gesicht geschrieben, dem Mädchen dagegen ist es eher gleichgültig, sie nimmt ein paar Steine vom Boden und wirft diese gekoppelt mit einem lauten Schrei nach der nächsten Kuh aus der Herde, die uns den Weg versperrt.

Friedlicher Bewohner
Friedlicher Bewohner

Als wir drei auf unserer Terrasse sitzen und plaudern kommt ein junger Kuhhirte vorbei. Er stellt sich vor und steht nun auch auf unserer Terrasse. Wir bemerkten, dass es seine Kuh war, die uns beinahe überrannt hatte. Als Felix zu ihm meint dass diese Tiere “muy peligroso”, also sehr gefährlich sind grinst der Cowboy nur leicht. Zu viert plaudern wir ein bisschen, so gut es uns in Spanisch möglich ist. Am Abend macht sich das Mädchen auf den Weg zur Arbeit im Hotel Hacienda Merida und der Kuhhirte geht seine Kühe einsammeln. Also wenn das nicht Landleben ist!

Landleben
Landleben

Am dritten Tag nach unserer Ankunft machen wir eine Tagestour auf Ometepe mit Adolfo. Er bringt uns zunächst zum Nationalpark Charco Verde, wo wir alleine losgehen um den Dschungel zu erforschen. Beim Eingang gibt es ein Schmetterlingshaus. Die meisten Arten kennen wir zwar bereits aus der freien Natur, trotzdem ist es nett so viele verschiedene Schmetterlinge auf einem Fleck beobachten zu können.

Flattermann
Flattermann

Zum Mirardor (Aussichtspunkt) kraxeln wir hinauf und dann wieder hinunter um weiter durch den Dschungel zu einem Badeplatz am See zu gelangen. Es ist mal wieder brütend heiß und, anders als der Pazifik, bietet der Lago Nicaragua nicht viel, oder eigentlich gar keine Abkühlung.

Planschen mit Vulkanblick
Planschen mit Vulkanblick

Also sind wir froh, nach einer zweistündigen Wanderung, Adolfo wieder am Parkplatz zu treffen und unser nächstes Ziel, das natürliche Schwimmbecken mit glasklarem Wasser, Ojo de Agua anzusteuern. Die Abkühlung tut gut, nach unserem anstrengenden Ausflug im Charco Verde Naturparadies.

Ojo de Agua
Ojo de Agua

Der Magen knurrt mittlerweile auch also fahren wir nach einer kurzen Abkühlung auch schon weiter zu einem Restaurant bei Santa Domingo. Hier bestellt Felix gegrillten Fisch. Der Name des Fisches ist Lisa, er kommt direkt aus dem Lago Nicaragua und es ist wohl der beste den Felix je gegessen hat. Noch dazu ist die Portion so groß dass ein Pärchen dass ein bisschen nach uns ankommt einen Fisch zusammen bestellt. Gute Idee!

Lisa, oder was von "ihr" übrig ist
Lisa, oder was von “ihr” übrig ist

Wir essen also gut, unterhalten uns so gut wie möglich mit Adolfo und genießen den Ausblick auf den See. Neben den touristischen Highlights bleibt Adolfo auch immer wieder an speziellen oder schönen Orten für uns stehen, damit wir die Natur beobachten können und Felix zu seinen Photos kommt.

Abendstimmung mit Blick auf Vulkan Conception
Abendstimmung mit Blick auf Vulkan Conception

Ometepe ist ein besonderer Ort. Sehr natürlich nimmt das Leben hier noch seinen Lauf. Man wird quasi in eine andere Zeit zurückkatapultiert. Obwohl zwar fast jeder ein Handy besitzt, ist Handyempfang keine Selbstverständlichkeit. Ähnlich verhält es sich mit dem Internet oder generell Computern. Hier wird das einfache Leben noch geschätzt und tatsächlich gelebt und wir dürfen eine Woche lang daran teilhaben.

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One Response

  1. 220Stephania
    220Stephania at ·

    Hihi, na das sind ja wieder ein paar lustige Erlebnisse. Zum Glück ist euch bei der wilden Kuh nichts passiert. – Lisa schaut lecka aus :) Lustig die Flugbahn erinnert mich an den Urlaub von den Eltern. Dort konnten sie zwar nicht über die Start-/Landebahn fahren, aber es gab eine Ampel, weil die Flugzeuge genau über die Straße wegdonnerten und man in dem Moment mit dem Auto nicht auf der Straße sein sollte, da Gefahr besteht ins Meer versetzt zu werden :) Interessante Lösungen :)

San Juan del Sur

San Juan del Sur

Ziel erreicht, wir haben es an die Pazifikküste geschafft! Es ist heiß hier. Sehr heiß! Der breite, palmenlose Strand bietet leider keinerlei Schatten. Andererseits ist der Pazifik viel kühler als die karibische See. Jeder Sprung ins kühle Nass ist sogar mit etwas Überwindung verbunden. Zwischen Luft- und Wassertemperatur liegen hier gefühlte 15°C. Wir schalten also recht schnell in den “Low Power Mode” um und bewegen uns nicht mehr viel. Der Weg von unserer Unterkunft zum Meer beträgt wohl gerade mal 2-3 Minuten, bei den vorherrschenden Temperaturen wird aber bereits dieser kleine Hüpfer zur Qual. Vor allem weil die Bucht eben keinen Schatten bietet. Ganz stimmt das allerdings nicht, etwa 15-20 Gehminuten entfernt, an einem Ende der Bucht türmt sich ein hunderte Meter hoher Felsen auf. Direkt darunter kann man Nachmittags etwas Schatten erhaschen. Natürlich nur, wenn man der Sonne bis dorthin trotzt. Und zurück muss man ja auch irgendwann.

Ganz oben, an der höchsten Stelle des Fels thront Jesus. Eine geschätzt 20 Meter hohe Steinstatue die über die gesamte Bucht blickt. Ganz à la Rio de Janeiro. “Von da oben hat man bestimmt einen guten Blick”, denken wir uns. Aber um hinauf zu marschieren ist noch viel mehr Überwindung nötig als die paar Schritte zum Strand oder zum Schattenplatzerl. Wir vertagen den Ausflug also mehrmals.

Jesus am Fels in der Ferne
Jesus am Fels in der Ferne

 

Eigentlich bietet San Juan del Sur perfekte Bedingungen für Surfer und tatsächlich tummeln sich einige in den Wellen der breiten Bucht. Auch das Dorf ist gespickt mit Surf Shops und Surf Rentals. Ich überlege ein paar Mal ob ich mir ein Surfbrett ausborge. Der Gedanke, ungeschützt vor der Sonne stundenlang auf dem Meer herumzutreiben um auf die perfekte Welle zu warten, macht der Idee aber den Garaus. Eigentlich wollten wir auch die umliegenden Strände besuchen, doch auch daraus wurde leider nichts. Unser Ausrede für’s Nichtstun in SJDS (San Juan del Sur), “Blame it on the sun”.

Surfer in SJDS
Surfer in SJDS

 

Leider ist auch der Supermarkt nicht direkt im Dorf, wie es schon in Granada der Fall war sondern so um die 20-30 Gehminuten entfernt. Wir versuchen also erstmal alles was wir so brauchen im Dorf am Markt und bei kleinen Tiendas (Greißler) zu bekommen. Die Basics finden wir recht schnell, Gemüse und Obst kaufen wir am Markt und auch Faschiertes bekommen wir bei einer kleinen Carnicería (Fleischerei). Bis wir alles zusammen haben vergeht dann aber doch ca. eine Stunde. Eine Stunde die sich bei der Hitze wie eine Ewigkeit anfühlt. Wir beschließen also das nächste Mal mit dem Taxi zum Supermarkt und zurück zu fahren. Wir haben das bereits in Granada so gemacht obwohl es nicht unbedingt unser Stil ist. Manchmal geht’s leider nicht anders, dafür freuen sich die Taxler oder Taxistas, wie sie hier genannt werden.

Unser Weg zum Strand
Unser Weg zum Strand

 

Nach einigen Tagen bemerke ich dass jeden Morgen ein Mann mit einem kleinen Anhänger an unserer Unterkunft vorbeigeht und Wasser verkauft. Hier in Mittelamerika kauft man Wasser zumeist in großen 20 Liter Flaschen (Garrafón). Die Flasche an sich ist teuer, wenn man aber bereits eine leere hat wird diese einfach zurückgegeben und man bekommt für 1-3 Euro, je nach Land eine neue/volle. Oft wird dies als “Refill” bezeichnet obwohl nie nachgefüllt sondern immer ausgetauscht wird. Das Problem an diesen Flaschen ist, dass sie natürlich groß, schwer und unhandlich sind. Deswegen ist es umso praktischer wenn sie direkt an die Haustür geliefert werden. Noch praktischer ist es, dass unser Brunnen/Zapfsäule direkt in der von der Straße einsehbaren Garage steht. Somit pfeift der “Waterboy” einfach jedes Mal wenn er vorbeikommt und bemerkt dass unsere Flasche leer ist. Ich sperre das Garagentor auf, er trägt die Flasche bis zum “Brunnen”, nimmt die leere Flasche mit, ich bezahle und schon haben wir wieder frisches Wasser. Das ist doch mal ein Service!

Sonnenuntergang in SJDS
Sonnenuntergang in SJDS

 

Einige Tage vor unserer Abreise entschieden wir uns spontan zur Jesusstatue hinaufzumarschieren um den Sonnenuntergang über der Bucht zu beobachten. Da der Hügel zu dieser Tageszeit bereits im Schatten lag sollte das machbar sein. Und falls wir es nicht ganz schaffen schnappen wir uns einfach ein Taxi, dachten wir uns. Apropos Taxi. Als wir in SJDS ankamen befand sich dort wo ursprünglich eine Brücke das Zentrum des Dorfes mit dem südlichen Teil verband das ruhige Ende des Flusses. Mittlerweile wurde daraus ein reissender Fluss der in den Pazifik mündete. Während anfangs noch Autos und Mopeds einfach über den Strand am Flussende vorbeifuhren um von einer auf die andere Seite zu gelangen, war dies inzwischen nicht mehr möglich. Stattdessen wurde jetzt an der gleichen Stelle gefischt. Mit dem Taxi vom Dorf aus zur Statue zu fahren kam also nicht in Frage da dies nur über Umwege möglich gewesen wäre. Für alle die eine kleine Auffrischung benötigen: Die Brücke gab es noch bis vor zwei Jahren, als zu Ostern zu viele Menschen gleichzeitige auf ihr anfingen zu hüpfen und sie einstürzte. Mehr Details dazu gibt’s in unserem vorigen Blogeintrag.

Da die Brücke schon längst von uns gegangen war und die nächstbeste Straße einige Kilometer entfernt war wateten wir also einige Meter durch das Flusswasser, vorbei an Fischern und anderen Menschen um auf die andere Seite zu gelangen. Drüben angekommen bemerkten wir rasch dass sich hier die Reichen angesiedelt hatten. Unzählige imposante Strand- und Berghäuser reihten sich aneinander. Langsam begannen wir den Aufstieg. Während uns anfangs die mäßige Steigung keine Probleme machte wurde es rasch steiler und steiler. Immer mehr Pausen waren nötig. Am steilsten Punkt war die Steigung bestimmt um die 45°, wenn nicht mehr. Umso erleichterter waren wir als wir endlich oben ankamen und den wirklich herrlichen Blick über die Bucht, die umliegenden Berge und den Ozean genießen konnten.

Blick über SJDS
Blick über SJDS

 

Die Sonnenuntergänge in San Juan del Sur und Granada waren fast immer ein beeindruckendes Farbschauspiel und dauerten eine gefühlte Ewigkeit. Auch an diesem Abend wurden wir nicht enttäuscht und durften einen weiteren schönen Sonnenuntergang mit Weitblick erleben.

Jesus
Jesus
Philippa im Sonnenuntergang
Philippa im Sonnenuntergang

 

Die restlichen Tage unternahmen wir nichts mehr und konzentrierten uns stattdessen auf die Organisation unserer Weiterreise in Mexico. Aber zunächst geht’s mal auf die Insel Ometepe, die uns in eine andere Welt versetzen, uns einiges an Nerven kosten aber auch viele tolle neue Eindrücke und Erlebnisse bringen wird.

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2 Responses

  1. Andrea
    Andrea at ·

    Hey,
    den Hatscher da rauf hätte ich mir auch tagelang überlegt…
    Ich wünsche euch noch schöne Tage!
    Wie ist denn die Stimmung – nach diesem Wahlergebnis?
    Alles Liebe
    Andrea

¿Dónde está el puente? ¿Qué puente?

¿Dónde está el puente? ¿Qué puente?

Wir haben uns Zeit gelassen. In Ruhe aufstehen, ordentlich frühstücken! Aus Erfahrung wissen wir ja bereits dass so ein ordentliches Frühstück wichtig ist, wenn es um bevorstehende, ungewisse Busfahrten geht.

Ausgiebig gestärkt, machen wir uns zu Fuß auf zu der Busstation in Granada, von der aus die Busse nach Rivas fahren. Den Weg kennen wir ungefähr. Gestern Abend haben wir unsere Nachbarn zu einem lokalen Restaurant begleitet und sind danach noch zur vermeintlichen Station gegangen. Der Mann der beim Wartehütterl stand erklärte Felix, dass der Bus von hier aus stündlich nach Rivas fährt. Gestern war allerdings Sonntag Abend und heute am Montag in der Früh sehen die Straßen ganz anders aus. Wo sich gestern nahezu menschenleere Straßen gesäumt mit einer Alee aus geschlossen Holzstandln befanden, ist jetzt gerade das Marktleben in vollem Gange. Laut, bunt, viele Menschen, viele Fahrzeuge aller Art und natürlich Tiere. Kurz verlaufen wir uns und stellen fest, dass wir mitten durch eine enge Marktstraße weitergehen müssen. Es ist immer noch eine kleine Überwindung und ein leicht unsicheres Gefühl mit all seinem Hab und Gut am Rücken durch solche Menschenmassen zu gehen aber oft gibt es gar keine Alternative. Zielstrebig, ohne uns von den Angebote der Marktverkäufer aufhalten zu lassen, gehen wir weiter.

Kurz bevor wir bei der Busstation ankommen ruft ein junger Mann fragend, ob wir nach Rivas wollen. Der Junge Mann deutet uns einen anderen Weg. Wir sind verwirrt, gehen aber dort hin wo wir gestern extra nachgefragt haben. Als wir bei der Busstation ankommen, sagt uns der Frisör der nebenan seinen Salon hat, dass der Bus um die Ecke ist. Der junge Mann hatte also recht. In Begleitung eines weiteren Mannes der uns über den Weg läuft, finden wir nun endlich um die Ecke an einigen weiteren Marktständen vorbei die richtige Station. Ein mittelgroßer Platz, gatschig, löchriger Boden mit Mist überseht. Unser Bus steht schon da. Ich erkundige mich, wann wir abfahren. Die Antwort ist weniger erfreulich. Leider gibt es zu viele unterschiedliche Informationen was die Abfahrtszeiten nach Rivas betrifft. Wir müssen nun 1 1/2 Stunden warten, freuen uns aber andererseits dass wir mit Sicherheit einen Sitzplatz haben werden.

Busstation
Busstation

 

Die Wartezeit ist spannend und ungewöhnlich. Ungewohnt zu dem was wir aus Guatemala kennen. Es steigen unzählige Verkäufer ein und aus. Sie verkaufen alles was man für so eine Busfahrt braucht oder auch nicht oder alles was man vergessen hat am Markt einzukaufen. Getränke, Essen, Süßigkeiten, sogar Taschenlampen und Radios werden angepriesen. Die Verkäufer sind teilweise von Kopf bis Fuß mit ihren Waren bestückt. Kurz bevor die Fahrt endlich los geht, steigt noch ein Prediger ein. Ich glaube zumindest dass es einer war. Am Ende seiner lautstarken Predigt verteilt er kleine, kitschige Kalenderkarten auf deren Rückseite Sprüche stehen. Danach sammelt er noch Spenden ein und die Fahrt geht los.
Der Bus ist mittlerweile voll, teilweise müssen die Passagiere stehen, obwohl auf den vorhandenen Sitzen immer nur zwei Personen nebeneinander sitzen. Das ist auch ungewöhnlich. In Guatemala sitzen drei bis vier Personen eingezwängt nebeneinander.

Busverkäufer
Busverkäufer

 

Abgesehen von diesen paar Unterschieden zu Guatemalas Chickenbussen, ist die Fahrt mit solchen Bussen schon zur Normalität für uns geworden. Zwischendurch schließe ich sogar meine Augen und Träume ein bisschen vor mich hin, natürlich immer mit einer Hand an der Stange des Vordersitzes um bei unerwarteten Bremsungen oder sonstigen unorthodoxen Fahrmanövern, sicheren Halt zu haben.

Nach einer Stunde kommen wir in Rivas an. Junge Taxifahrer versuchen uns natürlich zu einer Taxifahrt statt einer weiteren Busfahrt zu überreden. “Wo wollt ihr hin? Ometepe? San Juan del Sur? Der letzte Bus ist gerade gefahren!” bekommen wir zu hören, während wir unsere Rucksäcke vom Dach des Buses entgegennehmen. Ein paar Mal müssen wir wiederholen, dass wir mit dem Bus nach San Juan del Sur fahren wollen. Als die Taxifahrer endlich begreifen dass wir nicht ihre Kunden werden zeigt uns einer von ihnen freundlicher Weise den Bus, der 10 Schritte entfernt steht.

In diesem Chickenbus sitze ich neben einer älteren Dame und als der Bus losfährt setzen sich noch zwei junge Mädchen neben mich. Na wer sagts denn! Geht doch, auch hier in Nicaragua vier auf einem Sitz! Die zwei Mädchen wirken wie Geschwister. Die große hat die kleine am Schoß und passt auf, zahlt die Fahrt, prüft auf ihrem Handy die Zeit. Die kleine schläft während der Fahrt ein und kippt auf mich. Felix hat paar Reihen hinter mir Platz genommen und sitzt neben einem jungen Mann, der versucht seine gerade erstandenen Plastikblumen wieder zu verkaufen. Er erklärt ausführlich wofür man sie verwenden kann. Angefangen von der Geburt über die Hochzeit bis hin zum Begräbnis.

The Chicken Bus Experience
The Chicken Bus Experience

 

Kurz vor San Juan del Sur steigen immer mehr Leute aus. Angekommen in San Juan del Sur bin ich für ein Taxi, das uns zu unserer Unterkunft bringt. Es wären nur 10 Minuten zu Fuß aber diesmal bestehe ich auf den Luxus. Aus diesen 10 Minuten werden sowieso wieder 20 Minuten, denn die Sonne macht einen immer langsam und die Sonne hier ist unglaublich stark, aber das stellen wir erst in den nächsten Tagen fest.

Unsere Zielangabe Richtung “El Puente” (Brücke) versteht der Taxifahrer nicht. “¿Qué puente?”, also “Welche Brücke?” fragt er. Wir schafften es dann aber doch zu unserer Unterkunft und stellten selber fest, dass es die Brücke nicht mehr gibt, obwohl sie auf unserem Touristenflyer und auf Google Maps noch eingezeichnet ist. Lediglich die großen, roten Stahlträger stehen sich noch gegenüber.

El Puente, oder das was von ihr übrig ist
El Puente, oder das was von ihr übrig ist

 

Später erzählt uns die Unterkunftsmanagerin, dass die Brücke eingestürzt ist. Letztes Jahr zu Semana Santa (Ostern), das wichtigste Fest hier in Lateinamerika, begannen einige Leute auf der Brücke zu hüpfen, bis diese nachgab und einstürzte. Grobe Verletzungen gab es zum Glück nicht. Brücke aber auch nicht mehr. Momentan aber scheinbar auch nicht nötig, denn es fließt kein Wasser vom Rio Escondido über den Strand ins Meer. Heute zumindest noch nicht.

Nachdem wir uns eingerichtet haben, gehen wir noch zum Strand. Ziel erreicht! Wir sind an der Pazifikküste!

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Reiche Inseln, Lavaauge, Kraterschwimmen, neue Bekanntschaften, Parade und ein Grab im Garten

Reiche Inseln, Lavaauge, Kraterschwimmen, neue Bekanntschaften, Parade und ein Grab im Garten

Isletas de Granada​

Genau 365 Inseln spuckte der Vulkan Mombacho bei einem Ausbruch vor vielen tausenden Jahren in den Lago Nicaragua und formte somit die Isletas de Granada. Auf der Bootstour wurden wir langsam durch die Wassergassen, vorbei an den Inseln gefahren. Unser junger Fahrer erzählte uns hauptsächlich welche Insel, welcher reichen Nica Familie gehört. Eine der Inseln wird jedoch von Affen bewohnt und heißt deshalb Monkey Island. Wahrscheinlich ein Hauptgrund warum wir die Bootstour überhaupt gemacht haben. Es war klar, dass Felix zur Affeninsel will. Auf halber Strecke machten wir Pause und hüpften zum ersten Mal ins Wasser des Lago Nicaragua. Der Fahrer erzählte uns gleich anfangs, dass es im See Haie gibt. Wirklich geglaubt haben wir ihm das nicht. Vielleicht meint er einen großen Fisch und sagt der Einfachheit halber “Hai” dazu, weil wir den Namen des Fisches sowieso nicht kennen würden. Entgegen unserer Vermutung gibt es allerdings wirklich äußerst seltene Süßwasserhaie im Lago Nicaragua. Nicht nur dass, es ist sogar eine der aggresivsten Arten, der Bullenhai. Schätzungen zufolge gibt es aber nur mehr etwa 200 Exemplare, bei der Größe des Sees (der größte Mittelamerikas) ist eine Begegnung also eher unwahrscheinlich.

P9081223 Panorama Cropped

Masaya

“Momentan können sie nicht hinaufgehen, der Vulkan ist gerade sehr aktiv! Sie müssen mit einem Auto zum Krater fahren. Der Eintritt kostet 100 und dem Fahrer geben sie ebenfalls 100 Pesos (Cordoba).”
Mit dieser Information des Ticketverkäufers am Fuße des Vulkans Masaya wurde uns die Entscheidung, ob wir zum Krater hinaufsteigen oder hinauffahren, kurzerhand abgenommen. Auf der Spitze des Vulkans angekommen, gab uns der Fahrer 10 Minuten Zeit. Im ersten Moment waren wir verwundert und verstanden nicht gleich warum die Eile. Als wir in das brodelnde, orange-rot glühende Lavaauge des Vulkans hinunter blickten und der Schwefelgeruch in die Nase stieg, wurde uns natürlich schnell klar, dass man hier wirklich nicht länger bleiben sollte. 10 Minuten später raste der Fahrer den Vulkan also wieder hinunter. Wohl das kürzeste aber trotzdem sehr beindruckende Weltreiseerlebnis bis jetzt.

Bevor wir an diesem Tag mit dem Taxi zum Fuß des Vulkans Masaya gefahren sind, sind wir von Granada mit dem Bus nach Masaya Stadt gefahren und haben eine Runde durch den Mercado de Artesanes, eine Runde durch den Park und zu Beginn eine eher fluchtartig Runde durch den großen, lauten und hektischen Lebensmittel Markt gemacht.

Laguna de Apoyo

Auch aktiv ist angeblich der Vulkan Apoyo, der zwischen den Städten Granada und Masaya liegt. Jedoch blickt man hier nicht von oben hinunter in ein Lavaauge, sondern stürzt sich in das glasklare, warme und angeblich gesunde Wasser des Kratersees, Laguna de Apoyo.

Ein paar Tage bevor wir zur Laguna de Apoyo kamen um Felix’ Geburtstag zu genießen, lernten wir Achim und Tatjana kennen, die gerade in Nicaragua Urlaub machten. Meine Freundin Sanja schrieb mir und veranlasste ein Treffen. Es war spannend nach sechs Monaten Reise, Urlauber aus Wien kennenzulernen. Ebenfalls spannend war, dass Achim und ich einige gemeinsame Bekanntschaften haben, weil er ebenfalls die Waldorfschule in Wien Mauer besuchte. Sehr interessant war von den beiden einige Insider Informationen zu bekommen und über die Beziehung zwischen Nicas und Ticos zu erfahren. Nicas = Nicaraguaner, Ticos = Costaricaner. Kurz gesagt: Verhältnis gar nicht gut. Den Rest unserer Nicaragua Reise würden wir nicht mehr von Costa Rica schwärmen. Felix packte sogar sein mit Costa Rica bedrucktes Feuerzeug weg und verwendete es nicht mehr. Ist schon klar, man kann übertreiben aber man will auch keine unnötigen Diskussionen entfachen. Ein Thema das man in fremden Ländern nicht zum Thema macht ist und bleibt Politik. Man kennt sich sowieso nicht aus, also warum sich in blöde Situationen bringen. Tatjana kommt übrigens aus Nicaragua, Achim hat hier seinen Zivildienst absolviert und sein Vater betreibt eine Farm bei Managua. Sie sind also echte Insider.

Ohne die beiden wären wir nicht zur Laguna gefahren. Die Photos im Internet konnten mit unserem Vergleich zum Lago de Atitlan in Guatemala leider nicht mithalten. Schade eigentlich, denn im Nachhinein würde ich die Laguna auf die Must-Do Liste in Nicaragua setzten! Achims und Tatjanas Angebot einfach mitzukommen und tagsüber den Kratersee zu genießen, nahmen wir natürlich gerne an. Übrigens kamen wir durch die beiden gratis zum privaten Strandzugang des Hotels in dem die beiden übernachteten. Es war ein wirklich schöner Tag.

Nationalfeiertag

Ein weiterer besonderer Zufall ergab sich einen Tag vorm Nationalfeiertag. Wir dachten dass der Nationalfeiertag am 15. September ordentlich und mit einer großen Fiesta gefeiert werden wird. Um sicher zu gehen, erkundigte ich mich bei unsere Putzfrau. Sie sagte mir, dass gerade jetzt eine große Schulparade im Parque Central anfängt und morgen “Nada” stattfindet. Wir waren gerade von einem Spaziergang zurück gekommen und wollten eigentlich gemütlich beim Pool im Garten ausruhen aber das konnten wir uns nicht entgehen lassen. Marina, die Putzfrau hatte Recht als sie sagte wir sollen gehen und uns das Spektakel anschauen. Es war ein beeindruckendes Schauspiel und das Beste war, dass wir für nur einen Dollar in die Kirche, auf den Balkon und bis ganz hinauf in den Glockenturm gehen durften um unten im Park die Parade zu beobachten. Ein Dollar, ohne Aufsicht, ohne Vorschrift, ohne Zeitbeschränkung? Doch! Eine Vorschrift gab uns der Wächter beim Eingang schon mit “Bitte die Glocken nicht Läuten” sagte er mit einem ironischen Lächeln.

Ein Grab im Garten

Wir hatten hier in Granada eine hübsche Unterkunft gefunden. Auf dem Grundstück befinden sich drei Häuser. Eines davon wird von einem Ehepaar aus Amerika auf Dauer gemietet. Das andere wurde ebenfalls über AirBnB von polnischen Urlaubern, die jedoch vor vielen Jahren nach Kanada geflohen sind, gebucht. In der Mitte des Gemeinschaftsgartens befindet sich ein Pool. Wir verbrachten gerne die Nachmittage hier um zu entspannen und uns mit den Urlaubern aus Polen und Kanada zu unterhalten. Einige Tage lang wunderten wir uns dass das amerikanische Paar nie draußen anzutreffen war, vor allem bei der Hitze. Bis eines Tages das Leitungswasser für mehrere Stunden ausfiel und wir bei ihnen anklopften um uns zu erkundigen was wir tun könnten. Sie ließen uns in ihr Haus und wir stellen fest, dass sie einen kleinen privaten Pool in ihrem Haus haben! Nun war uns natürlich einiges klar!

Die Besitzerin des Grundstücks reist selbst viel und war erst am Tag unserer Abreise wieder zurück in Nicaragua. Sie hat zwei Straßenhunde mit je nur drei Beinen aufgenommen. Hauptsächlich kümmerte sich jedoch die Putzfrau, Marina um die Tiere. Bereits bei unserer Ankunft bemerkte ich, dass es einem der Hunde nicht gut zu gehen schien. Leider behielt ich Recht. Marina bestätigte mir dass der Hund krank ist und zeigte mir die Medizin, die sie besorgt hatte. Sie kümmerte sich liebevoll um ihn. Leider verstarb der Hund trotz Bemühungen und wurde von den Bauarbeitern, die gegenüber ein weiteres Haus für die Grundstücksbesitzer bauten, im Garten begraben. Ein traurig-skurriles Weltreise Erlebnis.

Ich habe meinen letzten Beitrag mit den Worten “Hier ist noch einiges möglich, was anderswo schon längst verboten oder nur mit Einschränkungen möglich ist.” beendet. Diese Worte haben sich tatsächlich weiterhin bestätigt.

Wir haben uns ein weiteres Ziel gesetzt. Nachdem wir bis jetzt noch nicht an der Pazifikküste waren müssen wir da hin. In Nicaragua sollte das Ziel erreicht werden. Es geht weiter nach San Juan del Sur.

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Erste Schritte in Granada

Erste Schritte in Granada

​​Bereits bei der Ankunft erinnert uns Granada an Antigua Guatemala. Es stimmt also was man so liest. Trotzdem haben beide Kolonialstädte, so ähnlich sie sich sein mögen, ihren ganz eigenen Charme und Charakter.

Bei unserem ersten Spaziergang entdecken wir eine Fußgängerzone und fragen uns, warum so wenig los ist. Doch wir sind nur zu früh aufgestanden. Erst am Abend erwacht diese Straße. Bars, Restaurants, Touristen, Einheimische, Straßenverkehr, Straßenverkäufer, Musiker die von Tisch zu Tisch gehen. Es wurdlt.

La Calzada (Fußgängerzone)
La Calzada (Fußgängerzone)

 

An der hübschen, momentan noch ruhigen Fußgängerzone entlang, vorbei an einer alten Kirche, einem Basketballfeld und kleinen Gassen führt der Weg weiter Richtung Hafen. Hier steht der Herr Cordoba. Mit dem Rücken dem Wasser des großen Lago Nicaragua zugedreht, blickt er auf die Stadt. Seine Stadt? Natürlich nicht in echt, nur eine Statue um den Eroberer zu würdigen.

Francisco Hernández de Córdoba
Francisco Hernández de Córdoba

Cordoba. So heißt übrigens auch dass Geld in Nicaragua, wobei eine betagte Obstverkäuferin, bei der ich mir Bananen kaufe, Pesos von mir verlangt. Eigentlich sagen alle Pesos, was wahrschienlich daher rührt dass von 1878 bis 1912 die nicaraguanische Währung wirklich so hieß. Hat also nichts mit dem mexikanischen Peso zu tun.

Weiter führt unser Erkundungstour zur “Zona Touristica”. Kurz davor, an einer kleinen Brücke wollen wir eigentlich schon umdrehen doch ein Gärtner meint wir sollen weiter gehen. “Es ist schön da!”, sagt er. Unter den großen Bäumen die den Park verdunkeln, aber auch angenehmen Schatten spenden, stehen unzählige, aneinander gereihte, bunte Spielplätze. Rutschen, Hutschen und Schaukeln. Stellenweise verlieren die Metallgestelle schon die Farbe, was, wenn man etwas Fantasie hat, unzählige Geschichten erzählen kann. Momentan wird weder geschaukelt noch gerutscht. Wahrscheinlich erst nach der Schule. Wir schaukeln ein paar Mal auf und ab und sind kurz wieder Kinder. Das darf auch mal sein, vor allem wenn uns keiner beobachtet. Ganz erwachsen setzen wir uns dann auf eine steinige Parkbank mit Blick auf den See und schauen den scheinbar frei lebenden Pferden beim Grasen zu.

Darf auch mal sein
Darf auch mal sein

 

Pferde, die ohne Geschirr und Sattel, nicht angekettet herumstehen oder gehen sind uns bereits auf der Fahrt vom Flughafen Managua nach Granada aufgefallen. Nicaragua wirkt auf den ersten Blick sehr ursprünglich. Auch Kutschen werden hier noch für Transporte jeglicher Art verwendet, nicht nur à la Fiaker für Touristen.

Pferdeparadies
Pferdeparadies

 

Zwei Antiquitäten auf einen Schlag
Zwei Antiquitäten auf einen Schlag

 

Am Weg zurück zur Unterkunft verirren wir uns in einen minimalistischen Kunstpark und ich nehme den Thron der Throne ein. Somit muss ich alle treuen Game of Thrones Seher leider enttäuschen, hier vorab schon mal das Ende der Serie: Ganz ohne Spiele und ohne Kampf habe ich den Thron erobert. You can call me “Queen Pi”. Einmal Königin sein. Soviel also zu erwachsen sein.

Queen Pi
Queen Pi

 

Granada bietet dem Entdecker einzigartige Sehenswürdigkeiten und die Möglichkeit diese ohne viele Vorschriften oder Einschränkungen zu genießen. Hier ist noch einiges möglich, was anderswo schon längst verboten oder nur mit Einschränkungen möglich ist. Wir sind gespannt und werden sehen ob das auf den Rest Nicaraguas auch zutrifft. Momentan verweilen wir aber noch in Granada. Es gibt noch so viel mehr zu entdecken!

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¡Todo bien, todo bien!

¡Todo bien, todo bien!

“¡Todo bien, todo bien!”, also “Alles gut, alles gut!” hallt es immer und immer wieder durch die Gasse unseres Hotels in San José, Costa Ricas nicht besonders attraktiven Hauptstadt. Nicht attraktiv ist vielleicht ein bisschen unfair, sehen doch die meisten größeren Städte in Mittelamerika genauso aus. Die große Ausnahme sind natürlich ehemalige Kolonialstädte, wie Antigua Guatemala, Granada (Nicaragua), Valladolid (México), etc. Aber die Zentralamerikanische “Standardstadt” ist nunmal nur “funktionell” und nicht fürs Auge gebaut.

Es ist schon fast Abend und es regnet wie aus Schaffeln als wir nach einer ca. fünfstündigen Busfahrt in San José ankommen. Wir nehmen also lieber ein Taxi und ersparen uns den Marsch durch den Regen um zu unserem Hotel zu gelangen. Natürlich hört es kurz nachdem wir ins Taxi steigen auch schon wieder auf und die Fahrt dauert höchstens 5 Minuten. Macht nichts, oder ¡Todo bien!

Wir sind es aber nicht die diese zwei Worte mindestens 5 Mal pro Minute wiederholen. Nein, ein junger Mann steht unten auf der Gasse, verkauft Zigaretten (auch Stückweise) und beruhigt sich scheinbar selbst indem er immer und immer wieder zu Passanten und sich selbst meint es wäre “Alles gut”. Mittlerweile ist es Nacht oder zumindest dunkel, denn die Nacht beginnt hier immer schon sehr früh. Apropos früh, unser Flug nach Managua, Nicaragua geht am nächsten Tag um 06.30 Uhr. Unser Plan sieht also vor früh schlafen zu gehen um den ersten Bus zum Flughafen gegen 04.30 Uhr zu erwischen. Diese Rechnung hatten wir aber natürlich noch ohne “Amigo Todo bien” gemacht.

Vom Balkon des Hotels aus können wir das Geschehen auf der Straße gut beobachten. Jedem vorbeifahrende Auto wird ein kurzes ¡Todo bien! zugerufen. Ebenso jedem Passaten. Und wenn mal ein paar Minuten keiner vorbeikommt, kann man ¡Todo bien! auch einfach so zu sich selbst sagen. Kein Problem, ¡Todo bien!

Das Einschlafen fällt uns also etwas schwer. Diverse Versuche der Lärmminderung zeigen wenig Erfolg. Philippa stopft sich die Kopfhörer rein und versucht mit einem Hörbuch den Lärm der Straße auszublenden. Ich packe indes das erste Mal auf dieser Reise die Ohropax aus, komme aber recht schnell drauf dass es eigentlich Wasser- und nicht Lärmabweisende Ohrstöpsel sind. Naja, ein bisschen Linderung bringen sie trotzdem.

Blick auf's gegenüberliegende Haus
Blick auf’s gegenüberliegende Haus

 

Wahrscheinlich sind wir nach einem paradiesischen Monat an der Karibikküste Costa Ricas einfach ein bisschen sensibel gegenüber Lärmbelästigung die nicht von der nächtlichen Brandung des Meeres herrührt. Ausserdem fiel uns die Trennung sehr schwer, hatten wir uns doch so gut eingelebt, das “Pura Vida” Feeling schon verinnerlicht und summa summarum einen für uns perfekten Ort zum Verweilen gefunden. Danach in eine laute, nicht besonders hübsche Großstadt zu kommen in der uns das Schlafen schwer fällt ist nicht unbedingt die beste Variante einen schweren Abschied wett zu machen, aber hier sind wir nun.

Blick auf die Straße
Blick auf die Straße

Um unsere knurrenden Mägen zu füllen hatten wir uns zuvor noch Restauranttips von dem jungen, sehr freundlichen Hotel Rezeptionisten geben lassen. Auch seinen Regenschirm borgte er uns, wir sollten aber gut darauf aufpassen, was wir natürlich auch taten. Ob wir wirklich genau das Restaurant dass er empfohlen hat gefunden haben wissen wir zwar nicht, es stellte sich aber heraus dass wir in einem nicaraguanischen Gasthaus gelandet waren. Sehr passend, schließlich ging’s am nächsten Tag eben in dieses Land. Der freundliche und zur Abwechslung der englischen Sprache mächtige Kellner lud uns ein diverse nicaraguanische Getränke auszuprobieren. Was genau wir da alles zu uns nahmen wissen wir zwar nicht, hatten aber unsere Freude am Probieren und die meisten Getränke schmeckten uns sehr gut. Zum Essen gabs unterschiedlich zubereitete Hühnergerichte mit Reis und Salat. Nichts Besonderes, aber die Getränkeverkostung machte daraus etwas mehr als nur “Todo bien”.

Wo wir wieder beim Thema wären… Irgendwann nach Mitternacht tat die Anstrengung der Anreise dann doch ihre Wirkung und ließ uns “Amigo Todo bien” ausblenden. Vier Stunden später läutete der Wecker. Genervt machten wir uns also auf durch die noch dunklen Straßen San Jose’s um zum Busbahnhof zu gelangen. Und zwar so schnell wie möglich. Als Gringos mit all unserem Gepäck in einer zentralamerikanischen Großstadt mitten in der Nacht durch die Straßen zu schlendern ist nicht unbedingt unsere Lieblingsbeschäftigung aber was tut man nicht alles um 20 Euro für ein Taxi zu sparen. Ohne Zwischenfälle kamen wir nach etwa 5 Minuten beim Busbahnhof an und mussten feststellen dass der erste Bus erst in einer halben Stunde fährt. Leider arbeiteten um diese Zeit auch noch keine Straßenverkäufer die uns mit Kaffee hätten versorgen können. Aber hey, “Todo bien, Todo bien”.

Die Anreise zum Flughafen und der Flug ansich verliefen dann ohne Komplikationen und ein paar Stunden später fanden wir uns im sehr schönen, kolonialen Granada wieder, wo wir die nächsten zwei Wochen verbringen würden.

Hasta Luego, Costa Rica
Hasta Luego, Costa Rica

 

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  1. 220Stephania
    220Stephania at ·

    Also gibt es auch nicht so paradiesische Flecken im Paradies :) Ihr solltet echt ein Buch aus euren Erlebnissen machen! LG.

Ich glaube ihr habt das Paradies gefunden!

Ich glaube ihr habt das Paradies gefunden!

Es gibt zwei Brücken die nach Costa Rica führen. Eine der beiden wirkt sehr alt und ist hier in Panama mit einem gelben Plastikband abgesperrt. Ob man wohl zurück gehen muss, wenn man in Costa Rica diese Brücke zum überqueren der Grenze wählt und dann vor dem Plastikband zu stehen kommt? Wobei, dafür braucht es ohnehin einen großen Sinn für Abenteur, sieht die Brücke von hier aus sogar noch instabiler aus.

Nun sind wir nach nur 9 Tagen in Panama also schon wieder hier. In Changuinola, wie das Grenzgebiet in Panama heißt.

Die Ausreiseformalitäten sind erledigt. So wie bei der Einreise, nur schnell rückwärts gespult. Zuerst zum Ausreiseschalter, wo keine große Schlange ansteht. Wir sind scheinbar gerade die einzigen die Panama verlassen wollen.

Ein kurzer Blick zum Einreiseschalter nebenan. Da sitzt er wieder, der junge unfreundliche Beamte und ist scheinbar schon wieder unzufrieden. Vielleicht ist er aber auch nur überfordert. Die Dame die einreisen will sieht zu mir hinüber. Mit einem leicht verzweifeltem Blick sieht sie mich an, verdreht dann die Augen, lächelt und seufzt. Ja, ich weiß wie es dir geht, denke ich mir. Allerdings, sieht sie einheimisch aus. Ein Ticket nach Hause dürfte nicht ihr Problem sein.

In der Zwischenzeit habe ich bereits den Ausreisestempel im Pass. Die freundliche Dame sagt meinen Namen und hält mir den Pass entgegen.

Wir gehen zur neuen Brücke, müssen aber dann doch noch einmal umkehren. Wie konnten wir das vergessen! Wir müssen uns doch noch diesen Zettel, in Briefmarkengrösse, um 4$ besorgen!

Die freundliche Dame, die uns positiv in Erinnerung geblieben ist, ist wieder da und gibt uns den Zettel auf dem dieses Mal “SALIDA” steht. Sie ruft Felix beim Namen und zeigt uns den kürzeren Weg zur Brücke. Wir hätten den Umweg genommen um einfach nichts zu riskieren, man weiß ja nie. Sie verabschiedet sich und wünscht eine gute Weiterreise.

Der Officer, der mit Sonnenbrille auf einem Klappstuhl vor der Brücke sitzt und sich mit einem Soldaten unterhält, kontrolliert unsere Pässe und wünscht Alles Gute als wir losgehen.

Nur noch über die Brücke dann ist’s geschafft. Costa Rica ist wieder zum Greifen nah!

Zeit ist relativ! Wir gehen wahrscheinlich 5 Minuten über die Brücke von Panama nach Costa Rica… den Rest kennt ihr schon, nur eben umgekehrt! 😉 Wir stellen unsere Uhren also wieder eine Stunde zurück.

In Sixaola angekommen, füllen wir zunächst das Migrationsformular aus und geben es dem Beamten, der ausdruckslos und ohne ein Wort zu verlieren den Einreisestempel in den Pass klatscht. Felix führt vor dem Schalter Smalltalk mit einem freundlichen Mann, der aus Costa Rica kommt und laut eigener Aussage im “Banana Business” tätig ist. What else?!

Banana Business in Panama
Banana Business in Panama

 

Sixaola ist eigentlich nicht schön. Staubig, dreckig, in die Jahre gekommen heißt Costa Rica einen hier willkommen. Naja, Grenzdorf eben. Trotzdem freue ich mich zurück zu sein. Mir fällt ein Stein vom Herzen und ich kann erleichtert aufatmen.

Auf unserem langen Weg von Hornito bis nach Changuinola hatte ich Zweifel ob heute alles reibungslos über die Bühne gehen würde.

In der Provinz Hornito, nahe dem Dorf Valle de las Miñas hatten wir die letzten drei Tage in Panama verbracht. Ungefähr eine Stunde von David entfernt, mitten im gebirgigen nirgendwo, schliefen wir in einem 10 Betten Dorm. In der ersten Nacht waren wir die einzigen Gäste. Am nächsten Abend zog ein junger Spanier bei uns ein.

Bergblick
Bergblick

 

Er und die drei jungen Volunteere (moderne Hippies und momentan pickengeblieben) kochten an zwei Abenden, Abendessen für alle. Die Gesellschaft und Unterhaltung freute uns. Alles in allem mal etwas ganz anderes, was das wohnen betrifft.

Bergbewohner
Bergbewohner

 

Von der großen Terrasse der Unterkunft aus hatten wir einen tollen Ausblick auf die umliegende Postkartenlandschaft, inklusive Vulkanblick. Leider war das Wetter nur am letzten Tag gnädig mit uns. Durch die Höhe und den Regen wurde es auch ganz schön kühl. Auf Dauer wären wir für dieses Klima nicht ausgestattet gewesen. In Begleitung des Spaniers machten wir an dem einen sonnigen Tag einen kleinen Ausflug durch den Wald hinter der Unterkunft, den Berg hinunter bis zu einem Fluss und Wasserfall.

Versteckter Wasserfall
Versteckter Wasserfall

 

Es war der zweite Tag am Berg in Panama, der ausschlaggebende Tag an dem wir beschlossen nicht weiter zu reisen und nach Costa Rica umzukehren.

Von Anfang an wollte die Reise durch Panama nicht so richtig gelingen. An einem gewissen Punkt, ich lasse die Hürden die sich uns bei der Planung in den Weg stellten aus, freute es uns nicht mehr. Vielleicht waren es nur blöde Zufälle die die Reiseplanug erschwerlich machten, vielleicht lag es aber auch an uns.

Ob nicht doch noch ein letzter Dämpfer bei der Ausreise oder der Einreise auf uns wartet, befürchtete ich als wir schon kurz vor der Grenze waren.

Zuletzt sind wir in Panama noch mit einem vollen Chicken Bus, Guatemala lässt grüßen, gefahren. Neben mir rechts eine Frau, die während der Fahrt ihr Baby stillte. Neben mir links ein alter Mann der mir anfänglich freundlich einen freien Sitzplatz zeigte und mich dann plötzlich jammernd fragte, warum wir denn unsere Rucksäcke nicht nach hinten gestellt haben, nun blockieren sie den Durchgang, sowas blödes aber auch! Nachdem er seinen Unmut losgeworden war, schlief er ein. Am Ende der Fahrt fordert er uns hilfsbereit, beschwichtigend und jetzt doch wieder freundlich auf, noch sitzen zu bleiben. Der Bus fährt noch ein paar Meter weiter zur Grenzbrücke.

Ich musste schmunzeln. Zuhause lässt grüßen? Wir sind ja nicht anders und schassfreundlich gibt’s bei uns meist auch nur im Zusammenhang eines vorwurfsvollen Berichtes ala “…und dann war er plötzlich schassfreundlich …”.

Eigentlich begleitet uns diese Mentalität schon während der ganzen Reise. In vielen Berichten liest man dann “Die Menschen auf dieser Seite der Welt sind etwas unfreundlicher!” Vor allem liest man das in Berichten über Panama. Ich bestätige diese Aussage nicht! Freundlich und unfreundlich gibt’s überall. Die Mentalität hier ist in Ordnung, es ist nur die Art wie man oder ob man überhaupt damit umgehen kann! Ich mag die Menschen hier, so wie diesen alte Mann. Wer braucht schon oberflächlich, schassfreundlich und nix dahinter! 😉 Hilfsbereitschaft braucht man jedoch auf so einer Reise oft und die bekommt man auch!

Von Sixaola fahren wir wieder mit dem Bus nach Puerto Viejo. Ein paar Missverständnisse mit unseren Gastgebern später, kommen wir in Playa Chiquita und unserem kleinen, beinahe Strand-Häuschen an.

Nach einem sehr langen Reisetag sind wir sehr glücklich zurück zu sein. Zurück im Paradies, um ein weiteres Monat ¡Pura Vida! zu genießen!

Playa Chiquita
Playa Chiquita

 

Wir sind so wie die zwei besten Freunde, Tiger und Bär im berühmten, oft zitierten Kinderbuch “Oh, wie schön ist Panama!” an der Suche nach dem Paradies in Panama wohl gescheitert. Haben eine kleine Rude gedreht um letztlich, wen verwundert’s, wieder an dem Ort zu landen der aus unserer Sicht den Titel Paradies verdient.

Wir waren schon längst angekommen! Allerdings war es uns noch nicht bewusst, im Gegensatz zu Außenstehenden wie meiner Schwester, die mit ihrem Kommentar zu unserem ersten Costa Rica Bericht absolut richtig lag und gleich bemerkte: “Ich glaube ihr habt das Paradies gefunden!”.

Hola aus dem Paradies
Hola aus dem Paradies

 

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2 Responses

  1. 220Stephania
    220Stephania at ·

    Oh so schön, der Bericht, so viele Erkenntnisse und Erfahrungen! Sitz gerade in der U3 Richtung WIFI. Musste grinsen, weil der Bericht mich aus dem Alltag gerissen hat 🌞 Viel Spaß im Paradies! 🐠🐚🏖

Karibikträume

Karibikträume

Am zweiten Tag in Panama sind wir die Küste der Isla Colon entlang bis zum schönen Playa Bluff geradelt. Nachdem das eine lange und dann auch anstrengende Radtour war haben wir den Rest des Tages auf unserer hübschen Veranda ausgeruht.

Playa Bluff
Playa Bluff

 

Veranda
Veranda

 

Am vorletzten Tag auf der Insel Colon haben wir eine Boottour gebucht. Mein Geburtstagsgeschenk von Andrea (Mama von Felix) einlösen. Mit drei weiteren Tourristen an Board, also sehr gemütlich, sind wir um die Inseln des Bocas del Toro Archipels gefahren. Erster Stopp der Tour war mitten am Meer um Delphine zu beobachten.

Delphine
Delphine

 

Nach diesem beeindruckendem Schauspiel gings weiter zu einem Stegrestaurant. Während unser Bootsfahrer eine Pause einlegte um Domino mit Freunden zu spielen, so viel Zeit muss sein, hätten wir etwas zu essen vorbestellen können. Später würden wir zurück kommen um hier zu essen.

Cocktail Break
Cocktail Break

 

Fertig gespielt führte die Tour zum Coral Cay. Ab ins Wasser um zu Schnorcheln. Beeindruckt von der Unterwasserwelt gings nach 20 Minuten weiter auf die Trauminsel Zapatillas.

Isla Zapatillas
Isla Zapatillas

 

Isla Zapatillas
Isla Zapatillas

 

Eigentlich wäre hier die Tour zu Ende gewesen. Nachdem aber niemand bei dem Stegrestaurant etwas zu Essen vorbestellt hatte, welches jetzt beim Vorbeifahren mit Tourristen überfüllt war, führte uns der Bootsfahrer noch zu einem Ort wo Faultiere leben und zu einem anderen Stegrestaurant wo wir erneut ins Wasser hüpften um beim Schnorcheln Seesterne und Quallen zu sehen. Diese zusätzlichen Ausflüge waren nicht in der Tour inbegriffen, daher freuten wir uns über diesen Zusatz natürlich sehr.

Faultier bei seiner Lieblingsbeschäftigung
Faultier bei seiner Lieblingsbeschäftigung

 

Am späten Nachmittag ging es wieder zurück auf die Isla Colon. Am Weg noch unzählige kleine Inseln, manche darunter nur eine Palme groß.

Stegrestaurant
Stegrestaurant

 

Der junge Skipper verabschiedete sich mit einer überraschend, herzlichen Umarmung.

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  1. Andrea
    Andrea at ·

    Lasst euch die Sonne auf den Bauch scheinen!

Eine Stunde vor, ein ganzes Jahr zurück

Eine Stunde vor, ein ganzes Jahr zurück

Es ist nach 10.00 Uhr. Wir stehen in Cocles am Straßenrand und warten auf den Bus nach Puerto Viejo. Pita hat uns wieder begleitet und wartet mit uns. Als der Bus stehen bleibt und wir einsteigen vergesse ich mich ein letztes Mal von ihr zu verabschieden. Ich hoffe sie ist gleich nach Hause gelaufen ohne sich wieder mit vorbeifahrenden Autos anzulegen.

Nach weniger als 15 Minuten sind wir in Puerto Viejo. Wir steigen aus und setzen uns in ein Holzhäuschen am Straßenrand. Der junge Mann nickt als Felix fragt, ob hier der Bus nach Sixaola wegfährt. Ich gehe gegenüber aufs Klo. Als Felix ebenfalls geht, fragt mich einer der Wartenden wo wir hin wollen? Anfänglich verstehe ich kein Wort. War das jetzt Spanisch oder Englisch, frage ich mich. Die drei anderen Wartenden – oder ruhen sie sich nur aus? – stimmen in die Konversation mit ein. Sie sagen, dass wir falsch sind und erklären im typischen für uns unverständlichen Karibik Englisch-Spanisch den Weg zur richtigen Haltestelle.

Nach ein paar Gehminuten sind wir jetzt scheinbar bei der richtigen Haltestelle. Hier warten mehr Leute und auch einige Touristen. Der erste Bus fährt nach San José. Die Information, dass jede halbe Stunde ein Bus nach Sixaola fährt haben wir falsch verstanden. Nur jede Stunde, jeweils um halb ist richtig. Dass man vorm Einsteigen ein Busticket kaufen muss haben wir auch nicht gewusst. Felix läuft mit all seinem Gepäck zur Lotterie die gleichzeitig als Ticketverkauf dient. Ich versuche den Bus aufzuhalten und bitte den Fahrer um 5 Minuten. Er ist freundlich und wartet. Geschafft. Verschwitzt aber erleichtert setzen wir uns in die letzte Reihe. Während der Fahrt steigen Menschen ein und zahlen direkt beim Fahrer. Wahrscheinlich hätten wir also doch kein Ticket vorher kaufen müssen …

Erster Halt ist das Dorf Bri Bri. Beinahe alle Fahrgäste steigen hier aus, sodass wir auf der Weiterfahrt bis auf einen weiteren Mann alleine im Bus sitzen. Auf dem Weg nach Sixaola ist die vorbeiziehende Landschaft wunderschön. Viel grünes, unberührtes Land. Zwischendurch versteckt zwischen Pflanzen ein paar kleine Häuschen.

Am Weg nach Sixaola
Am Weg nach Sixaola

Der Architektur sind hier keine Grenzen gesetzt, jedes Haus wirkt einzigartig. Mir gefällt das sehr gut. Knapp vor der Grenze zu Panama fahren wir an Bananenplantagen vorbei. Es ist gar nicht auszumachen wie groß diese insgesamt sind. Chiquita steht auf einem der langen, offenen Häuser, in dem unzählige Bananenstaude von der Decke hängen.

Bananen, Bananen und noch mehr Bananen
Bananen, Bananen und noch mehr Bananen

Da kommen also unsere Bananen her! Gleich nach den Bananenplantagen folgen auf der einen Straßenseite Häuser die alle weiß/blau gestrichen sind. Auf der anderen Seite sind sie alle weiß/grün gestrichen. Wir nennen das die Chiquita Bananen Stadt, eigentlich heißt die Gegend aber Daytonia, wie wir auf einem Buswartehüttchen lesen.

Bananendorf
Bananendorf

An der Grenze ankommen, erklärt uns ein junger Mann zweisprachig (Englisch und Spanisch), wie der Grenzübergang nach Panama funktioniert. Bei einem Schalter zahlen wir für die Ausreise, kurz vor der Grenzbrücke, füllen wir ein Migrationsformular aus und bekommen den Ausreisestempel. Dem jungen Mann gebe wir einige übrig gebliebene Colones Münzen, bedanken und verabschieden uns.

Nur noch über die Brücke dann ist’s geschafft. Panama ist zum greifen nah! Es gibt zwei Brücken die an diesem Grenzübergang nach Panama oder von der anderen Seite aus nach Costa Rica führen. Eine der beiden wirkt sehr alt. Eng, der Boden aus Holz, brüchig und mit Moos überwachsen. Wir nehmen die neue Brücke zum Überqueren des Flusses der gleichzeitig die Grenze ist. Wir sind aufgeregt und freuen uns.

Adios, Costa Rica
Adios, Costa Rica

Zeit ist relativ! Wir gehen wahrscheinlich 5 Minuten über die Brücke von Costa Rica nach Panama. Als wir losgehen ist es ca. 12.00 Uhr Mittag, als wir in Panama ankommen ist es schon 13.05 Uhr! Uns ist bewusst, dass es nur an der Zeitverschiebung liegt, dennoch fühlt es sich seltsam an!

Unsere ersten Schritte in Panama führen uns zu einem versteckten, kleinen Häuschen nach der Brücke. Eine nette Dame gibt uns einen Zettel in der Größe einer Briefmarke. Ich habe keine Ahnung was das ist, gehört aber scheinbar zur Einreise Prozedur. “ENTRADA” mit Datumsstempel steht drauf. Jetzt gehen wir zum Einreiseschalter, der eine Treppe hinunter auf eine große Straße, paar Gehminuten entfernt liegt. Warum diese beiden Schalter nicht nebeneinander liegen, ist uns ein Rätsel. Bei den zwei Ausreiseschaltern stehen viele Menschen in einer Schlange. Es ist nur einer der beiden Einreiseschalter besetzt. Wir sind scheinbar die einzigen die gerade nach Panama kommen.

Felix gibt dem junge Grenzbeamten, der hinter einer Glaswand sitzt seinen Reisepass. Nach der Bitte um ein Ausreise-/Weiterreise Ticket zückt Felix sein Handy und zeigt dem Beamten unseren Weiterflug von San José, Costa Rica nach Managua, Nicaragua in einem Monat. Der Beamte ist nicht zufrieden und meint dass dieses Ticket nicht ausreicht. Wir sind verwirrt. Nach langem hin und her, erläutern unserer Reiseroute und diskutieren fragt er was unser Heimatland ist, obwohl das eh in unserem Pass steht. “Austria” sagen wir. “Eben! Ihr habt zwei Möglichkeiten, ihr kauft jetzt ein Ticket in eurer Heimatland oder geht zurück nach Costa Rica.” sagt er in unfreundlichem, ungeduldigen Ton, als hätte er heute noch viel zu tun. “Spricht hier irgendjemand Englisch!” ruft Felix mit vorwurfsvollem Unterton, in den Schalter. Natürlich haben wir jedes spanische Wort des unfreundlichen Beamten verstanden. Wir haben auch brav auf Spanisch geantwortet und erklärt. Der Geduldsfaden ist mittlerweile aber auf beiden Seiten gerissen also ist es einen Versuch wert sich dumm zu stellen oder zumindest den jungen Mann dumm aussehen zu lassen. Nicht die freundlichste Art, ich weiß! Ein anderer Beamter kommt hinzu und erklärt alles erneut, jetzt allerdings auf Englisch. Er fragt wie es nach Nicaragua weitergeht? “Wir fliegen nach Cancun, Mexiko und von dort aus nach Hause. Das Heimreise Ticket haben wir aber (jetzt gerade) nicht.” Den Flug nach Mexiko will er sehen. Plötzlich, wir haben keine Ahnung warum, steht der Einreise nichts mehr im Wege. Mexiko ist also weit genug weg oder wie? Fingerabdrücke werden genommen, ein Foto wird gemacht. Ich würde dieses Foto nur zu gerne sehen. Es zeigt uns mit Sicherheit von unserer besten Seite. Zum Schluss einen Einreisestempel in den Pass auf dem der Tag und das Monat zwar korrekt, das Jahr allerdings 2015 ist. Auch schon wurscht, wir haben ja diese “Einreisebriefmarke” auf der das korrekte Jahr steht. Eine Stunde vor, ein ganzes Jahr zurück. Zeit ist eben relativ.

Das hin und wieder ein Aus- bzw. Weiterreisebeweis erbracht werden muss wissen wir. Über ein Ticket ins Heimatland haben wir allerdings nicht gelesen. Selbst auf der Seite des Außenministeriums steht nur Ausreise-/Weiterreise Ticket aber nichts von zurück ins Heimatland! Es ist ein ganz eigenes, unschönes fast unbeschreibliches Gefühl, es bis an eine Grenze zu schaffen und beinahe umkehren zu müssen! Und das wo wir Costa Rica schon offiziell verlassen und in Panama bereits die Einreisegebühr bezahlt haben. Costa Rica ist schön, also wäre es kein Weltuntergang gewesen zurück zu gehen. Ich möchte mir aber nicht ausmalen wie es ist, wenn das Land hinter einem nicht schön ist oder man nach der Ausreise auf beiden Seiten abgewiesen wird. Gibt einem jedenfalls zu denken! Vor allem in Zeiten wie diesen.

Wir bedanken uns trotzdem und betreten mit gemischten Gefühlen nun offiziell panamaischen Boden.

Egal wo man auf dieser Welt ankommt, Taxifahrer warten immer auf einen. Wir werden natürlich sofort angequatscht. Eigentlich wollten wir den öffentlichen Bus nehmen. Hätten einmal umsteigen müssen. Entscheiden uns nach den Komplikationen der vergangenen Momente nun aber doch spontan für das Shared Taxi.

Mit Vollgas brausen wir los in Richtung Almirante, der kleinen Hafenstadt die als Tor zum Bocas del Toro Archipel gilt. Die Lautsprecher des Mini Van müssen kurz vorm zerbersten sein als sie während der Fahrt in voller Lautstärker eine Art spanischen Gangster-Rap-Elektro-Mischmasch in der Gegend verteilen. Der Fahrer liefert mit seiner tiefen Stimme zusätzliche Bass Nuancen die die kleinen Autoboxen wohl nicht wiedergeben könnten.

In Almirante angekommen kaufen wir uns sofort ein Two-Way Ticket für das Boot zur Isla Colon und retour. Das Retourticket können wir jederzeit einlösen und so kommt es ein bisschen billiger. Eine dreiviertel Stunde Bootsfahrt und eine 2 USD Taxifahrt später sind wir auch schon in Saigon (kein Tippfehler), bei unserer vorgebuchten Unterkunft.

Almirante
Almirante

Mit den Rädern die im Preis der Unterkunft inkludiert sind fahren wir am späten Abend noch zur Hauptstrasse. Es gibt hier tatsächlich ein indisches Restaurant. Das können wir uns natürlich nicht entgehen lassen. Zusätzlich haben wir in Costa Rica nur ein einziges Mal (am Ankunftstag) auswärts gegessen. Wir sitzen auf einem Steg über dem Wasser. Die Aussicht ist schön und das Essen schmeckt wunderbar.

Der erste Eindruck von der Hauptinsel ist leider kein besonders Guter! Eigentlich ist’s hier schön aber es ist sehr schmutzig. Das Meerwasser so, dass man eigentlich keine Lust hat darin zu schwimmen, auf den Straßen liegt der Mist. Man bekommt das Gefühl die Gegend wurde aufgegeben.

Unsere Unterkunft ist dafür, wenn auch nicht in der Nähe vom Zentrum und mitten in einer Wohnsiedlung, sehr authentisch und lieblich. Eigentlich ein zwei Zimmer Apartment mit Gemeinschaftsküche. Da momentan keine anderen Gäste hier sind haben wir das kleine Häuschen aber für uns alleine.

An diesem ersten Tag in Panama gehen wir bisschen enttäuscht schlafen. Es kann also nur besser werden, hoffen wir zumindest.

Ein Monat ¡Pura Vida!

Ein Monat ¡Pura Vida!

Meinen Geburtstag am Strand verbringen, dass war mein Wunsch. Diesen zu erfüllen war leicht. Von Guatemala ging’s Anfang Juli nach Costa Rica, welches unzählige Strände zu bieten hat. Wir suchten uns eine hübsche Unterkunft in Cocles an der karibischen Küste und buchten diese für ein Monat im Voraus, mit der Hoffnung es wäre dann auch das Richtige für uns.

Es war absolut richtig! Ein großzügiges Appartement umgeben von Dschungel, weit genug von der Hauptstraße entfernt aber trotzdem sehr nahe zum Strand. Wir genossen das Monat hier ganz nach dem costaricanischem Way of Life, ¡Pura Vida!

Apartment im Dschungel
Apartment im Dschungel

 

Soviel durchs Land gereist, wie in Guatemala, sind wir nicht. Ich finde es muss aber nicht immer die große Tour sein um doch Neues kennen zu lernen.

Nachdem überall rund um unsere Unterkunft Bäume und Pflanzen aus dem Boden schießen und sprießen, durften wir relativ bald nach unserer Ankunft ein Faultiere in freier Natur beobachtet. Es folgten weitere. Eines ist leider in der Nacht, samt Ast vom Baum gefallen. Es war aber nicht verletzt nur sichtlich verwirrt und zunächst orientierungslos als Felix den Ast vorsichtig entfernte. Nachdem es sich wieder auskannte machte es sich schnell (Faultier schnell) auf den Weg zurück zum Baumstamm um wieder hochzuklettern. Ein anderes hatte ein Baby um den Bauch was natürlich eine großartige Beobachtung war.

Faultier
Faultier

 

Neben den Faultieren haben wir hier Pakas die durch den Garten laufen, Vögel, Schmetterlinge, riesen Heuschrecken, Fledermäuse und Frösche gesehen. Im Nationalpark Cahuita, den wir besuchten gab’s noch mehr Tiere.

Spaziergang in Cahuita
Spaziergang in Cahuita

 

Als wir am Ende unseres Ausflugs auf einem Holzbrett am Strand saßen und aufs Meer schauten, stand wie aus dem Nichts ein Kapuzineräffchen hinter Felix. Im Augenwinkel sah ich etwas, dachte es wäre ein Kind. Ich bin im ersten Moment schon erschrocken als ich den Affen sah. Er war keine 50 cm von Felix entfernt. Sein Ziel der Begierde waren die Nüsse, die Felix aus einem rascheldem Packerl snackte.

Kapuzineräffchen
Kapuzineräffchen

 

Grashüpfer
Grashüpfer

 

Echse
Echse

 

 

Neben den exotischen Tieren hatten wir zwei Haustiere. Eine Katze und einen Hund. Die Katze war von Anfang an da. Wir bekamen Futter für sie und kümmerten uns um ihr Wohl. Die Hündin des Gastgebers begleitete uns gerne zum Strand. Sie freute sich richtig über die Ausflüge. Anfänglich kannten wir nichtmal ihren Namen. Früher als diesen fand ich heraus, dass sie das spanisch ausgesprochene “¡No!” verstand. Ich musste es versuchen, nachdem sie jeden anderen Hund der uns zu nahe kam anknurrte und verbellte. Als ich alleine zum Strand ging war mir nicht unrecht eine tapfere Beschützerin zu haben aber sie konnte übertreiben. Sie folgte mir sogar ins Meer wenn andere Hunde auftauchten. Sonst wirkte sie eigentlich nicht wie eine Wasserratte.

Pita und Pippa
Pita und Pippa

 

Mit unseren ausgeborgten Rädern sind wir zu anderen Stränden der Karibikküste gefahren. Playa Grande war wohl das weiteste und schon sehr nahe zur Grenze Panamas.

Playa Cocles
Playa Cocles

 

Ein paar Mal sind wir in das nächstgrößere Dorf Puerto Viejo und sehr oft zum kleinen Supermarkt, “Super Cocles” in der Nähe gefahren.

Den Bus haben wir nur nach Cahuita und beim Ankommen genutzt. Bei unserer Ankunft am Flughafen hatten wir die Busstation sehr schnell gefunden, sind nach San Jose gefahren um dort einen weiteren Bus zu nehmen. Auch den hatten wir problemlos und schnell gefunden obwohl wir gerade erst angekommen waren. Die Fahrt nach Puerto Viejo dauerte ca. 4 Stunden. Eigentlich nicht lange aber wir waren in Guatemala bereits um 2.00 Uhr in der Früh gestartet. Am Nachmittag waren wir in Cocles aber sehr erschöpft. Die Busfahrten waren unspektakulär, die Landschaft Costa Ricas hingegen atemberaubend schön und vor allem sehr Grün! Frisches saftiges helles, fast giftig wirkendes Grün und unzählige Bananenbäume.

Ein weiteres Mal Busfahren steht uns noch bevor. Das Ausruhen und  Arbeiten nimmt ein Ende und wir stürzen uns erneut in mehr Abenteuer. Über den Landweg steuern wir Bocas del Toro in Panama an. Wir freuen uns wie immer auf Neues. Oh, wir sind schon gespannt wie schön Panama ist.

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2 Responses

  1. 220Stephania
    220Stephania at ·

    Moi, ein Beschützerhund und eine Katze, ein Affi, herzige Faultiere, Strand, Meer, die Farben … Ich glaub ihr habt das Paradies gefunden 😻

  2. Felix
    Felix at ·

    Ich glaub du könntest recht haben… ¡Pura Vida! =)

Meeting an old friend

Meeting an old friend

Wir sind wieder hier! Hier ist Antigua Guatemala!

Als wären 11 Tage Antigua, am Anfang unserer Guatemala Reise, noch nicht genug gewesen verweilen wir weitere Wochen hier um uns dann bald vom unglaublich schönem und aufregenden Guatemala zu verabschieden.

Es fühlt sich heute aber anders an als vor zwei Monaten. Wie ein nach Hause kommen. Sehr gelassen und stressfrei. Wir kennen uns hier aus und haben keinen Sightseeing Plan. Im Kopf sammeln und sortieren sich jede Menge Eindrücke und Erlebnisse, die wir über die letzten Monate in Guatemala aufgesammelt haben. Unvergleichliche landschaftliche Highlights, unzählige lustige, skurrile, verrückte Busfahrten, spannende und lebendige Mayakultur, viele neue Bekanntschaften, sogar eine neue Sprache. Verstanden wir hier am Anfang kein Wort steht heute einem Einkauf in der Tienda, ohne Englisch, nichts mehr im Weg! Das alles wird uns jetzt erst langsam bewusst.

Als Mittelamerika-Nackabazerln haben wir uns hier ins Abenteuer gestürzt und jetzt erst zeigt sich um was und wieviel wir reicher geworden sind. Unfassbar!

Wir sind übrigens noch einmal mit, wieder einer anderen Art, Bus hier hergekommen. Ich weiß, bitte nicht schon wieder eine Busfahrt Geschichte! Keine Sorge es gibt nichts aufregendes darüber zu berichten! Aber an dieser Stelle muss ich endlich loswerden, wer nach Guatemala kommt und es bereisen will, nimmt bitte den Bus. Welchen Bus ist egal. Erlebnisse sind gratis dabei!

Um 21.00 Uhr haben wir also Flores verlassen und sind in einem vorgebuchten “First Class Bus” über Nacht nach Guatemala City (Gerne auch nur Guatemala oder Guate genannt) gefahren. Über Nacht zu Fahren war die richtige Wahl, wenn auch etwas teurer. Das einzig skurrile an diesem Bus war vielleicht das hinter uns auf zwei Plätzen, drei Kinder gesessen sind. Wie langweilig! 😉

Wir haben gut geschlafen und durch die Dunkelheit nichts von der Landschaft gesehen. Felix ist auf halber Strecke aufgewacht und hat am Handy gesehen, dass wir über den Rio Dulce gefahren sind. Wir wussten nicht, dass wir so fahren werden. Das bedeutet, wir sind eine große Runde durch Guatemala (zumindest) gefahren.

Gegen 4.00 Uhr bin ich aufgewacht und habe draußen Umrisse von Häusern und hauptsächlich Baustellen gesehen. “So viele Häuser aneinander, so viele Baustellen? Wird hier ein neues Dorf gebaut? Das ist ja ein großes Dorf!” Dachte ich, bis mir bewusst wurde dass wir schon in Guate sind!

Zwei Stunden mussten wir, trotzdem sehr verschlafen, in Guate am Busbahnhof warten. Um 6.00 Uhr sind wir in ein Shuttel das bereits im Preis des Bustickets inbegriffen war nach Antigua gestiegen. Wir waren vier Leute in einem Shuttel das für neun oder mehr Leute Platz gehabt hätte. Wie langweilig! *ggg* Dem Shuttelfahrer zu sagen wo wir in Antigua raushüpfen wollen, hätten wir übrigens vor zwei Monaten auch noch nicht gemacht.

Unser kleines Häuschen in Antigua
Unser kleines Häuschen in Antigua

 

Wir haben hier dieses Mal ein kleines Häuschen mehr im Zentrum gefunden und sind sehr zufrieden. Übrigens hat sich die Landschaft, während unserer Abwesenheit, rasch verändert. Schon bei unserer Ankunft waren wir beeindruckt wie wunderschön Grün alles geworden ist. Einer der Vulkane spuckt gerade und wir beobachten aus guter Distanz Lava und Aschewolken. Sehr spannend! Unsere lieben Gastgeber haben uns nach Guate mitgenommen und uns die Stadt gezeigt. Es war ein schöner Ausflug.

Vulkan "Fuego" macht seinem Namen alle Ehre
Vulkan “Fuego” macht seinem Namen alle Ehre

 

Wir haben in der Zwischenzeit auch unsere Reiseroute weiter geplant. Um genau zu sein, haben wir vorerst fertig geplant! Wer hätte dass gedacht! Eigentlich hatten wir das ja gar nicht vor, es ist einfach passiert.

Am 01. Juli fliegen wir nach Costa Rica und verbringen ein Monat am Playa Cocles. Nachdem wir schon sehr nahe zur Grenze Panamas sind schauen wir uns das natürlich auch an. Im September geht die Reise weiter nach Nicaragua und wenn alles nach Plan läuft sind wir Mitte Oktober wieder in Mexiko. Back to the Start!

Schweren Herzens habe ich mich auch vorerst vom Reiseziel Kolumbien verabschiedet. Aber es sind genug neue Länder dabei auf die ich mich riesig freue. Zusätzlich heißt diese Entscheidung, es wird irgendwann wohl eine Südamerika Reise geben müssen.

Farewell, Guate!
Farewell, Guate!

 

Wir verabschieden uns von und aus Guatemala und melden uns bald wieder.
Stay tuned and see you in Costa Rica!

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Flores und Tikal im Nebel

Flores und Tikal im Nebel

Flores war heiß! Sehr heiß! Jeden Tag gefühlte 38°! Der Deckenventilator, welcher schon halb aus der Hotelzimmerdecke hing, plagte sich und brachte eigentlich kaum Abkühlung. Ebenso verhielt es sich mit dem Wasser des Lago Peten Itza, welches eher Kinderbecken Temperatur hatte. Bei unserer Ankunft war von Regenzeit, also jeden Tag Regen die Rede. Ich kann mich an keinen Regentag erinnern.

Sonnenuntergang am Lago Peten Itza

 

Wir hatten viel vor. Vielleicht zu viel für vier volle Tage. Wollten nach Tikal, mit dem Kajak am See herum fahren, einen Nationalpark besuchen, an einen Badestrand fahren.

Am Ende waren wir nur in Tikal und der Tag hatte es in sich. Wir buchten, für den zweiten Tag nach unserer Ankunft, die etwas teurere Sonnenaufgang Tour. Diese startet um 3.00 Uhr. Nach wenigen Stunden Schlaf, standen wir um 2.30 Uhr auf und machten uns ohne Frühstück mit dem Shuttel auf den Weg nach Tikal. Nach einer Stunde Fahrt waren wir im dunklen Dschungel Tikals. Orientierungslos. Zum Glück und zufällig hatte ich unsere Taschenlampe mit. Wir kauften uns einen Kaffee, denn gaaanz zufällig hatte ein Standl offen. Auf’s Klo hätten wir auch gehen können. Beides ging sich jedoch nicht aus denn es musste zügig weiter gehen. So schnell wie möglich durch den dunklen Dschungel, im Rücken die dumpfen Laute der Brüllaffen, bis ans anderen Ende des Parks um von einem der Tempel den Sonnenaufgang zu beobachten.

Tikal im Nebel

 

Statt Sonnenaufgang gab’s Nebel. Sehr viel Nebel. Wir hatten das schon erwartet und waren nicht enttäuscht. Am Nachthimmel waren keine Sterne zu sehen also wahrscheinlich bewölkt. Wolken heißt kein Sonnenaufgang. Es war spannend zu beobachten wie der Nebel langsam alle Tempel umhüllt und man glaubt ins Nichts zu schauen. Eine Stunde durften wir sitzen und beobachten, dann ging die Tour durch das riesige Areal weiter. Der Guide zeigte und erzählte viel, jedoch trennten wir uns immer wieder von der Gruppe um mehr zu entdecken. Felix natürlich wie immer mehr interessiert an der Tier- und Pflanzenwelt.

Freundliche Coatis
Freundliche Coatis

 

Die Tour endete am großen Hauptplatz wo sich zwei sehr hohe Tempel gegenüber stehen. Unser Guide erinnerte uns, dass das Nationaltier Guatemalas, der Quetzal (Vogel) in Tikal und ganz Peten nicht (mehr?) heimisch ist. Er bat uns zu einem der hohen Tempel aufzusehen. Wir drehten uns um. Plötzlich klatschte er in die Hände und während wir auf den Tempel starrten, lauschten wir den Lauten des Quetzals. Das Klatschen erzeugte eine Art Echo das sich wie Quetzal Gezwitscher anhört. Das hat mir gefallen und ich war sehr beeindruckt.

Tikal
Tikal

 

Eigentlich wollten Felix und ich noch länger bleiben. Wir schauten uns noch ein paar Tempel an und entschlossen dann doch mit der Gruppe zu gehen. In einem Restaurant beim Eingang des Parks, da wo wir in der Dunkelheit angekommen waren, aßen wir Frühstück.

Leider ging es Felix auf der Rückfahrt nicht mehr gut. Ihm war schlecht geworden, Fieber und alles tat weh. Am Nachmittag beschloss ich dass wir zu einem Arzt fahren. Wir wurden vom Tuk-Tuk Fahrer gleich in eine Klinik gebracht und Felix übernachtete im Krankenbett. Die Hilfsbereitschaft der Menschen war übrigens wirklich überwältigend. Ich fuhr zurück ins Hotel, zwang mich endlich etwas zu essen und fiel gegen 21.30 Uhr, nach einem sehr langem Tag, ins Bett.

Am nächsten Tag war ich wieder sehr früh wach und fuhr sofort zu Felix um ihn abzuholen. Er lächelte wieder und es ging ihm gut. Scheinbar hatte er sich den Magen verdorben, zu wenig gegessen und zu wenig getrunken. Dazu kam natürlich noch die Anstrengung, die Hitze und die Müdigkeit. Das Sandwich in unseren Tikal Lunch Boxen, die wir im Hotel gekauft und noch am Vorabend bekommen hatten, war bei der Ankunft in Tikal verdorben. Wir aßen es natürlich nicht, dadurch war der Magen allerdings leer. Das alles in Kombination mit der anstrengenden Nebelaufgangtour war wohl einfach zu viel und der Körper streikte.

Die restlichen Tage ruhten wir uns also von den Strapazen aus und verließen Flores ohne weitere große Unternehmungen. Eine nette Bekanntschaft mit einem transgender Musiker machten wir. Ich ging ein bisschen spazieren und Geld abheben. Ein paar Mal waren wir noch im Lago Peten Itza schwimmen. Das war’s.

Wir waren wegen Tikal gekommen und das haben wir gesehen. Vielleicht einfach zur falschen Zeit am falschen Ort. Maybe some day we’ll give it another try.

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  1. Andrea
    Andrea at ·

    Ohje! Genau im falschen Moment! Na, hoffen wir, dass es eine Ausnahme war…

Von Holzhütte zu Holzsessel oder Acht Stunden Holzklasse

Von Holzhütte zu Holzsessel oder Acht Stunden Holzklasse

Ich dachte ja, nach unserer stehenden Fahrt im Pick Up Truck und sonstigen bereits geschilderten Arten der Fortbewegung in Guatemala, wir haben alles erlebt. Alles bis auf eine Fahrt auf dem Busdach, die es ja angeblich auch geben soll. Aber nein, dass war natürlich noch längst nicht alles!

Wir genossen ein gutes Frühstück in unserem Hotel und warteten auf das vorgebuchte Touristen Shuttle welches uns in 6 bis 8 Stunden nach Flores bringen sollte. Wir haben uns aus Bequemlichkeit für das Touristen Shuttle entschieden. Dieses kam wie immer verspätet. Unsere Rucksäcke wurden am Dach verstaut. Als wir Platz nehmen wollten bemerkten wir, dass das Shuttel eigentlich schon voll war. Voll mit Touristen die es sich bereits bequem auf ihren breiten, stoffüberzogenen Sitzen mit Kopflehne und teilweise Beinfreiheit, gemacht hatten.

Improvisation ist in Guatemala die halbe Miete! Also wurden zwei selbst gemachte, mit Polsterung überzogene, Holzsessel zwischen die anderen Sitze im danach nicht mehr vorhandenen Gang geklemmt und wir durften hintereinander Platz nehmen. “Acht Stunden! Auf diesen Dingern!” Zugegeben, ein bisschen Verzweiflung machte sich schon breit. Gleich nachdem wir uns setzten, fing der Sitznachbar von Felix zu plaudern an. Noch nie war eine Unterhaltung so erwünscht, denn sie lenkte uns anfänglich gleich mal von vielen verzweifelten Gedanken, über die Holzsesselfahrt die vor uns lag, ab.

Leider flaute die Unterhaltung mit der Zeit ab. Felix war stark am überlegen in Coban (erste Pause) auf einen normalen Bus umzusteigen.
Normal sind für uns öffentlichen Verkehrsmitteln, die die auch Locals nehmen. Wir haben uns aber doch ein weiteres Mal zusammengerissen und gesagt: “Augen zu und durch, dann haben wir es hinter uns”.

Augen zu war allerdings in unserem Fall nicht möglich. Die Sessel reichten grad mal bis zu den Schulterblätter, daher konnten wir den Kopf nicht zurücklehnen. Abgesehen davon hatten wir auf den Sesseln sowieso nur Platz für eine Pobacke und wurden sehr eingequetscht, weil die meisten Sitznachbaren kein Interesse hatten uns ein bisschen mehr Platz zu gönnen. Oder anders gesagt, in dem Fall leider große Berührungsängste und daher kein (Zusammen) Halt. Aber was habe ich auch erwartet, sind wir uns doch alle vollkommen fremd. Nachdem die Sessel auch nur provisorisch eingeklemmt waren, kippten sie bei einer Bremsung und steilen Hängen nach vor und beim abrupten Angasen und Hängen aufwerts nach hinten. Wir mussten also wach bleiben um nicht umzukippen. Zum Glück waren die Straßen hauptsächlich gut asphaltiert. Aber wie schon öfter erwähnt heißt gut asphaltiert auch das der Fahrer mehr Gas gibt.

So verbrachten wir also 8 Stunden auf unseren Holzklassesesseln nach Flores und schauten den anderen Touristen beim gemütlichen “Augen zu” und schlafen zu.

Trotz anstrengender Fahrt erfreute mich die vorbeiziehende Landschaft auf’s Neue und das Lächeln verging mir nicht. Leider lächelte sonst niemand auf der Fahrt und bis auf den Australier waren alle sehr komisch drauf. Fast so als würden sie auf den Holzsesseln sitzen und nicht gemütlich genug schlafen können! Soetwas verstehe ich nicht.

Nach unserer zweiten Touri-Shuttlefahrt beschlossen wir also, dass wir Chicken Bus Persönlichkeiten sind und buchen nie wieder wenn’s auch anders geht ein solches Touristen-Shuttle!

2 Responses

  1. Andrea
    Andrea at ·

    SitzinderMitte kennen wir schon aus Sri Lanka. War auch nicht spassig. Damals von Kandy nach Colombo in der Rekordzeit von knapp vier Stunden – ohne Pause!
    In Thailand ist das zwar nicht üblich, aber man keilt sich dafür tw. sein Gepäck unter die Füße, was auch recht unkomfortabel werden kann. Was solls! Es geht vorbei. Taxi wär zwar eine Alternative, aber da kannst dann gleich fliegen 😉
    Eine gute Weiterreise!

San Agustin Lanquin und Semuc Champey

San Agustin Lanquin und Semuc Champey

Nach einer Übernachtung in Coban ging’s am nächsten Tag gleich weiter nach San Agustin Lanquin! Wieder haben wir einen Public Bus und kein Touristen Shuttel genommenen. Der Bus war ein bisschen größer als ein Van. Auf den letzten vier Plätzen hinten wurden Körbe und Kisten mit Lebensmitteln aufgetürmt weil auf dem Dach kein Platz mehr war. Felix und ich schnappten uns je einen Fensterplatz und saßen hintereinander. Während der Fahrt stiegen wieder einige Menschen zu. Um diese auch noch unterzubringen wurden im Gang eingebaute Klappsitze ausgeklappt. Die Fahrt dauerte ungefähr zwei Stunden, zum großen Teil über eine Schotterstraße.

In der kleinen Ortschaft Lanquin angekommen wollten wir uns zu einem vorher ausgesuchten Hotel mit Pool bringen lassen. Gleich nach dem Aussteigen überredete uns ein junger Mann zu einem anderem Hotel direkt am Rio (Fluss) Cahabon. Es war die richtige Wahl. Wir hatten hier für 7 Tage eine kleine Holzhütte mit direktem Zugang zum eiskalten Fluss. In den ersten Tagen, bei 37 Grad, war das eine willkommene Abkühlung. Die Hotelanlage liegt etwa 10 Minuten zu Fuß vom Dorf entfernt.

Unser "Badestrand" am Rio Cahabon
Unser “Badestrand” am Rio Cahabon

 

Die meisten Tage haben wir gemütlich am Flussufer verbracht. Nur ein einziges Mal sind wir ins Dorf spaziert. Bei der Hitze werden aus 10 Minuten schnell mal 20 Minuten. Abgesehen davon darf man das eh schon alt bekannte bergauf, bergab nicht vergessen.

Schmetterling (einer von Hunderten)

 

Wir haben uns das nahegelegene andere Hotel mit Pool, in das wir ursprünglich wollten, angesehen. Dort haben wir gegessen und das Internet ausprobiert. In unserer Unterkunft gab es die ersten zwei Tage kein Internet. Felix wollte zumindest seine Kundenmails beantworten und ich wollte mich um die Weiterreise kümmern. Wir haben mit dem Gedanken gespielt umzuziehen, aber am Ende war es das nicht wert. Pool und Party Hotel gegen Einheimisches Hotel mit natürlichem Fluss? Und siehe da am dritten Tag gab’s doch mehr oder weniger eine Internetverbindung. Allerdings war dann der Strom für eine Nacht ausgegangen. Als dieser am nächsten Tag wieder da war gab’s plötzlich kein Wasser mehr. Aber auch das kam irgendwann wieder. Als alles (Internet, Strom und Wasser) wieder vorhanden war und wir sogar einen Standventilator für die heiße Holzhütte bekommen hatten meinte ich noch scherzhaft “…und die nächsten Tage wird’s regnen…” Dem war dann tatsächlich so. Meistens regnete es am Nachmittag. Typisch für die Regenzeit. Den Standventilator brauchten wir dann auch nicht mehr. Man muss das alles mit Humor nehmen und sich an den kleinen Dingen erfreuen.

Am Tag vor unserer Abreise sind wir nach Semuc Champey gefahren. Den Transport hatten wir direkt im Hotel gebucht. Ein Pick Up Truck holte uns in der Früh ab. Es gab eine kleine Holzbank auf der wir während der Fahrt saßen. In Semuc hüpften wir sofort in eine der ersten Wasserterassen um uns abzukühlen. Danach bestiegen wir den Berg auf dem sich ganz oben eine Aussichtsplattform befindet. Kurz vor der Plattform verkaufte eine Familie Wassermelone und Aqua Pura (Trinkwasser). Sie brachten uns ein paar Wörter Q’eqchi (eine Mayasprache) bei. Als wir sehr verschwitzt und erschöpft auf der Plattform ankamen bot diese einen wunderbaren Überblick über die Wasserterassen (Pools) Semuc Champey’s. Ich habe soetwas noch nie gesehen und war sehr beeindruckt.

Blick vom Mirador auf Semuc Champey
Blick vom Mirador auf Semuc Champey

 

Einen Berg zu besteigen ist nur die Hälfte, man muss ja auch wieder runter. Nachdem wir die Aussicht ausgiebig genossen hatten, machten wir uns also auf den Rückweg. Als das geschafft war, schwammen wir in weiteren Wasserterassen. Sehr erfrischend!

Abkühlen in den Wasserterassen
Abkühlen in den Wasserterassen

 

Die Rückfahrt nach Lanquin war wieder in einem Pick Up Truck. Allerdings mussten wir dieses Mal stehen und uns sehr gut an den Eisenstangen festhalten. Sehr gefährlich, sehr holprig aber hier ganz normal.

Für mehr Photos aus San Agustin Lanquin, hier klicken.
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  1. Andrea
    Andrea at ·

    Sieht absolut geil aus! War sicher eine sehr entspannte Woche!

Reise nach Sacapulas. Oder doch gleich Coban?

Reise nach Sacapulas. Oder doch gleich Coban?

Gemütlich haben wir den letzten Tag in Chichicastenango mit einem ordentlichen Frühstück gestartet. Es gab Eierspeise, Brot, Butter, Marmelade, Kaffee und Orangensaft. Unser Ziel an diesem Tag war nach Sacapulas zu fahren und dort zu übernachten oder vielleicht auch länger zu bleiben um Santa Maria Nebaj und Acul zu besuchen.

Die vergangenen Wochen haben wir uns intensiv damit beschäftigt wie unsere Reise in Guatemala weitergehen könnte. Der erste Plan war zum Rio Dulce, dann nach Livingston und schließlich nach Flores zu fahren.

Der Plan für den wir uns letztendlich entschieden haben sah vor, dass wir mit dem Chickenbus in kleinen Etappen vom Lago de Atitlan nach Chichicastenango, Santa Cruz del Quiche, Sacapulas, Uspantan, Coban und San Agustin Lanquin fahren und somit eine Strecke nehmen die nicht so beliebt unter Touristen ist. Laut vielen Berichten ist der Weg für den wir uns entschieden haben erschwerlich, anstrengend und langwierig, vor allem mit dem öffentlichen Bus. Schlechte Strassen, vor allem zwischen Uspantan und Coban und sonstige eher erschreckende Berichte haben uns letztendlich zum Entschluss gebracht den Weg gemütlich in mehrere Tagen mit den bereits erwähnten Zwischenstopps zu fahren. Über die Dörfer Sacapulas und Uspantan gibt es nicht viel zu lesen. Dennoch haben wir ein paar Hostels gefunden und es als problemlos eingestuft dort einen Schlafplatz für eine Nacht zu finden. Irgendwann würden wir dann von Lanquin rauf nach Flores fahren aber das lag noch in weiter Ferne.

Gestärkt vom Frühstück machten wir uns auf den Weg zur Busstation in Chichi. Der Bus, in dem Fall kein großer Chickenbus sondern ein Mini-Van stand schon da und wir nahmen Platz. Die Fahrt von Chichi nach Santa Cruz del Chiche war wie gewohnt aber nicht anstrengend und dauerte kürzer als gedacht. Pro Person kostet die Fahrt 5.00 Q. Wir schauten uns kurz um, gingen in einer Bäckerei auf’s Klo und nach ein paar mal fragen saßen wir auch schon im nächsten Bus nach Sacapulas.

Let's hit the road!
Let’s hit the road!

 

Der Fahrer war ein bisschen wilder unterwegs aber dennoch war auch diese Fahrt nicht ungewöhnlich anstrengender oder gar gefährlicher als andere, die Straße weiterhin gut asphaltiert. Die Berglandschaft rund herum unberührt und schön. Zwischendurch immer wieder ein paar kleine Häuschen und Dörfer.

Berghäuschen
Berghäuschen

 

Auch diese Fahrt dauerte kürzer als wir annahmen und kostete diesmal 12.00 Q pro Person. PI mal Daumen kann man mit 10.00 Q pro gefahrener Stunde rechnen. Wir landeten wieder einmal auf einem großen Hauptplatz. Wir setzten uns und schauten uns um. Ein blau gestrichenes Gebäude gegenüber und viele Menschen die uns anstarrten. Felix machte ein paar Fotos und ich wurde währenddessen gefragt ob wir Reporter sind.

Sacapulas Hauptplatz
Sacapulas Hauptplatz

 

Als wir überlegten ob wir bleiben fragte uns ein älteres Pärchen wohin wir wollen. “Uspantan” sagte Felix spontan obwohl er im ersten Moment begeistert von Sacapulas schien und wir ja eigentlich vor hatten hier zu übernachten. Das ältere Paar erklärte uns wo die Busse nach Uspantan losfahren. Diesmal reichte unser Spanisch leider nicht ganz um genau zu verstehen wie wir dort hin kommen sollten.

Wir rechneten kurz nach und stellen fest, das wir gegen 13.00 Uhr in Uspantan ankommen würden. Nachdem die letzten Fahrten nicht so lange und anstrengend waren wie ursprünglich angenommen und wir uns an der vorbeiziehende Berglandschaft noch nicht satt gesehen hatten, entschieden wir den Bus nach Uspantan zumindest zu suchen. “Wer weiß ob heute noch einer fährt?” Der Weg zum Bus war nicht kurz aber machbar. Jetzt erst verstanden wir das eine Wort das uns alle die wir nach dem Weg fragten gesagt hatten: “Puente” also “Brücke”. Wir mussten über eine Brücke und dort waren auch schon die Busse. Sogar noch einer nach Uspantan! Nachdem wir jetzt schon vor dem Bus standen und noch Plätze frei waren dachten wir nicht länger nach und stiegen ein. Rund um die ankommenden Busse sammelten sich Verkäufer. Zur Stärkung gönnten wir uns einen Becher voller “Frutas” (aufgeschnittene Früchte).

Noch auf der guten Straße
Noch auf der guten Straße

 

Im Mini-Van nach Uspantan saßen wir leider ganz hinten eingezwengt. Felix hätte gerne Fotos gemacht, denn die Landschaft war noch atemberaubender als auf den vorherigen Fahrten. Für die Fahrt nach Uspantan zahlten wir 20.00 Q pro Person. Tatsächlich waren wir gegen 13.00 Uhr in Uspantan. “Hier wollen wir also übernachten.” Gleich nach dem Aussteigen kam ein junger Mann auf uns zu und fragte “Coban?” Felix und ich schauten uns verblüfft an. Wir hatten nicht damit gerechnet dass heute noch ein Bus nach Coban fährt, schließlich ist dies der Teil mit der schlechten Straße und wir hatten einige Wochen zuvor von einer ausgewanderten Wienerin gehört, dass man in etwa mit 6 Stunden Fahrt rechnen muss!

Wir fragten also wann er losfährt und wie lange die Fahrt dauern würde? Der Fahrer meinte 3 Stunden. Eine halbe Stunde hätten wir Zeit um zu überlegen. Wie bereits erwähnt ist die Strecke zwischen Uspantan und Coban laut Berichten und Hörensagen die längste und anstrengenste aufgrund der schlechten Straße. Wir überlegten trotzdem nicht all zu lange. “Wenn wir jetzt fahren haben wir es hinter uns.” Uspantan wirkte sehr staubig und nicht wert hier zu bleiben. Also stiegen wir in den Bus nach Coban und machten uns ein bisschen über und selbst lustig. Ewig herum überlegt, davon ausgegangen diese Strecke nie in einem Tag zu schaffen und jetzt doch auf dem Weg nach Coban.

Muchas Montañas
Muchas Montañas

 

Zugegeben ist dieser Abschnitt tatsächlich der anstrengenste. Allerdings längst nicht so schlimm wie ich das aus den Berichten rausgelesen habe. Oder bin ich Off-Road einfach schon gewohnt? Als erste Fahrt in einem fremden Land würde ich nicht unbedingt zu dieser Strecke raten, wenn man jedoch schon ein bissl was gewohnt ist geht das schon! Das erste Viertel war noch problemlos. Ab da, bis kurz vor Coban ist die Straße nicht mehr asphaltiert und die Durchschnittsgeschwindigkeit senkte sich auf 10 km/h. Die Schotterserpentinen machten dem Fahrer Mühe, bei manchen Schlaglöchern hob es uns aus den Sitzen und wir stießen mit dem Kopf am Busdach an. Den Abgründen der Berge blickten wir mehrmals respektvoll entgegen.

Nicht so gute Straße
Nicht so gute Straße

 

Die meiste Zeit saßen wir ganz alleine in der letzten Reihe. Jeder hatte einen Fensterplatz und wir konnte den Ausblick genießen. Nun konnte Felix auch Fotos schießen und ein paar kurze Videos aufnehmen. Die Fahrt dauerte dann doch eher 4 statt 3 Stunden, kostet aber trotzdem nur 30.00 Q pro Person.

Und noch mehr Berge
Und noch mehr Berge

 

Allerdings hielten wir kurz nach Uspantan in Chicaman für eine gefühlte halbe Stunde an um nach mehr Fahrgästen zu suchen. Es gibt auf den meisten Strecken in Guatemala zwar keine fixen Busstationen, während der Fahrt werden aber trotzdem immer wieder neue Passagiere aufgenommen, andere steigen zwischendurch aus und so fährt man nur selten die komplette Strecke mit den selben Personen.

Rio
Rio

 

Nun waren wir da wo wir uns erst in ein paar Tagen gesehen hatten, in Coban! Leider wussten wir es nicht besser und sind nicht gleich bei der Stadteinfahrt ausgestiegen sondern mit dem Bus bis zur Endstation, die sich in diesem Fall am Stadtrand befindet mitgefahren. Hier wiederum stiegen wir in ein Taxi um uns zu einem Hostel bringen zu lassen, das näher an der Stadteinfahrt liegt. Das Taxi machte uns einen Strich durch die Rechnung und kostete letztendlich mit kurzem verhandeln 20.00 Q für eine 10 Minuten Fahrt. Das Hostel hatte Felix noch schnell im Mini-Bus aus dem “Rough Guide” rausgesucht, sehr viel hatten wir uns davor ja noch nicht mit Coban befasst, dachten wir doch dass wir erst in ein paar Tagen hier ankommen würden.

Nachdem wir nun doch keine Zwischenstopps mit Übernachtung gemacht haben, hätten wir auch den besseren Weg über Guatemala City und dann nach Coban in einem “First Class Bus” nehmen können. Wäre wahrscheinlich schneller gewesen, hätte allerdings ein vielfaches gekostet und wir hätten viele Erlebnisse und Landschaftliche Highlights verpasst.

Es war bereits dunkel geworden. Also noch schnell etwas Essen und schlafen gehen, am nächsten Tag ging die Fahrt gleich weiter nach San Agustin Lanquin.

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Markttag in Chichicastenango

Markttag in Chichicastenango

Am Sonntag ist Markttag in Chichicastenango. Eigentlich der einzige Grund warum wir auf unserem Weg nach San Agustin Lanquin hier für zwei Tage halt gemacht haben.

Bereits am Vortag beginnen die Händler ihre Standeln aufzubauen. Das bunte Treiben können wir von unserem Balkonplatz, beim Abendessen, gut beobachten und freuen uns schon auf Sonntag, wenn der Markt eröffnet und mit ihm die Stadt zum Leben erwacht.

Kinder am Markt

 

Planlos ziehen wir also Sonntag in der Früh los und stürzen uns sofort in den Marktwahnsinn. Wo sich sonst eine befahrene Straße befindet wurden über Nacht unzählige Marktstände aneinander gereiht. Das Ganze ergibt am Ende ein farbenfrohes Labyrinth in dem man sich leicht verläuft und einem fast schwindlig wird. Neben typisch bunten und traditionellen Textilien werden Markenkleidung und Schuhe aus China verkauft.

Markthalle
Markthalle

 

In einer großen Markt-/Sporthalle wird frisches Gemüse angepriesen. Nebenbei kann man Gemälde an den Wänden der Halle ansehen, die die Geschichte von Chichicastenango erzählen. Wir lassen es uns auch nicht entgehen in einer der Marktgassen einfaches aber gutes Standelessen auszuprobieren.

Tortillas, Tacos, Tortillas, Tacos, ...
Tortillas, Tacos, Tortillas, Tacos, …

 

Um vom Trubel des Marktes Abstand zu gewinnen unternehmen wir einen kleinen Ausflug zum Friedhof. Dieser präsentiert sich nicht weniger farbenfroh als der Markt, wohl aber wesentlich ruhiger und der Ausblick auf Stadt und Berge rechtfertigt definitiv einen Besuch.

Chichicastenango Friedhof
Chichicastenango Friedhof

 

Am Markt sind wir natürlich nicht die einzigen Touristen aber die Zahl der Gringos hält sich in Grenzen. Hauptsächlich kommen Einheimische und Menschen aus den umliegenden Gebieten am Sonntag hier her um einzukaufen. Abends geht’s dann mit prall gefüllten Taschen wieder nach Hause.

Chichicastenango Markt

 

Immer wieder kehren wir kurz zum Abladen und für Klopausen in unser Hotelzimmer zurück um uns dann erneut voller Elan ins Getümmel des Marktes zu stürzen. Am Ende war Philippa etwas enttäuscht weil die Wishlist nicht vollständig abgehakt wurde, andererseits sind wir aber froh dass wir diesen einzigartigen Markt miterleben durften. Am Ende ist ein Erlebnis doch mehr wert als eine prall gefüllte Einkaufstasche.

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Next Stop: Chichicastenango

Next Stop: Chichicastenango

Die vergangenen zwei Wochen in San Marcos la Laguna haben wir noch Spanisch gelernt, entspannt, sind mit dem Boot nach San Juan sowie ein weiteres Mal nach Panajachel gefahren und haben eine schöne Wanderung durch die Berge gemacht. Alles in allem war es ein sehr schönes Monat am Lago de Atitlan. Wir haben viele Touristen getroffen die immer wieder kommen oder gar nicht mehr wegkommen. Für uns war es das aber noch nicht. Nach erst zwei Monaten auf Weltreise ist das Reisefieber einfach noch nicht abgekühlt. Wir wollen noch mehr sehen, erleben und kennenlernen.

Aus diesem Grund lassen wir die Idylle des “schönsten Sees der Welt”, wie er oft bezeichnet wird hinter uns und begeben uns auf neue Abenteuer in Guatemala.

Um 7.00 Uhr geht’s los! Noch schnell frühstücken, vom Garten und unserem kleinem Häuschen verabschieden. Bobo, unser liebgewonnener Wachhund, begleitet uns noch ein Stück auf dem Weg zur Bootanlegestelle. Es wartet schon ein Boot nach Panajachel. Wir steigen ein und fahren los. Letzte Blicke vom Boot aus auf die Berge, Dörfer und Vulkane des Lago de Atitlan. 40 Minuten später steigen wir in Pana ins nächstbeste Tuk Tuk und geben als Ziel die Bus Station nach Chichicastenango (Chichi) an. Es scheint als wäre dem Fahrer vollkommen klar wohin unsere Weiterreise gehen soll. Er warnt uns allerdings noch beim Aussteigen, dass es ein Weilchen dauern könnte bis der Bus kommt. Wir sitzen also ziemlich entspannt beim Wartehäuschen und warten und warten und … ja, warten immer noch.

Einige Busse bleiben bei der Station stehen. Doch leider ist keiner dabei der nach Chichi fährt. Während wir warten versuchen ein paar Tourguides uns ein Angebot für die Fahrt nach Chichi zu machen. Mit ihrem Mini-Van wäre das viel schneller und natürlich sicherer. Leider auch um das Zehnfache teurer, wie wir später feststellen werden. Mehr Zeit vergeht und die Meinungen das es keinen direkten Bus nach Chichi gibt häufen sich. Felix entschließt sich zum gegenüberliegenden Bus zu marschieren. Der Bus steht schon ein paar Minuten da, der Beifahrer preist schreiend die Richtung Solola an. Durch Solola sind wir bei unserer Ankunft vor einem Monat gefahren. Unserer Meinung nach genau die gegengesetzte Richtung. Da wollen wir eigentlich nicht hin aber nachdem uns einige Passanten zu diesem Bus verweisen fragt Felix nach. Der Fahrer des Busses sagt ebenfalls, dass wir mit ihm nach Solola fahren müssen und dort dann umsteigen sollen. “No hay directo!”, also es gibt keinen direkten Bus, wiederholt er mehrmals. Es bleibt nicht viel Zeit für eine Entscheidung, denn der Bus nach Solola fährt in wenigen Minuten los. Wir überlegen. Während wir überlegen versucht uns ein Tourguide erneut davon zu überzeugen mit ihm zu fahren. Mit dem privaten Shuttel müßten wir auch nicht so oft umsteigen. In wenigen Minuten haben wir sogar noch mit ihm einen Preis verhandelt, überlegt wieviel das in Euro ist und uns dann doch ganz spontan entschieden “Was solls, fahren wir mit dem Bus nach Solola!”

Im Chickenbus nach Solola sitze ich eine Reihe hinter Felix neben einer Senorita. Während der Fahrt steigen weitere Passagiere zu. Nun sitze ich eingezwengt zwischen der Senorita und einem Senior. Berührungsängste haben die Menschen hier keine! Ich zum Glück auch nicht! Ganz im Gegenteil. Ich freue mich über das eingezwengt sein. Es gibt mehr Halt in den Kurven, ich rutsche nicht so leicht hin und her. Ich fühle mich so viel sicherer. Vielleicht ist das ja auch ein Geheimnis. Vielleicht sind die Busse ja auch deshalb so voll, damit jeder jeden irgendwie hält. Wer weiß! Während wir fahren überlegen wir wie es wohl tatsächlich weiter geht wobei wir das alles sehr gelassen sehen. “Im Notfall schlafen wir eine Nacht in Solola oder fahren sogar zurück zum Lago de Atitlan. Was solls, wir haben nichts vorgebucht, niemand wartet auf uns.” sage ich zu Felix.

In Solola ist Stau. Einige Passagiere steigen mitten auf der Straße aus. Wir folgen ihnen. Der Bus fährt jedoch noch ein Stück weiter bis zum Park. So einen Park gibt es in jeder Stadt, sie sehen immer ähnlich aus und sind immer im Zentrum, sind also ein guter Anhaltspunkt. Der Beifahrer holt unserer Rucksäcke vom Dach und wirft sie uns entgegen. Auf der anderen Straßenseite stehen Busse die allerdings nicht mit Chichicastenango sondern mit Encuentros beschriftet sind. Wir fragen nach und sollen angeblich bis Los Encuentros mitfahren und dann nocheinmal umsteigen. “Ja, gut mach’ ma das!” Unsere Rucksäcke werden wieder aufs Dach geladen. Wir suchen uns einen Platz und der Bus füllt sich sehr schnell bis keine Sitzplätze mehr frei sind. 5 Minuten zuvor ist bereits ein vollgestopfter Bus mit gleicher Destination abgefahren. Scheint also eine beliebte Route zu sein. Einige Passagiere stehen während der Fahrt. Allerdings steigen viele am Weg bei einer Universität aus. Die Landschaft zwischen Solola und Los Encuentros ist hübsch. Kleine Häuschen die im Niemandsland zu stehen scheinen. Rundherum Felder und Grüne Bergwiesen. Exotische Pflanzen aller Art.

Los Encuentros wirkt hingehen sehr trocken, staubig und schäbig. Es gibt eine große Straße und eine Brücke. Unter der Brücke spielt sich einiges ab. Die Busse halten hier. Wir gehen bei einer Art Pollo Fast Food Restaurant auf’s Klo und machen uns auf die Suche nach dem nächsten Bus nach Chichicastenango. In diesem Fall ist der Bus ein Mini Van. Wir dürfen vorne beim Fahrer Platz nehmen. Hinten im Sitzraum wird eingeladen was sich irgendwie so halbwegs ausgeht. Ich schätze zeitweise sind es an die 15 Leute die irgendwie Platz finden. Einige fahren aber nur eine kurze Strecke mit.

Berg auf, Berg ab, rechts und links, dass sind wir ja schon gewohnt. Die Straßen sind aber gut asphaltiert. Hin und wieder sind auch kleine, gewagte Überholmanöver in Kurven dabei aber auch an das gewöhnt man sich schnell. Nach über einer Stunde kommen wir in Chichicastenango an.

Von Tür zu Tür waren wir etwa 4 Stunden unterwegs und haben für die Bootsfahrt 20 Quetzal, für die Busfahrten 10 Quetzal ausgegeben. Also insgesamt ca. €1,30 pro Person. Das private Shuttle von Pana nach Chichi hätte, mit Discount, 100 Quetzal (€140) pro Person gekostet und wäre wahrscheinlich nur eine halbe Stunde schneller gewesen.

Ja, man spart sich das Umsteigen, man braucht auch nicht all seine Spanisch Kenntnisse auszupacken um herauszufinden wo und wann der Bus ins nächste Dorf fährt. Aber sind es nicht genau diese Erlebnisse die die Spannung des Reisens ausmachen? Wir werden jedenfalls in Guatemala, solange wir nicht unter Zeitdruck stehen, so weiterreisen. Es macht Spaß, man sieht mehr vom Land und man ist einfach näher am “echten” Guatemala.

San Marcos La Laguna

San Marcos La Laguna

Ja, wir sind noch immer hier. Seit zwei Wochen schon und es kommt mir vor als wären es erst ein paar Tage! Unglaublich wie schnell die Zeit vergeht!

Hauptsächlich genießen wir hier unseren Garten mit Ausblick auf den Lake Atitlan.

Ausblick von unserem Garten auf Lake Atitlan
Ausblick von unserem Garten auf Lake Atitlan

 

Schwimmen war ich erst einmal. Felix dagegen schon öfter. Er ist begeistert und hat angefangen einen besseren Zugang zum See zu bauen.

Work in Progress
Work in Progress

 

Über die Jahre ist das Wasser des Lake Atitlan um viele Meter angestiegen. Das macht den Zugang erschwerlich aber möglich. Abgesehen vom erschwerlichen Zugang beginnt hier allmählich die Regenzeit. Die Tage sind relativ kurz. Meistens ist es nur am Vormittag sonnig. Am Nachmittag kommen Wolken auf und es wird kühl. Gegen 18.00 Uhr geht die Sonne bereits unter und es ist schnell und früh dunkel.

Gewitter
Gewitter

 

An einem Montag wurden wir von lauten Knallkörper geweckt. Beim Frühstück haben wir recherchiert und herausgefunden “Guatemalans like to blow things up”. Es handelt sich um sogenannte “Bombas” die zu jeglichen Anlässen geschossen werden. In unserem Fall war der Anlass ein Dorffest das wir natürlich besucht haben. Für das Fest wurden kleine Essensstandln, ein kleines Riesenrad, Zelte mit Fußballtischen und Videospielautomaten am Dorfplatz aufgestellt. Zwei Bands haben gespielt, die wir uns auch angeschaut haben. Wahrscheinlich waren alle Bewohner von San Marcos und aus der Umgebung gekommen um zu feiern. Die Hippie-Gringos haben wir vermisst, also sind wir auf ihre Straße gegangen um zu schauen wo sie denn bleiben. Wir stellten fest, sie bleiben lieber unter sich. Da wir schon am Weg waren sind wir noch weiter zur Bootanlegestelle gegangen und haben die Lichter vom gegenüberliegenden San Pedro beobachtet. Gegen 01.00 Uhr sind wir nach Hause gegangen. Ich glaube das Fest ging noch bis in die frühen Morgenstunden.

Fiesta
Fiesta

 

Ein Tag nach dem Fest sollte eigentlich jemand kommen um den Rohrbruch in unserem Badezimmer anzuschauen und gegebenenfalls zu reparieren. Bereits nach dem Aufstehen meinte ich ironisch zu Felix “Da kommt heute sicher niemand, die sind doch alle besoffen vom Fest.” Gegen Nachmittag bestätigte Gabriella, unsere Gastgeberin, meine Aussage mit exakt den selben Worten. Wie immer fügte sie hinzu “This is Guatemala!” Am Abend kam aber doch noch jemand vorbei um zumindest den Schaden zu begutachten. Repariert wurde natürlich erst am nächsten Tag.

Wir haben uns die Umgebung angeschaut und sind planlos durch San Marcos spaziert. Teilweise steil bergauf an Häusern vorbei bis zu einer gewissen Höhe von wo aus wir einen wunderschönen Ausblick auf den See und die umliegenden Berge hatten.

In den Bergen
In den Bergen

 

San Marcos ist quasi dreigeteilt. In der Mitte liegt der Hauptplatz mit seinen diversen Tiendas, Basketballplatz, Fußballplatz und natürlich die Hippie-Gringo Strasse und die Bootsanlegestelle. Rechts und Links davon befinden sich jeweils die “Dörfer” in denen die Locals wohnen. Diese sind steil an den Berghängen angelegt und bieten einen wundervollen Ausblick auf die umliegenden Berge und den See.

Eines der Bergdörfer
Eines der Bergdörfer

 

Um Geld abzuheben und im Supermarkt einzukaufen sind wir bereits zwei mal mit dem Boot nach Panajachel gefahren. In San Marcos gibt es zwar auch kleine Tiendas (Kreisler) um das Nötigste zu kaufen aber es gibt keine Bank, keine ATMs und keinen grossen Supermarkt. Vor ein paar Tagen sind wir auch nach San Pedro gefahren um Geld abzuheben. San Pedro ist viel näher als Pana (per Boot 10 Minuten nach San Pedro, 40 Minuten nach Panajachel) aber der Geldautomat war uns suspekt.

Boot fahren am See
Boot fahren am See

 

Statt Yoga, Tai Chi oder Cacao Zeremonie haben wir uns entschieden in die Schule zu gehen um Spanisch zu lernen. Die Schule ist fünf Minuten von unserer Unterkunft entfernt. Wir sitzen im Freien und Evelyn, unserer Lehrerin, versucht uns in einer Woche die Basics ihrer Sprache beizubringen. Es macht Spaß in so einer schönen Atmosphäre zu lernen.

Back to School
Back to School

 

Nachdem wir nächste Woche noch zwei Tage Spanisch Unterricht haben, wir uns schon gut eingelebt haben, uns an Spinnen, Skorpione und sonstiges Getier allmählich gewöhnen, unser kleines Häuschen alles bietet was man so braucht und der Garten mit Ausblick auf den See unwiderstehlich ist, bleiben wir auf jedenfall noch bis nächsten Samstag hier.

Unser kleines Häuschen
Unser kleines Häuschen

 

Wohin es uns danach treibt ist noch offen, wir sind momentan dabei die Optionen auszuloten.

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3 Responses

  1. 220Stephania
    220Stephania at ·

    Das klingt ja ur toll!!! Und wie man Teichzugänge baut, weiß Felix ja 😉
    Viel Spaß noch in der Schule.

  2. martin
    martin at ·

    WOw, die Aussicht auf den See ist ja echt beschi*en, furchtbar! Und das Gewitter – stell ich mir voll fad vor. Laaaangweiliges Leben habt ihr. Und lass mich raten, das Essen ist sicher auch schrecklich, immer diese doofen Tacos!
    :)
    Hab euch lieb, alles Gute! keep on truckin!
    M

Take it easy and welcome to Guatemala!

Take it easy and welcome to Guatemala!

Voller Vorfreude bin ich um 7.00 Uhr aufgestanden. Felix war bereits um 6.00 Uhr wach. Um 9.00 Uhr holt uns ein vorgebuchtes Shuttle ab. In drei Stunden sind wir in “San Marcos la Laguna” beim “Lake Atitlan”. Ich freue mich auf Neues.

Elf Tage Antigua war eigentlich schon zu lange. Ursprünglich wollten wir nur eine Woche bleiben. Weitere vier Tage haben wir dran gehängt, weil die ausgesuchte Unterkunft in San Marcos noch länger verbucht war. Uns ist hier schon die Decke auf den Kopf gefallen. Nicht wortwörtlich! Nachdem wir auch kein Geld für teure Aktivitäten ausgeben wollten und Antigua nicht so groß, aber recht teuer ist, hatten wir nicht mehr viel zu tun. In der gebuchten Unterkunft konnte wir auch nicht so richtig entspannen, also war’s höchste Zeit für die Weiterreise.

Viel zu früh haben wir ausgechecked und sind losgegangen um oben bei der Straße, vor den Eingangstoren der bewachten Wohnsiedlung, auf das Shuttle zu warten. Erst in 20 Minuten wird das Shuttle da sein. Noch eine Zigarette rauchen. “Ich geh noch schnell auf’s Klo im Cafe nebenan!” sage ich zu Felix. “Jetzt aber schnell, gleich geht’s los!” sagt er. Ich beeile mich und laufe hin und zurück.

Nach 20 Minuten warten ist das Shuttel natürlich nicht pünktlich um 9.00 Uhr da! Ein bisschen Verspätung war zu erwarten. Es vergehen weitere 20 Minuten. Jetzt sind’s bald 30 Minuten. Weit und breit kein Shuttle dass uns mitnehmen will. Knapp eine Stunde warten wir jetzt schon und überlegen was wir tun sollen. Felix erklärt sich bereit zur Tour Agency zu gehen und nachzufragen wo denn bitte unser Shuttle bleibt. Ich warte in der Zwischenzeit mit unserem Gepäck. Wer weiß, vielleicht kommt es ja dann doch noch während Felix weg ist. Nach einer viertel Stunde kommt Felix zurück. Aus der Ferne sehe ich bereits sein Schulterzucken. Das kann nichts Gutes bedeuten.

Er erklärt mir, dass die Tour Agency geschlossen ist. Er war nebenan und die freundliche Dame hat für ihn unsere Agency angerufen. Leider hat niemand abgehoben. Soviel dazu. Die Dame die uns das Ticket vor fünf Tagen verkauft hat, meinte noch sie sind 24/7 erreichbar. Es steht sogar am Ticket drauf!

Die freudliche Dame die angerufen hat, der Wachmann bei den Toren unserer bereits ausgecheckten Unterkunft, andere Shuttle Fahrer die wir befragen meinen alle: “Wait a little, they will come”.

Es vergeht fast eine weiter Stunde. Unsere Gastgeber fahren an uns vorbei und sind natürlich überrascht uns zu sehen. Sie rufen ebenfalls bei der Tour Agency an. Leider vergeblich. Nachdem sie wegfahren mache nun ich mich nocheinmal auf den Weg zum Geschäft der Tour Agency. Vielleicht sperren sie am Samstag ja später auf. Wenn sie nicht offen haben gehe ich woanders hin und frage ob noch Platz für zwei Leute in einem Transport nach Lake Atitlan ist. So mein entschlossener Plan. Diesmal wartet Felix mit dem Gepäck. Wir wären ja auch mit dem Chicken Bus gefahren, leider gibt es aber nur einen um 7.00 Uhr und wir haben die Shuttle Fahrt ja bereits bezahlt.

Angekommen bei der Agency sehe ich, es ist offen! Eine Frau mit neonpinken Lippen begrüßt mich freundlich. Ruhig aber nicht übermäßig freundlich frage ich “Wo ist denn unser Shuttel, wir warten seit 8.40 Uhr, haben bereits ausgechekt, wollen weiter, was jetzt und überhaupt und sowieso?” Die Frau erklährt “Ja es gibt hier leider ein Problem” Ja, das ist mir mittlerweile auch schon aufgefallen. Angeblich ist die Straße nach San Marcos verschüttet erzählt sie mir. Alles ist heute verrückt deshalb. Auf die Frage “Warum lässt man uns blöd herum stehen und dumm sterben?” natürlich kann ich das weder auf English noch auf Spanisch so fragen, meint sie “Es sind so viele Leute die diese Fahrt gebucht haben, die Chefin ist gerade unterwegs allen Bescheid zu sagen.” Wie auch immer, es gibt einen Ersatzplan. Gut! Um 14.00 Uhr könnte die Straße nach San Marcos frei sein. Sie stellt mir ein neues Ticket aus. Nachdem ich dreimal nachfrage “Are you sure?” wählt sie eine Nummer und telefoniert kurz. Also doch nicht. Die Polizei gibt die Straße nicht frei. Eine weitere Möglichkeit ist in ungefähr einer Stunde ein Shuttle nach Panajachel zu nehmen und dann mit dem Boot über den See nach San Marcos zu fahren. So machen dass eigentlich die meisten. Wir dachten, wenn es schon direkt mit dem Shuttle geht warum extra umsteigen und ein Boot nehmen. Nun bleibt uns aber wohl nichts anderes übrig. Abgesehen davon, ich will endlich weg, biiiiitte! Die Frau stellt mir wieder ein neues Ticket aus, telefoniert aber noch mit einigen Leuten. Ich verstehe nicht ganz aber ich habe das Gefühl sie sucht nach einem Shuttle das noch für zwei Personen Platz hat. Einige Minuten später, einige Anrufe später findet sie endlich Plätze für uns. Ich einige mich mit der Frau, dass ich Felix hole und wir hier im Office auf das Shuttle warten. Nichts mehr dem Zufall überlassen. Im Notfall sitzen wir bei ihr bis sie zusperren will.

Mit meinen drei Tickets gehe ich zurück zu Felix und hoffe er ist nach der langen Wartezeit nicht besorgt um mich. Natürlich ist er das aber er sitzt noch an der selben Stelle, wie bestellt und nicht abgeholt. In der Zwischenzeit hat Felix unserer Gastgeberin in San Marcos unsere Situation erklärt und gesagt dass wir später ankommen. Ihre Antwort: “Take it easy my dear friends and welcome to Guatemala!”

Nun gehen wir gemeinsam inklusive Gepäck zum Office und warten. Holen uns einen Kaffee nebenan und müssen neues Wasser besorgen. Das für die Fahrt geplante Wasser ist längst ausgetrunken. Pünktlich um 12.30 Uhr sitzen wir im Office und warten. Es wird 12.45 Uhr, es wird 13.00 Uhr. Plötzlich springt die Frau, die sich immer mehr hinter ihrem Laptop vergraben hat, auf und teilt uns mit dass das Shuttle da ist. Sie wünscht mir eine gute Reise und entschuldigt sich bei Felix erneut.

Endlich sitzen wir in einem Shuttle nach Panajachel. In solchen Situationen zählt jeder einzelne Schritt noch mehr. Im Shuttle sitzen ist schon mal ein Schritt weiter um endlich an’s Ziel zu kommen. Natürlich ist mir auch jetzt schon bewusst, dass es das noch nicht war und wir noch einige Schritte vor uns haben.

Zunächst holpert das Shuttle durch Antigua, noch ein paar weitere Passagiere einsammeln. Kurzer Stop bei einer Tankstelle. Mit leerem Tank fährt’s sich nicht gut. Auf der asphaltierten Straße geht’s mit Vollgas, Kurven, Berg auf und Berg ab weiter. Mir ist schon ein bisschen schlecht und ich habe ein Deja vu. Vor acht Jahren ging es mir fast täglich so als wir in 8 Tagen durch Flores, Indonesien gefahren sind. Allerdings gibt’s hier eine zweispurige Straße. Der Fahrer fährt aggressiv aber ich nehme an, dass er sich nicht ausgerechnet diesen Tag zum Sterben ausgesucht hat und vertraue ihm. Es bleibt mir ja auch nichts anderes übrig. Nach einer Stunde machen wir eine Klopause bei einer Tankstelle. Es geht wie bereits beschrieben weiter. Die Landschaft rund herum ist atemberaubend schön! Ich kann es nicht so ausgiebig genießen wie Felix. Er ist wie immer ganz begeistert und zeigt mir ständig Sachen die ihm auffallen. Immer wieder zieht dichter Nebel auf, die Sicht beträgt teilweise nur wenige Meter. Kalt wird es auch. Antigua liegt auf ca. 1500 Meter Seehöhe, ich vermute dass wir auf der Fahrt einige Male die 2000 Meter Marke geknackt haben.

Irgendwo zwischen Antigua und Panajachel
Irgendwo zwischen Antigua und Panajachel

 

Nach ungefähr zwei Stunden sind wir in “Pana”, einer sehr vertikalen Kleinstadt die sich als Tor zu den diversen Dörfern am See versteht, angekommen. Wir steigen aus und werden sofort von Bootsmännern und einer Souvenir Verkäuferin überfallen. Wohin wir wollen und wieviel es kostet ist schnell geklärt. Wir schaffen es sogar 5 Quetzal weniger zu zahlen. Die Bootsmänner haben es eilig und wir werden schnell ins Boot gescheucht. Der nächste Schritt ist somit geschafft, wir sitzen im Boot. Wir fahren einige Dörfer am See entlang bis wir endlich in San Marcos anlegen. Die Bootsfahrt finde ich angenehmer als die Shuttlefahrt. Das Boot schlägt teilweise stark am Wasser auf aber das stört mich nicht. Obwohl es mittlerweile regnet ist der Ausblick vom Boot auf die steilen Bergdörfer und die Vulkane in der Ferne einfach schön.

Als wir aussteigen begrüßen uns zwei Kinder am Steg und fragen uns wo wir hin wollen. “Zur Casa Dulce” sagen wir. “The Israel women!” sagen sie. Damit meinen sie unsere Gastgeberin. Sie sind bereit uns den Weg zu zeigen. Unsere Gastgeberin hat uns geschrieben, dass Kinder warten werden, unser Gepäck tragen wollen und wir 5 Quetzal geben sollen. Unser Gepäck tragen wir selber. Soweit kommt’s noch dass ich diesen Knirpsen mein 10 Kilo Gepäck umhänge und sie schleppen lasse! Wir lassen uns aber gerne den Weg zeigen. Sie sprechen beide gut Englisch für ihr Alter, was uns sehr überrascht und neu auf dieser Reise ist. Die enge Gasse vom Steg hinauf ist gefüllt mit “Hippie Gringos”. Links und rechts sind Restaurants. Wir sind amüsiert und fragen uns scherzhaft ob das Boot schlussendlich nach Goa gefahren ist? Rückblickend konnte man eigentlich schon im Boot an der Kleidung der Passagiere erkennen wer in San Marcos aussteigen wird. Quer über ein Fußballfeld folgen wir unseren kleinen Guides und führen Smalltalk. Da sind wir auch schon. Wir geben Ihnen 5 Quetzal. Sie fragen natürlich nach mehr. “Maybe 10? For books!” Okay, aber wirklich für die Bücher. Natürlich weiß ich dass sie es nicht für Schulbücher ausgeben aber wir waren ja nicht anders. Haben das Weihnachtsgeld auch für Unnötiges ausgegeben. Es sind schließlich Kinder. Sie bedanken sich und laufen davon.

Fussballfeld in San Marcos La Laguna, Lago Atitlan
Fussballfeld in San Marcos La Laguna, Lago Atitlan

 

Wir treten ein in einen lieben Garten. Unsere Gastgeberin begrüßt uns überschwenglich mit einer Umarmung und heißt uns willkommen. Sie heißt Gabriella, ist schon älter, sieht im Gesicht ein bisschen schönheitsoperiert aus, passt aber trotzdem ziemlich gut unter die Hippie Glocke die sich über San Marcos gestülpt hat. Sie zeigt uns das kleine Gartenhäuschen, unseren Garten inklusive Sitzgelegenheiten und den Ausblick auf den See.

Es ist spät geworden und wir sind natürlich erschöpft. Zum Abendessen gibt’s eine deftige aber gute Pizza in einem der Restaurants auf der Hippie-Gringo-Goa Gasse. Als wir zurückkehren beschäftigen uns ein paar Spinnen Mitbewohner und die Montage unseres Moskitonetzes. Danach noch kurz unter die “Suicide Shower” (bitte Googlen) und dann fallen wir ins Bett.

Ausblick von unserem Gazebo auf Lago Atitlan
Ausblick von unserem Gazebo auf Lago Atitlan

 

Schritt für Schritt haben wir es doch geschafft weiter zu kommen. Zum Glück war das ja nicht unser erstes Erlebniss solcher Art. Ich bin froh, denn jedes Mal werden wir um ein großes Stück gelassener. Man gewöhnt sich daran und weiß sowieso dass man irgendwie, irgendwann ans Ziel kommt.

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4 Responses

  1. Stefan Koell
    Stefan Koell at ·

    Holy moly! Suicide Shower!

  2. Renate
    Renate at ·

    Ein sehr hübscher Ausblick! :-)
    Wie lange wollt ihr dort bleiben?

  3. Michael
    Michael at ·

    cool, bei DEM Ausblick würd ichs auch länger aushalten :))

Chicken Bus a Macadamias

Chicken Bus a Macadamias

Spontan haben wir uns nun auf den Weg zur Macadamia Farm in San Miguel Dueñas gemacht. Um dort hinzukommen müssen wir nur zur Busstation in Antigua gehen, in den richtigen Bus einsteigen, dem Fahrer „Las Macadamias“ sagen und dort dann aussteigen.

Uns steht die erste Chicken Bus Fahrt bevor. Wir sind gespannt ob die legendären Geschichten über die legendären Chicken Buses wahr sind.

Hier bei der Busstation steht natürlich nicht nur ein Bus, der bei einer gekennzeichneten Haltestelle wartet. Nein, es sind viele Busse die kreuz und quer fahren, einparken oder dicht hintereinander stehen. Also ein geordnetes Durcheinander. Ich denke sie kennen sich aus. Busfahrer brüllen wohin sie fahren. Die meisten nach Guatemala City. Wir kennen uns nicht aus und fragen wo der Bus nach Dueñas ist. Soviel Spanisch können wir zum Glück schon. „Da drüben, der Grüne!” Tatsächlich es steht sogar Antigua-Dueñas am Busschild oben drauf. Der Fahrer dürfte gerade Pause machen aber die Tür ist offen also steigen wir ein. Zwei Männer, die bereits Platz genommen haben erklären, dass dieser Bus nach Guatemala City fährt. Wir nehmen es zumindest an, denn so viel Spanisch können wir dann auch wieder nicht. Wir steigen aus und sind planlos aber geben nicht auf. Ich frage zwei Frauen die am Gehsteig, versteckt hinter den dicht aneinander geparkten Busen, warten. Sie sagen mir, dass sie ebenfalls nach Dueñas fahren. Wir warten also mit ihnen. Es vergehen einige Minuten. Plötzlich hören wir aus der Ferne „Dueñas!, Dueñas!”. Die beiden Frauen laufen los. Wir folgen ihnen. Eine Straße hinter der Busstation wartet unser Bus.

Kaum eingestiegen, los geht die Fahrt im Chicken Bus. Aufs Hinsetzen der Passagiere wird nicht gewartet. Felix will dem Fahrer noch „Las Macadamias” sagen, wird aber mit einer hastigen Handbewegung die sowas wie „Steig ein, setzt sich hin!” deutet abgewürgt. Da sitzen wir nun, allerdings alleine, auf unserem Platz auf dem sonst sicher vier Leute und ein Huhn sitzen. Meine Hand klammert sich automatisch um die Eisenstange vor mir. Auch die anderen Passagiere halten sich während der Fahrt so fest. Ich habe genug Beinfreiheit. Macht die Fahrt aber auch etwas anstrengend. Bei einer Bremsung rutsche ich leichter vom Sitz. Felix hat weniger Platz und stößt mit den Knien am Vordersitz an. Alles halb so wild, alles bereits erlebt.

Chicken Bus
Chicken Bus

 

Nach und nach füllt sich der Bus auf der Fahrt nach Dueñas, wird aber nicht voll. Immer wieder bleibt er stehen und lässt Leute ein oder aussteigen. Der Mann, der während der Fahrt bei der offenen Fahrertür steht und die Leute einsammelt, kassiert auch das Fahrgeld. Er kommt zu uns und fragt mich wohin wird wollen. „Las Macadamias“ sage ich und bin stolz ihn verstanden zu haben. Er nickt, gibt uns das Wechselgeld und geht weiter Geld einsammeln. Laute traditionelle Musik begleitet uns auf der Fahrt.

Hier geht's zur Farm
Hier geht’s zur Farm

Der Busfahrer deutet uns durch seinen Rückspiegel das wir jetzt aussteigen müssen. Passt, er hat Felix scheinbar doch zugehört und verstanden. Wir bedanken uns und hüpfen schnell aus dem Bus. Tatsächlich! Ein Schild am Straßenrand sagt uns wir sind hier richtig. Da wo die Macadamia wächst.

Bereits am kurzen Fußweg zum Eingang der Farm liegen Macadamias am Boden. Beim Eingang ist ein Schild auf dem steht, das man keine Macadamia aufbrechen oder mitnehmen soll, den jede einzelne Nuss zählt hier auf dieser Farm. Wir bekommen einen kurzen erklärten Rundgang angeboten. Englisch, Spanisch gemixt erfahren wir über die Farm, den Besitzer und Gründer, über die Macadamia und ihre Besonderheiten. Eine tolle Nuss. Wir dürfen Macadamias kosten, Cremen und Öle ausprobieren. Zum Schluss essen Felix und ich noch Pancakes mit Macadamia Butter und Heidelbeeren. Es hat uns beiden sehr gut geschmeckt. Der Farmer, kommt vorbei und redet mit uns. Amerikaner, um die 70 Jahre alt. Er hat einen sehr eigenen Humor heißt uns willkommen und zieht wieder weiter.

Las Macadamias
Las Macadamias

Wie kommen wir eigentlich zurück nach Antigua? Klar, wir stellen uns an den Straßenrand vor der Farm und warten auf einen Chicken Bus. Irgendwann wird schon einer vorbeifahren. Lange müssen wir wirklich nicht warten. Wir winken den Bus her und steigen ein. Wohin ist zunächst nicht so wichtig. Hauptsache wir steigen zügig ein und halten die Weiterfahrt nicht auf. Wieder greift meine Hand fest um die Eisenstange vor mir. Kurz befürchten wir im falschen Bus zu sein, beobachten aber die Gegend die an uns vorbeizieht. Wird schon passen. Der Bus ist voller als bei der Hinfahrt. Zusätzlich zum Kasierer steigt auch ein Verkäufer ein der mit lauter Stimme sein Produkt (sowas wie längliche Mannerschnitten) anpreist. Die Leute nehmen sie und geben sie dann wieder zurück nachdem er mit seiner Werbedurchsage fertig ist. Manche kaufen die Schnitten, geben dass Geld aber dem Buskasierer. Es wird holprig und ich schätze wir sind ab jetzt in Antigua. Außerhalb gab es keine Stein gepflasterten Straßen, die den Bus zum rütteln bringen. Ich sehe eine Gasse die mir bekannt vorkommt und wir hüpfen schnell aus dem Bus. Ich schätze der Bus wäre noch bis zur Busstation und dann weiter nach Guatemala City gefahren. So hatten wir einen kürzeren Heimweg.

Garten
Garten

 

Nach der heutigen Chicken Bus Fahrt können wir nicht alle Legenden bestätigen. Es war aber auch nur eine sehr kurze Fahrt zur Farm, ungefähr 20 Minuten. Vielleicht ist die nächste Fahrt näher an den Legenden dran. Wie auch immer hat der Ausflug Spaß gemacht und der Besuch auf der Macadamia Farm hat sich ausgezahlt.

Für mehr Photos aus San Miguel Dueñas, hier klicken.

2 Responses

  1. 220Stephania
    220Stephania at ·

    Jetzt hab ich Guster auf Pancakes :) Voll toll wie ihr das alles hinkriegt. Ich hätt am Busbahnhof aufgegeben 😎

Antigua Guatemala

Antigua Guatemala

Blick auf Antigua vom Cerro de la Cruz
Blick auf Antigua vom Cerro de la Cruz

Mir gefällt’s hier! Hier ist Antigua in Guatemala.

Vor ein paar Tagen haben wir Mexiko City, somit auch Mexiko, verlassen und sind nach Guatemala City geflogen. Das zweite Land auf unserer Weltreise. Nach unserer Ankunft fuhren wir mit dem Taxi gleich weiter nach Antigua. In Guatemala City wollten wir nur kurz, am Besten gar nicht bleiben. Nachdem Antigua nicht weit weg ist und eine Drehscheibe für weitere Ziele in Guatemala, viel die Entscheidung leicht gleich hier her zu kommen.

Auf der einstündigen Fahrt nach Antigua haben wir viel gesehen. Sehr beeindruckt haben uns die Berge und Vulkane rundherum. Generell ist es hier sehr hügelig, grün und Natur belassen. Selbst auf der Start-/Landebahn am Flughafen ist ein kleiner Hügel geblieben. Den habe ich nach der Landung noch gesehen. Wie das funktioniert weiß ich zwar nicht so recht aber es funktioniert, schließlich sind wir ja gut gelandet.

Auf der “Autobahn” die durch hügelige Landschaft führt, sind einige sogenannte “Chicken Buses” an uns vorbeigefahren. Gut, eigentlich sind sie an uns vorbeigerast und haben uns in einer schwarzen Abgaswolke sitzen lassen. Chicken Buses sind alte amerikanische Schulbusse die hier in Guatemala aufgepeppt werden. Sie transportieren Menschen, Lebensmittel, Tiere. Also eh fast alles was sie so auf ihrer Route einsammeln. Meistens sind sie so überladen, dass man kaum Sitzplatz für sich hat. Wir wollen auf unserer Reise durch Guatemala unbedingt mit dem Chicken Bus fahren aber dieses Abenteuer haben wir für später aufgehoben. Nach dem Flug haben wir uns den Luxus des Taxifahrens gegönnt und die Fahrt genossen. Solange uns kein Chicken Bus überholt hat. Sie stinken wirklich!

Chicken Bus
Chicken Bus

 

Bisschen ironisch mag es nun nach dieser Beschreibung klingen, dass wir endlich wieder durchatmen konnten. Vorausgesetzt kein Chicken Bus in der Nähe! In Mexiko City ist uns das Atmen schwer gefallen. Die Smogglocke hängt ständig über der Stadt. Die Luftfeuchtigkeit ist gering. Geringer als in Wien! Die Haut trocknet aus, die Nase ist ständig verstopft. Einfach sehr ungewohnt.

Kleine Maya Prinzessin am Cerro de la Cruz
Kleine Maya Prinzessin am Cerro de la Cruz

 

In Antigua angekommen, ging die Taxifahrt bis zu unser Unterkunft holprig und sehr langsam weiter. Hier sind Straßen und Gehsteige mit kleinen Steinen gepflastert. Man sieht Frauen in traditionellem Gewand die traditionelles Handwerk herstellen und verkaufen. Einige Kirchen und zu jeder Kirche ein Park zum verweilen. Viele Restaurants, darunter leider auch einige Fast Food Ketten. Tuk-Tuks fahren durch die Straßen! Das kennen wir bis jetzt nur aus Asien. Es wirkt alles sehr charmant und entspannt, wenn auch sehr touristisch.

Antigua Guatemala
Antigua Guatemala

 

Wir werden hier einige Tage verbringen und haben genug Zeit uns alles noch genauer anzuschauen.

Für mehr Photos von Antigua Guatemala, hier klicken.

2 Responses

  1. Martin
    Martin at ·

    Chicken!

  2. Andrea Deimel
    Andrea Deimel at ·

    Die kleine Prinzessin ist sehr süss! Hat mich sofort an dieses Foto aus Chiang Mai erinnert: https://goo.gl/photos/Ptm6s8Zb1u6KEEaG8

Lucha Libre

Lucha Libre

Wir sitzen in unserem Appartement in Mexico City und warten auf das Läuten der Türglocke. Roberto, unser Appartment-Host und seine Schwester Rebeldia holen uns gegen 19.00 Uhr ab um mit uns in der „Arena Mexico” Lucha Libre (Mexikanisches Wrestling) zu schauen.

„Brrrrrr Brrrrr” Der unerwartet laute Ton der Türglocke hat uns aufgeschreckt. Wir gehen hinunter zur Eingangstür. Rebeldia wartet bereits und begrüßt uns freundlich mit einem Bussi auf eine Wangenseite. Mittlerweile kennen wir die mexikanische Begrüssung und Verabschiedung. Das erste Mal wurden wir von Soco so begrüßt, als wir sie zufällig in einem Park in Tulum getroffen haben. Teather, unsere Gastgeberin in Progreso, bei der und deren Verlobter wir die letzten fünf Tage verbracht haben, hat uns ebenfalls so verabschiedet.

Im Auto das auf uns wartet sitzt Roberto. Wir sind überrascht, dachten wir gehen die zehn Minuten zur Arena Mexiko. Roberto begrüßt uns und wir fahren zur Veranstaltung. Während der Fahrt versuchen wir uns zu unterhalten. Wenig Spanisch trifft auf wenig Englisch. Dank Google Übersetzer funktioniert die Kommunikation mehr oder weniger.

Nach ungefähr 10 Minuten sind wir bei der Arena angekommen. Raus aus dem Parkhaus, gehen wir an Strassenständen mit Wrestling-Masken, Essen, T-Shirts und vielem bunten Mehr vorbei. Roberto kauft und schenkt uns spontan zwei Schlüsselanhänger Wrestling Masken. Ich freue mich über die liebe Geste und befestige die Maske gleich an meiner Tasche. Nun müssen wir drei kurz auf Felix warten. Er steht gerade vor der Kamera. Ein Filmteam hat ihn aufgehalten und interviewt ihn.

Wir gehen im Gewusel rund um die Arena bis zum Eingang. Ich bin froh dass ich nur ein kleines Täschchen mit bissi Bargeld, Zigaretten und dem neuen Schlüsselanhänger mit mir habe. So viele Menschen, so viel Gewusel, so viele Masken, so viele neue Eindrücke in kurzer Zeit. „Loco Dias – Part 3” sagt Felix spaßeshalber zu mir.

Roberto gibt uns die Eintrittskarten, die er bereits im Vorhinein für uns besorgt hat. Es sind teure Tickets, die wir uns nie geleistet hätten, währen wir alleine gegangen (umgerechnet ca. 11-12 Euro)! Abgesehen davon, dass wir wahrscheinlich gar nicht alleine zum Wrestling gegangen wären. Vorm Einlass werden wir abgetastet und die Tasche wird untersucht. Mir wird gesagt, dass ich drinnen nicht rauchen darf. Obwohl ich kein Spanisch spreche, verstehe ich manchmal zufällig was mir gesagt wird. Vielleicht sind es ein paar Vokabel aus dem französischem die ähnlich sind, obwohl ganz anders ausgesprochen. Wer hätte gedacht dass ich auf dieses verhasste Schulfach nocheinmal zurückgreifen kann und mir doch einiges gemerkt habe. Mit einem „Si” und Kopfnicken gebe ich zu verstehen, verstanden zu haben. Leider muss Felix seine Kamera abgeben und ist natürlich sehr enttäuscht.

Die Arena ist riesig! In der Mitte befindet sich natürlich der Wrestling-Ring zu dem auf einer Seite ein Steg führt. Hier haben die WrestlerInnen ihren großen Auftritt bevor sie in den Ring steigen. Eine große Leinwand gibt’s auch um die Kämpfe zu verfolgen, inkl. Replays. Kamerateams filmen das Geschehen. Rund um den Ring sind unzählige Sitze bis zur Decke, so wie das in einer Arena üblich ist. Wir setzen uns auf Plätze in der vierten Reihe vorm Ring. Verkäufer gehen zwischen den Sitzreihen auf und ab um Knabberzeug und Getränke zu verkaufen. Roberto bestellt vier Corona (Bier). Vor dem ersten Kampf versucht er zu erklären was hier heute passiert. Sechs Kämpfe werden wird sehen. Die ersten Kämpfe sind unwichtiger als die finalen. Bei den ersten Kämpfen wird es drei Runden geben bis ein Sieger feststeht.

Und schon geht’s los! Bekannte Musik wie „We will rock you” und dergleichen ertönt. Die ersten vier WrestlerInnen werden angesagt und kommen über den Steg in den Ring. Ich würde den Ring gerne in Bühne umtaufen, denn was wir sehen gleicht eher einer gut einstudierten, akrobatischen Zirkusaufführung als einem lebensgefährlichen Kampf. Dennoch verstehe ich nicht was Menschen dazu treibt so aufeinander loszugehen, sei es auch nur wegen der Show. Wrestling ist hier in Mexico aber sichtlich sehr beliebt und scheint so normal wie ein Besuch im Kino zu sein. Zeigt einem also auch ein Stück Kultur. Und genau das interessiert uns.

Die Stimmung in der Arena ist ein wahres Erlebnis. Das Publikum ist gemixt. Ich sehe Männer im Anzug neben Jugendlichen gekleidet wie ihr Wrestling Idol. Hinter uns sitzt eine Mutter mit Kleinkind. Neben mir ebenfalls junge Männer. Touristen wie wir, sind auch hier. Es macht Spaß das Publikum zu beobachten, mit ihnen zu lachen, zu klatschen und ihren Rufen zuzuhören auch wenn ich großteils nur die Schimpfwörter verstehe.

Roberto bestellt noch mehr Bier. Die finalen Kämpfe beginnen und bringen aufwendige, bunte, teilweise lustige Wrestlingkostüme, Feuer, lautere und emotionale Stimmung mit sich. Der eine hüpft auf den anderen drauf, rumkugeln im Ring und im Publikum. Bei sechs Wrestlern (zwei Dreier Teams) weiß ich jetzt gar nicht mehr wo ich eigentlich hinschauen soll. Teilweise gehen sie auch noch auf den Schitzrichter los. „Desenmascarar, Desenmascarar!“ ruft das Publikum. Ich verstehe das als demaskieren. Sie wollen dass ein Wrestler den anderen entlarvt und ihm seine Maske abzieht. Es gibt übrigens Wrestler mit und ohne Maske. Vielleicht wurden die ohne Maske schon in vorigen Kämpfen demaskiert. Jetzt wird einem tatsächlich die Maske abgezogen, die Kameras filmen aber gerade zwei andere Wrestler, also setzt er die Maske schnell wieder auf. Ist ja keine Show, wenn das Publikum es nicht sieht.

 

Der letzte “Kampf” geht unerwartet schnell zu Ende und die Arena lehrt sich ebenso schnell. Viele Plätze sind frei geblieben weil unter der Woche weniger Zuschauer kommen als am Wochenende. Der Stimmung hat dies aber nicht geschadet. Wir fügen uns dem schnellen Aufbruch und gehen hinaus. Alle noch einmal aufs Klo. Plötzlich, wir wollen gerade raus auf die Straße vor die Arena, kommt uns eine laufende Menschenmassen entgegen. Im ersten Augenblick wissen wir nicht was los ist. Ich sehe fragende, besorgte und geschockte Gesichert. Alle stellen sich an die Wände der Arena und warten. Ein „Pschscht!, ruhig sein!“ geht durch den Gang. Es wird still, so still das ich Schüsse draußen auf der Straße höre. Mir gehen so einige Gedanken durch den Kopf, Angst habe ich aber keine. Ich bin froh, das wir mit Begleitung hier sind. Roberto sagt mir via Google Übersetzer, dass sowas hier noch nie passiert ist. Securities kommen auf uns zu und fordern alle auf einen anderen Ausgang zu benutzen. Felix will noch seine Kamera zurück haben. Roberto begleitet Felix. Sie sind schnell zurück und wir gehen zum anderen Ausgang der Arena. Auf der Straße kommt uns ein Rettungswagen entgegen. Felix und ich Rätseln natürlich was wohl vorgefallen ist. Felix meint dass es vielleicht „Hooligans“ waren. Rebeldia versteht scheinbar und bejat seine Annahme.

Im Auto spielt es entspannende Musik. Musik die zu Sonne, Strand, Liegestuhl und Cocktail passt. Roberto bringt uns nach Hause und hofft das uns der Abend gefallen hat. Vorm aussteigen fragen wir wieviel wir ihm für die Tickets und das Bier schulden, doch er will kein Geld. Geschenkt!? Muchos, muchos gracias! Wir versuchen so gut es uns gelingt mitzuteilen dass wir überwältigt sind von der Großzügigkeit, der Einladung und das es uns Spaß gemacht hat!

Rebeldia steigt aus und verabschiedet sich. Bussi auf eine Wangenseite.

An dieser Stelle wollte ich meine Bericht beenden, Felix bat mich den letzten Teil über die Schießerei wegzulassen. Zugegeben fällt mir das aber nicht leicht, denn ich möchte euch hier unsere Erlebnisse so wahrheitsgetreu wie möglich schildern dürfen, möchte euch aber andererseits auch nicht beunruhigen. Natürlich erlebe und berichte ich lieber über die tollen und schönen Ereignisse (Was auch dieser Bericht zum Großteil beinhaltet, liest man genau!) aber bei so einer langen Reise kommen auch mal unerhoffte und unschöne Situationen dazu. Vergleicht man es mit einem Jahr zu Hause in Rudolfsheim (eine liebe Freundin sagte mal Rudolfscrime) Fünfhaus und hätte ich Hauseinstürtze ausgelöst durch Gasexplusionen, Pubersprayaffäre, Strassenbahn Schiesserei und Banküberfall mit WEGA Einsatz in einem Blog dokumentiert könnte man sich auch Sorgen um uns manchen. Tut man aber nicht, oder? Es ist ja schließlich bekanntes Terrain.

Wir befinden uns momentan in einer riesigen Stadt, mit sovielen Einwohnern wie ganz Österreich. Leider ist Mexiko und natürlich speziell Mexico City mit Negativem behaftet. Medien tun ihresgleichen dazu um dieses Image aufrecht zu erhalten. Dieses Image interessiert mich nicht und ich bin nicht auf der Suche nach Bestätigung dessen. Ich wäre nicht hier würde mich die Stadt, die Leute und die Kultur nicht interessieren.

Die vergangenen Tage die wir hier sind habe ich schönes gesehen und natürlich erlebt! Ich habe Bekanntschaft mit großzügigen Gastgebern, einem lieben Hausmeister, der täglich putzt und genau schaut wer in sein Haus kommt, sowie einem herzigem altem Kreisler, der die Rechnungen noch per Hand schreibt und scheinbar gut im Kopfrechnen ist, gemacht. Ich freue mich schon sehr auf die letzten paar Tage hier in Mexico City.

Für mehr Photos von Mexico City, hier klicken.

6 Responses

  1. Andrea Deimel
    Andrea Deimel at ·

    Oh! Klingt sehr nett! Da habt ihr wieder mal den richtigen Riecher mit Unterkunft gehabt, schätze ich!
    Und von wegen gefährlich: Ich denke da an unser Essen beim Kopp im 20., wo wir auch nicht wussten was da draussen eigentlich los ist… Also, wenns so bleibt, dann passt das schon 😉

  2. 220Stephania
    220Stephania at ·

    Das war aber sehr nett, euch auf alles einzuladen. Ich finde es gut, dass du es so geschrieben hast, wie es war. Und bin noch mehr froh, dass es euch gut geht! Wieder toll geschrieben, der Beitrag. GLG.

  3. Patricia
    Patricia at ·

    Hihi, Rudolfscrime :-)

Kolonialbauten

Kolonialbauten

Die Stadt Valladolid hat uns sehr gut gefallen. Wir waren zwar beide noch nie in Spanien, beschlossen aber das es hier wie in Spanien aussieht. Koloniale Häuser, bunt gestrichen, höchstens zwei Stöcke, vielleicht ein kleiner Balkon, teilweise detaillierte Verzierungen.

Entradas

 

Die Einwohner sind sehr freundlich und schenken einem gerne ein Lächeln oder ein „Buenos Dias/Noches”. Es gibt viel zu unternehmen und einige Parks zum Verweilen und Pause machen. Pausen haben wir viele gemacht, denn es war sehr heiß als wir da waren.

Caballero
Caballero

 

Gleich nach unserer Ankunft sind wir zur Cenote „Zaci” marschiert um uns abzukühlen. Diese liegt im Zentrum von Valladolid. Praktisch!

Am Sonntag vergangenes Wochenende war der Hitzehöhepunkt mit 35 Grad erreicht. Eigentlich wollten wir Fahrrädern ausborgen um zur Cenote „Oxman” zu radeln, haben es dann aber nicht bis zum Fahrradverleih geschafft und sind spontan in ein Taxi gestiegen. Die Cenote befindet sich gleich bei einer Hacienda (Landhaus). Nachdem auch alles was man so braucht (Essen, Trinken, Klo, Sitzgelegenheit) und sogar ein Pool vorhanden ist, haben wir den ganzen Tag dort verbracht. Zurück sind wir ca. eine Stunde zu unserer Unterkunft gegangen. Es war bereits bewölkt und gar nicht so anstrengend. In der Nacht kam dann auch endlich der Regen, den wir schon sehnsüchtig erwarteten.

Cenote Oxman
Cenote Oxman

 

Vorgestern haben wir noch den Mercado Municipal (Markt) besucht. Fleisch, Gemüse, Obst, Handwerk und Gewand wird hier in einer sehr gelassenen Atmosphäre verkauft. Die Verkäufer sind nicht aufdringlich.

Mercado
Mercado

 

Heute Früh sind wir nach nach Progreso gefahren. Der erste nicht geplante Stopp auf unserer Reise. Ursprünglich war Merida geplant aber ein paar weitere Strandtage nach Valladolid und vor Mexico City tun uns sicher gut. Außerdem sind 14€ pro Nacht, 100m vom Strand entfernt in Mexiko unschlagbar. Wir freuen uns auf die nächsten Tage Entspannung.

Für mehr Photos von Valladolid, hier klicken.

8 Responses

  1. Judith
    Judith at ·

    Ooooooooh! So viele schöne Fotos. Ich lese sooooo gerne eure Berichte. Ich wünsche euch noch viele schöne, aufregende Abenteuer 🙈🙉🐵 ganz viele liebe Grüße aus niederösterreich 😘 Judith

  2. Andrea Deimel
    Andrea Deimel at ·

    Dann wünsch ich mal entspanntes Baden!
    Wie kommt ihr denn nach Mexico City – mitm Bus, nehm ich an?

  3. Andrea Deimel
    Andrea Deimel at ·

    Hab kurz recherhiert: A bissl weniger Einwohner als Wiener Neustadt 😉

  4. Felix
    Felix at ·

    Nein, in dem Fall fliegen wir. Mit dem Bus waeren es in etwa 20h fahrt…

  5. Michael Rumpler
    Michael Rumpler at ·

    Seid ihr dann am !9./20. schon in Mexico City? Habt ihr Karten für Guns’N’Roses?

  6. Felix
    Felix at ·

    Wir sind heute in Mexico City gelandet und bleiben bis 19.04, Konzert geht sich also nicht aus. Am 19. gehts dann weiter nach Guatemala. Wenn alles gut sind wir aber morgen beim Wrestling. 😉

  7. John
    John at ·

    Phillipa and Felix, it was great to meet both of you in Valladolid, and we’re glad you enjoyed your stay. You took great pictures too! Look us up on Facebook, we look forward to seeing your adventures.

    John & Christine Melder

  8. Felix
    Felix at ·

    Hey there,

    just sent friend requests to both of you. =)
    Still hanging out in Valladolid?

    cheers,
    felix

Maya Welten

Maya Welten

Von hier oben glaubt man, die ganze Welt gehört einem.

Wir stehen am obersten Plateau des höchsten Tempels der Maya Stadt Ek’ Balam. Zu meinen Füßen liegen die unzähligen, steilen Steintreppen die wir erklommen haben um nun hier zu stehen. Die Treppen wirken von oben betrachtet wie eine flache Rutschbahn weit hinunter, als wären da gar keine Treppen. Ich drehe mich 360° und blicke rund herum auf Baumkronen bis zum Horizont. Gegenüber steht ein weiterer großer Tempel der ferner wirkt als er ist, sind wir doch erst vor kurzem dran vorbei spaziert. Einige Sprachen und Nationen sammeln sich hier oben und beginnen nach einigen Photos wieder mit dem Abstieg. Amerikaner die Baden bei Wien kennen, Russen die hübsch gekleidet sind, mexikanische Polizisten die eher wir Soldaten aussehen, Gleichsprachige die wir versuchen nicht zu verstehen.

Polizist oder Soldat
Polizist oder Soldat

Wir bleiben länger hier oben, weil Felix auf den Moment für das eine Photo vom Tempel nach unten ohne Menschen wartet. Vergeblich, also steigen wir die Treppen wieder hinunter. Auf der Hälfte der Treppen, die sich in der Mitte des Tempels befinden, geht es zu beiden Seiten auf weitere Plateaus. Hier sind Skulpturen aufgestellt die ich als neu empfinden. Die Steine sind so hell und fein gearbeitet und sehen gar nicht wie die anderen Steine des Tempels aus. Nachdem wir aber keine Tour mit Erklährung haben, kann ich mir nur selber etwas zusammenreimen. Vielleicht ist auch alles ur alt. Wären da nur nicht diese kleinen Kammern am Fuße des Tempels in die wir vor dem Aufstieg hineingeschaut haben. Da liegen unzählige dieser hellen Steine mit der Aufschrift EKB (Ek Balam?) Wir sind nicht sicher, finden aber die neuen Steine auch sehr hübsch, schauen uns um und gehen weiter die Treppen hinunter bis wir wieder unten ankommen. Der zweite Anblick nach oben zum höchsten Plateau wirkt noch beeindruckender, als vor dem Aufstieg.

Bei der Runde um den Tempel entdecken wir wunderschöne Vögel, die hier im Dschungel leben. Auf der Rückseite des Tempels eine weitere Treppe. Man darf aber nicht raufsteigen um zu sehen wo sie hinführt. Abgesperrt, wie alle Tempel der Maya Stadt die wir vor ca. einer Woche in Tulum besuchten.

Wieder vorm Tempel angekommen wittert Felix seine Chance. Die Touristengruppen sind verschwunden. Nur ein paar Einzelkämpfer wie wir sind übrig. Felix will noch einmal ganz hinauf. Jetzt endlich das erhoffte, menschenleere Photo schießen. Ich bin erschöpft und bleibe lieber unten sitzen.

Ek Balam - Ausblick vom höchsten Tempel
Ek Balam – Ausblick vom höchsten Tempel

 

Es ist Mittag und wieder heiß geworden, obwohl wir unsere Besichtigung bei angenehmer Temperatur und Wolken gestartet haben. Die letzten beiden Tage hat es endlich geregnet. Wir warten schon länger darauf dass die dunklen Wolken die täglich über uns ziehen endlich Regen bringen.

Ek Balam - Blick auf die Stadt
Ek Balam – Blick auf die Stadt

 

Als Felix wieder bei mir ist besichtigen wir noch ein paar anderen Tempel der Stadt Ek’ Balam und fahren wieder zu unserer Unterkunft in Valladolid.

Für mehr Photos von Ek’ Balam, hier klicken.

2 Responses

  1. Michael Rumpler
    Michael Rumpler at ·

    Endlich wieder ein neuer Bericht. Ich hab schon gedacht, der Notebook wurde gefladert. 😉

    Die werden die Stufen wahrscheinlich ausgebessert haben damit die Touris raufkommen. Die Geländer sind ja auch nicht original. In Ek’Balam war ich zwar nicht, aber auf den ganzen anderen Pyramiden wo ich war, war die Kletterei immer recht gefährlich. Braucht nur mal ein Ami runterpurzeln und sie haben eine Klage am Hals.

  2. Felix
    Felix at ·

    Meinem Notebook gehts gut, danke der Nachfrage! 😉 Wahrscheinlich war Ek’ Balam noch gar nicht zugaenglich als du in der Region warst – wurde erst 1997 freigelegt. Und ja, mit den Treppen koenntest du recht haben.

Cenote y Playa

Cenote y Playa

Zur Abwechslung, gebe ich heute dem ganz normalen Reisebericht eine Chance.

Wir haben uns endlich Räder ausgeborgt. Ich sitze auf einem weißen Strandfahrrad mit einem Gang und Rücktritt Bremse, der Sattel ist viel zu hoch eingestellt. Gerade mal die Zehenspitzen meiner großen Zehe erwischen den Boden beim Versuch zu bremsen und stehen zu bleiben. Erinnerungen an mein aller erstes Kinderfahrrad kommen hoch, nur die Hilfsräder hinten fehlen. Ich habe also Startschwierigkeiten, gebe aber nicht auf.

Felix fährt vor und gibt den Weg an. Im Gegensatz zu mir macht er sich wohl keine Gedanken über sein Fahrrad. Er überlegt wo wir hinfahren. Das ist mir auch sehr recht, denn ich muss mich ohnehin auf den Strassenverkehr konzentrieren. Am Weg durch Tulum Stadt verlieren wir einander ein paar Mal. Felix fährt mehrere Meter vor mir über eine Kreuzung. Ich muss Bremsen und warten bis die Autos vorbei sind. Ich, im Gegensatz zu Felix kenne mich ja im Straßenverkehr gar nicht aus. Zu gerne bin ich Fußgänger und liebe meinen “Immer Vorrang und mein für Autofahrer unberechenbar sein” sehr.

Wir entscheiden uns spontan zu einer Cenote zu fahren. Kurz gesagt sind das Wasserlöcher im Boden, in denen man baden kann. Es gibt sehr viele Cenoten in Mexiko/Yucatan. Genaue Erklärung findet man im Internet.

Wir fahren also weiter Richtung Cenote. Eine große Kreuzung bereitet uns kurzes Kopfzerbrechen. Wer hat rot, wer hat grün, wer darf wohin fahren, abbiegen gibts ja auch noch. In der Mitte der Kreuzung stehen wir nun und kommen allmählich zum Schluss, das wir umkehren und eine andere Spur über diese Kreuzung nehmen. Jetzt aber schnell! Ich versuche einen perfekten Start hinzulegen, lehne meinen Oberkörper nach vorne um wenig Widerstand zu haben und trete so schnell ich kann in die Pedale. Geschafft!

Die große Straße geradeaus bis zur Cenote kommt mir ewig lang vor. Ich muss mich endlich damit abfinden, das ich keine Gangschaltung habe. Felix ist viele Meter vor mir. Ich werde von zwei Fahrradfahrerinnen überholt. Die Landschaft zieht an mir vorbei. Typisches Gestrüpp neben typischer großer Strasse. Nicht sehr aufregend. Ich frage mich wie lange wir noch radeln müssen und plötzlich sehe ich endlich ein Schild auf dem “CENOTE CALAVERA” steht.

Juhu! Wir sind angekommen. Wir stellen die Fahrräder ab und zahlen den Eintritt. Ein Steinweg führt uns in einen Wald. Nach ein paar Metern stehen wir vor dem Loch im Boden, der Cenote gefüllt mit klarem Wasser.

Wir ziehen unsere Badesachen an. Felix geht als erster schwimmen, während ich auf unserer Rucksäcke aufpasse und mich auch auf die Abkühlung freue. Über eine Holzleiter steigt Felix ins kühle Nass und schwimmt ein paar Runden. Jetzt gehe ich mich erfrischen. Ein bisschen weiter wage ich mich in die Wasserhöle hinein zu schwimmen und beobachte unzählige Fledermäuse.

Anfangs sind nur wenige Leute mit uns hier, je später es wird um so mehr füllt sich die Cenote mit Menschen und Tauchern. Felix springt noch einmal vom Rand der Cenote ins Wasser hinunter. Ich nehme wieder den Weg über die Leiter. Als wir aufbrechen wollen entdeckt Felix einen großen Leguan und muss natürlich einige Fotos machen. Während Felix Fotos macht wird mir wieder heiß, ich könnte gleich wieder ins Wasser, dränge Felix aber das wir weiterfahren.

Iguana
Iguana

 

Der Rückweg auf der großen Straße kommt mir kürzer und nicht mehr so anstrengend vor, obwohl wir jetzt Gegenwind haben und das Treten anstrengender ist. Wir fahren einen kleinen Umweg um der großen Kreuzung zu entgehen. Kommen in einen anderen Teil von Tulum mit lieben, kleinen, bunten Häuschen.

Es wird Zeit für eine Pause. Wir finden ein kleines Restaurant und beschließen uns zu stärken. Im Restaurant hängt ein langes Banner mit wahrscheinlich allen Reggae Musikern die es so gibt oder gab. Ich betrachte es und kenne höchstens drei der abgebildeten Künstler. Die Musik die es spielt gefällt uns. Als das Essen kommt wird vorm Restaurant im Freien ein Tisch frei den wir uns gleich schnappen. Von da aus können wir nämlich unserer Fahrräder auch sehen. Wieder vorsichtiger Felix, wie er mir später sagen wird.

Nachdem wir die Fahrräder erst um 20.00 Uhr zurückbringen müssen und noch genug Zeit haben, radeln wir weiter Richtung Strand.

Wieder verfluche ich innerlich dieses Kinderrad. Wieder ist Felix viele Meter vor mir unterwegs. Teilweise sehe ich ihn schon gar nicht mehr. Irgendwann versuche ich auch gar nicht mehr schnell zu fahren. Ich hole Felix irgendwo schon ein, spätestens am Strand, denke ich mir. Zum Glück gibt es aber einen Fahrradweg zum Strand. Während wir so fahren schaue ich mir wieder die vorbeiziehen Landschaft an. Auf der einen Seite wieder eine große Straße, auf der anderen unspektakuläres Gewächs und zwischendurch kleine Hotels. Eines das Yoga anbietet, eines mit kleinen Holzhütten umgeben von Palmen. Sieht nach einem verlassenen, heruntergekommenen Irgendwas war da mal, aus.

Nach einer langen Fahrt am Radweg biegen wir ab und kommen auf eine Straße ohne Fahrradweg. Kommt mir gleich bekannt vor. Hier waren wir doch schon mal. Na klar, mit Enrique! Da ist auch der Eingang zum geheimen Strandort mit den vielen Felsen und dem Maya Castle. Nachdem hier aber kein guter Badeplatz ist fahren wir noch ein Stück weiter. Wieder ein kürzer gedachte Stück als es dann ist. Nach etlichen privaten Hotelzugänge zum Strand und einigen mit unter gefährlichen Ausweichmanöver – die Straße ist eng und es fährt hier alles, vor allem Taxis – kommen wir nun endlich zu einem öffentlichen Strandeingang.

Der Sand ist sehr fein und geht ein langes Stück flach ins Türkise Meer über. Der Strand ist überseht mit Touristen aber auch ein paar Einheimische haben sichtlich Spaß im Wasser. Felix blickt zum Himmel und bemerkt große, dunkle Wolken. Einmal in die Wellen stürzen und dann wieder nach Hause radeln. Felix geht wieder zuerst, während ich einen Pelikan beim Fischetauchen beobachte. Ein wirklich schönes großes Tier und wie zielstrebig er ins Wasser eintaucht. Ich bin begeistert.

Playa
Playa

 

Auf der Rückfahrt baue ich einen kleinen Unfall, mir ist nichts passiert. Das Rad fährt auch noch. Vielleicht ist die vordere Radkappe noch lockerer als sie ohnehin schon war. Die ganze Fahrt über klappert sie schon. Von paar Metern Entfernung hört man mich also anklappern. Momentan halte ich das Tempo und fahre nahe hinter Felix. Er bemerkt die Fahrradglocke auf meinem Rad und ist neidisch keine zu haben. Stimmt, tatsächlich, ich hätte wie verrückt bimmeln sollen als mich dass Auto in die Böschung drängte. Nun ist’s zu spät also läute ich die Glocke ein paar mal bloß so, obwohl man mein Klapperrad eh gut hört.

Zurück am Fahrradweg sehe ich ein Schild vor dem, was ich bei der Hinfahrt als verlassenes, heruntergekommenes Irgendwas identifiziert habe. Auf dem Schild steht Ecolodge. Achso! Mitten im Dschungel, ein paar Holzhütten, Plastikplanen und ein Durcheinander das ich nicht hübsch finde. Abgesehen davon habe ich den Eindruck dass sich die Moskitos hier gerne einquartieren. Nachdem ich nicht so wie manche hier glaube dass allein Vitamin B gegen diese Mistviecher hilft, ist das sicher nichts für mich. Ich frage mich was eine Ecolodge eigentlich ist, verliere aber das Interesse an den Gedanken.

Zurück in Tulum Stadt geben wir die Räder gleich zurück. Für heute sind wir genug geradelt. Es war anstrengend, hat aber auch Spass gemacht. Wenn Felix’ Berechnungen stimmen, dürften wir in etwa 18 km zurückgelegt haben. Bei 29°C und Sonnenschein wohlgemerkt.

Wir wärmen unser selbstgekochtes Essen von gestern, trinken ein Bier und gehen erschöpft aber zufrieden schlafen.

Na wer sagt’s denn, geht doch. Ganz normaler Reisetag, ganz normaler Reisebericht. :-)

Für mehr Photos von Tulum, hier klicken.

12 Responses

  1. Andrea Deimel
    Andrea Deimel at ·

    Na bitte! Klingt “angekommen und eingelebt”!
    Der Bericht erinnert mich an unsere Wasserfall-Ausflüge in Chiang Mai und Pai.
    Einfach herrlich! Kein Gedränge, kein Stress, nur FUN!
    …und natürlich Abkühlung 😉

  2. 220Stephanie
    220Stephanie at ·

    Wow, das sieht ja toll aus :) Genial.
    Eure Berichte sind SUPER. Ich lese sie voll gerne … dem Alexander les ich immer vor. Den Alexander würden ein paar Zahlen interessieren, was z.B. so eine Unterkunft kostet oder Essen und ein Foto von dem Haus … Falls wir uns das wünschen dürfen. Wir haben uns das Haus samt Garten nämlich beide vorgestellt, sind aber nicht sicher, ob es auch so aussieht.
    Aber wie Andrea schreibt, kein Stress :) Einfach mal wenn es sich ergibt.

  3. gerti deimel
    gerti deimel at ·

    ich lese eure Erlebnisse mit Begeisterung.
    und freue mich schon auf das nächste.
    viele Bussi von oma

  4. Alexander
    Alexander at ·

    Super Seite, super Blog, super Photos!

    geht ihr eh auch zum typischen Wrestling in Mexiko?

    LG
    alex

  5. 220Stephanie
    220Stephanie at ·

    Vielen lieben Dank für die Info zu Preisen und Essen und Unterkunft. Die Fotos habe ich Anfangs nicht “gefunden”/gesehen. Alexander hat mich darauf hingewiesen :) Das sind ja auch schon jede Menge.
    Habe gerade meine Arbeitskollegen über euren Blog informiert, sie sind sehr an der Reise interessiert :)
    LG. Bussis Steph.

  6. Andrea Deimel
    Andrea Deimel at ·

    Reisefieber… jederzeit!

Loco Dias - Part 2

Loco Dias – Part 2

Wir standen also, wie bereits geschildert, wortwörtlich vor verschlossenen Toren und wussten nicht recht weiter. Plötzlich kam ein Taxi angefahren und hielt direkt vor unsere Unterkunft.

Ein Mann, ich schätze Mitte 20, dünn, eine große Sonnenbrille auf, stieg aus dem Taxi. „Hola, yo soy Felix, … Philippa. Are you working here? We booked a room, but no one opens the door.” Der Junge Mann, sichtlich überfordert und genauso überrascht uns hier anzutreffen wie wir über sein erscheinen, zahlt zunächst den Taxifahrer.

„Hola! …“ es folgte viel Spanisch. „Oh, no espanol. Englisch maybe?” fragte Felix zaghaft. „Hola, my name is Enrique. So you are?” Wir stellen uns erneut vor und erklären noch einmal unsere Situation. Er fragte noch mit wem wir Kontakt hatten. „Soco?” „No Dora”, meinten wir. „Oh, you mean Donna (Die amerikanische Besitzerin des Grundstücks)?” fragte Enrique und im gleichen Moment verfiel seine Mimik eher in Richtung Verzweiflung. Wie auch immer öffnete er uns nun endlich die Haustür und wir durften in den Garten eintreten. Nach Enrique’s Begrüssung folgte die von Pandora. Allerdings ist Pandora kein Mensch sondern ein Hund. Sehr aufgeweckt, sehr wild wurden wir von ihr begrüßt.

Enrique fragte erneut welches Zimmer wir gebucht haben und brachte uns, nach kurzem alleine stehen lassen und Pandora einsperren, hinauf zu unserem Zimmer. Er ging die Stufen voraus und ich bemerkte seinen wackeligen Gang. Es war nur ein kurzer Augenblick aber sichtlich war er noch nicht ganz fit für den heutigen Tag.

Nicht nur wir bemerken, dass unser Zimmer noch nicht vorbereitet war, auch Enrique bemerkte dies und entschuldigte sich gleich mehrmals dafür. Wir stellen trotzdem unser Gepäck ab und schauten uns im Zimmer um. Irgendwas war hier faul. Vor allem die Kaffeemaschine war faul und schimmelt vor sich hin. Das Bett nicht frisch überzogen, der Zustand des Duschkopfes passte zur Kaffeemaschine.

Enrique war in der Zwischenzeit, während wir uns fragend umschauten, verschwunden. Er versuchte verzweifelt Soco zu erreichen. Soco ist, wie Enrique sagt, „the Maid of the house” und ihr Mann Raoul ist der Manager. Beide wohnen und arbeiten hier, sind aber auch in einem Restaurant und Guesthouse am Strand beschäftigt. Enrique holte uns aus dem ungemachten Zimmer und bat uns während wir auf Soco warten, in einem anderem vorbereiteten Zimmer zu verweilen. Scheinbar gab es eine Verwechslung was das Zimmer angeht. Allerdings wusste Enrique auch nicht mehr, da er hier nur als Putzkraft beschäftigt war und das nicht so richtig offiziell. Dieses Zimmer sah sehr schön hergerichtet aus. Eine Küche mit geputzter Kaffeemaschine kam mir gerade recht. Ich will zwar nicht wissen wie viele Schimmelphasen diese Maschine schon durchlebt hat aber es war mir schon egal. Momentan war sie benutzbar. Ich beschloss Milch holen zu gehen. Wenn wir schon nicht zu unserem Frühstück am Balkon kommen, dann wenigstens ein Kaffee. Gesagt getan, machte ich mich auf den Weg. Als ich zurück kam hatte sich an der ungewissen Situation leider nicht viel geändert.

Nach einer Weile saßen wir, Enrique, Felix und ich eher ratlos im Garten und kamen ins Reden. Enrique erklärte was er hier tut und das Donna ihn eigentlich nicht kennt, gar nicht kennen soll und er heute eigentlich auch seinen freien Tag hat. Er wollte nur schnell etwas holen und zum Strand fahren, relaxen. Er kennt da nämlich einen ganz besonderen Ort mit einen „Maya Castle”, sein Lieblingsort. Ob wir ihn vielleicht begleiten wollen? In der Nähe ist auch das Restaurant in dem er seinen zweiten Job hat und paar Schritte weiter wäre das wo Soco und Raoul zu finden sind. Wir können gemeinsam fahren. Mehr brauchte er Felix nicht zu erzählen. Ein geheimer Strandort. Felix war begeistert und sagte spontan zu.

„You can leave your bags here, just take all your personal stuff, passboard, money, … with you.” Also ich war nicht so begeistert von der Idee, aber eigentlich eher weil ich keine Lust hatte mich jetzt extra für den Strand umzuziehen. Manchmal trifft man einfach zu schnelle Entscheidungen oder gar keine weil alles so schnell geht und man lässt sich einfach mitreissen. Natürlich haben Felix und ich darüber gesprochen, beide haben wir festgestellt dass das eigentlich keine gute Idee ist aber trotzdem sind wir mit Enrique in ein Taxi gestiegen.

Nachdem sich Enrique schnell noch vier Bier gekauft hatte, ging die Taxifahrt zu sechst los. Wir drei saßen am Rücksitz. Ich in der Mitte. Vor mir stand ein kleines Kind das ich während der Fahrt an den Hüften festhielt. Auf dem Beifahrersitz saß ebenfalls ein kleines Kind. Mittlerweile kam ein ganz unschönes Gefühl in mir hoch. Eigentlich hätte ich in dem Moment sagen sollen, dass mir plötzlich ganz schlecht vom starken Kaffee ist aber ich habe nichts gesagt. Felix war mittlerweile auch wieder auf dem Boden der Realität und hatte meiner Meinung nach große Zweifel ob das wohl alles gut ausgeht.

Hier waren wir nun, mitten drin, drin im ungewissen Schlamassel. Wir waren ja schon öfter auf unseren Reisen in komische Situationen geraten aber diese war anders. Wir beruhigten uns mit der Tatsache, das Enrique ja einen Schlüssel für das Haus hat und Donna und Soco zumindest namentlich kennt. Zusätzlich meine Felix, wenn wir das hier überleben, dann überleben wir alles.

Enrique bezahle die Taxifahrt. Wir maschierten los. Ein wunderschöner Ausblick auf den Strand. Weit weg von Touristenattraktionen die in der Ferne zu sehen waren. Doch das war noch nicht das Ziel. Vor uns lagen große Felsen die es zu überwinden galt um zum geheimen Ort mit dem „Castle” zu gelangen. Ich wollte nicht mehr weiter, wollte eine Ausrede finden in der Nähe der Strasse zu bleiben. Enrique verstand nicht und meinte, aber dass ist doch noch nicht der beste Platz. Einige Meter weiter sah ich ein Touristenpärchen auch auf den Felsen herum klettern. Mein Ziel war es, in die Nähe dieses Paares zu kommen. Also folgten wir Enrique weiter, der ebenfalls in die Richtung des Tourristenpaares ging. Leider waren diese bald außer Sichtweite. Mit Flip-Flops und all unseren wichtigen Sachen kletterten wir über die Felsen.

Wie aus dem Nichts waren da plötzlich zwei andere Touristinnen. Sie folgten uns ein Stück und fragten viel in kurzer Zeit. Ich war froh dass sie aufgetaucht sind. Hauptsache nicht mehr alleine mit einem noch immer nicht eingeschätzen Fremden. Meine Freude und Erleichterung war leider von kurzer Dauer. Sie fragten woher wir ihn (Enrique) kennen. Meine Antwort muss sie so verschreckt haben dass sie sich entschieden eine gute Ausrede zu finden, uns nicht mehr zu folgen. Sie sagten sie würden ihre Rucksäcke und Wasser holen und uns schon einholen. Und weg waren sie und mit ihnen meine Erleichterung.

Nach vielen wackeligen, steilen Felsen waren wir endlich angekommen. Das ist es also! Der geheime Ort, das „Castle” von Maya erbaut, mit Ausblick auf den Strand. Wirklich schön. Das sogenannte „Castle” sieht man im Beitragsbild dieses und des letzten Blogeintrages. Wir versuchten nun das Beste aus der Situation zu machen und entschieden uns zu relaxen, so wie Enrique es auch tat. Bis jetzt hat uns niemand aufgelauert und es standen auch nicht plötzlich fünf dicke Freunde von Enrique da, die uns all unsere Habseligkeiten wegnehmen wollten. Ich war aber noch immer nicht wirklich relaxed! Felix auch nicht.

Plötzlich, siehe da tauchten tatsächlich die beiden Tourristinnen wieder auf. Sie hatten einen Umweg genommen. Machten ein paar Fotos und verschwanden wieder so schnell und in die Richtung aus der sie gekommen waren.

Nachdem wir genug mit Enrique geplaudert hatten und das Bier ausgetrunken war entschlossen wir uns den Rückweg anzutreten. Diesmal nahmen wir einen anderen Weg. Wir versuchen so zu gehen wie die Tourristinnen. Sichtlich kannte auch Enrique diesen Weg nicht denn nach ein paar Felsen und ein paar Wegen durch einen kleinen Dschungel war Sackgasse. Unmöglich da ohne Machete durchzukommen.

Sackgasse
Sackgasse

 

Wir kehrten um und kletterten wieder über die Felsen über die wir ursprünglich gekommen waren zurück. Fels, über Fels am „Castle de Maya” vorbei,  hinunter zum Weg. Alle drei fragten wir uns wie die zwei Tourristinnen da raus gekommen sind ohne ein zweites Mal an uns vorbei zu kommen. Und da kam sie, die Legende. Menschen in fremden Ländern haben immer Legenden für uns parat. Enrique erzählte uns am Rückweg über Frauen die betrunkenen Männer entführen und Tief in den Wald mitschleppen und verführen und die Seele rauben. Am nächsten Morgen ist der Spuk vorbei, man erwacht und weiß nicht was passiert ist. Sowas in die Richtung. Vielleicht waren das ja solche Frauen, wer weiß …

Felsen Klettern
Felsen Klettern

Zurück auf der großen Straße stiegen wir erneut in ein Taxi. Wir wollten nun endlich zur sagenumwobenen Soco. Doch nein, Enrique führte uns zu dem Restaurant wo er arbeitet. Alle begrüßten ihn und hatten ein seltsames Lächeln im Gesicht als sie uns sahen. Trotz toller Erlebnisse, Eindrücke, der grandiosen Aussicht am Fels, die wir allein nie gefunden hätten war mir noch immer nicht wohl bei der ganzen Sache. Und das obwohl wir uns nun in einem Strandlokal befanden dass touristischer wohl kaum sein konnte. Das Gefühl wurde wohl auch dadurch genährt dass uns Enrique von Anfang an versuchte zum Biertrinken zu überreden. In dem Punkt ließen wir aber nicht locker. Auch im Restaurant bestellen wir Cola und Wasser und einen Burrito zum „Frühstück”. Es war allerdings schon Mittag und wir hatten eine ziemlich anstrengend Tour hinter uns. Mir wurde nun wirklich unwohl. Es war einfach zu viel. Das Hirn arbeitete auf Hochtouren. Die ungewohnte Körperliche Anstrengung. Nicht zu vergessen der starke Kaffee in der Früh. Und natürlich, die Ungewissheit. Ich drängte also darauf endlich zu Soco zu gehen. Enrique war sich sichtlich unsicher ob er das Richtige tat indem er uns am Vormittag ins Haus lies, danach auf eine Strandtour entführte und jetzt zu Soco führen sollte. Schließlich war es nur Enrique’s Nebenjob das Haus zu säubern, mit den Buchungen hatte er nichts am Hut. Für eine Zigarette bat er uns  noch auf das höchste Plateau des Restaurants um die Aussicht zu genießen. Na gut, aber dann bitte zu Soco. Auch diese Aussicht war wie versprochen grandios. Auf der einen Seite Dschungel auf der anderen das Meer. Unbeschreiblich schön.

Ein paar Minuten später, ein paar Meter weiter fanden wir sie dann endlich! Mir fiel ein Stein vom Herzen. Soco existiert tatsächlich und auch ihr Mann Raoul. Enrique half bei der Kommunikation, denn Soco spricht, wie die meisten hier, kein Englisch. Soco schämte sich sichtlich für die Situation und entschuldige sich vielmals. Es wurde vereinbart, dass wir ins Hotel fahren und auf sie warten. Sie würde so in 2-3 Stunden nachkommen.

Gesagt getan, fuhren wir mit Enrique zurück zum Hotel und setzten uns dort hin wo dieser verrückte Tag begonnen hatte. Im Garten des Grundstücks, letztendlich doch jeder mit einem Bier in der Hand, verbrachten wir noch einige Stunden mit plaudern, lachen und mit Pandora, der Hündin spielend und auf Soco wartend.

Es war bereits Nachmittag als sie kam und das Zimmer herrichtete. Allerdings nicht unseres. Gegen 17.00 Uhr klopfte es an der Tür. Zwei Tourristinnen kamen und wurden sofort auf ihr Zimmer gebracht. Ich fand das nicht unbedingt lustig aber am Ende dieses Tages war das wohl nur mehr eine Kleinigkeit.

Irgendwann stand Soco da und teilte uns mit dass das Zimmer fertig sei. Gut dass wir kaum Spanisch sprechen. Hätte sie gesagt, das Zimmer ist „schon” fertig hätten wir einen Lachanfall bekommen. Zur Erinnerung: Wir standen bereits um 9.00 Uhr vor versperrten Toren. Nun ca. 8 Stunden später brachten wir dann unsere Rucksäcke hinauf und sagten noch zu Enrique wir würden gleich wieder runter kommen. Die Kaffeemaschine war die gleiche, doch der Schimmel war wie durch Zauberhand verschwunden, der Duschkopf war ebenfalls aus der Schimmelphase geholt und das Bett war frisch gemacht.

Enrique und Soco
Enrique und Soco

 

Als wir wieder unten im Garten ankamen war Enrique verschwunden. Soco meinte er ist eingeschlafen. Na dann: Buenos Noches!

Wir gingen noch eine Runde spazieren und eine Kleinigkeit essen. Wir ließen diesen Tag Revue passieren.

Nein, wir hätten nicht mit einem Fremden irgendwo ins Nirgendwo fahren sollen. Nein, wir hätten nicht all unsere wichtigen Sachen mitnehmen sollen. Nein, wir hätten nicht blind vertrauen sollen. Nein, wir hätten nicht sagen sollen, das es in Ordnung ist einen halben Tag auf ein Zimmer zu warten. Wir haben einiges falsch gemacht aber am Ende des Tages war es das dann doch wert.

Und das nächste Mal, wenn sich wieder einer dieser Tage anbahnt und wir uns wieder mitten drin in so einer Situation befinden, werden wir uns wahrscheinlich wieder mit den Worten „Wenn wir das hier überleben, überleben wir alles” beruhigen und genau so weiterreisen.

Buenos Noches!

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7 Responses

  1. Renate
    Renate at ·

    Aber hallo, da habt ihr ja ganz schön was erlebt und fürs Leben gelernt *ggg*

    Zum Glück ist alles gut ausgegangen und ihr seid wohlauf! :-)

    Renate

  2. Andrea Deimel
    Andrea Deimel at ·

    :-)
    Gegen Schimmel: Essig durch die Kaffeemaschine laufen lassen, dann 2x klares Wasser.

  3. 220Stephania
    220Stephania at ·

    Habe die Story gestern am Weg in die Arbeit im Zug gelesen … sehr abenteuerlich! Also ich hätt mich das so nicht getraut. Aber wie du schreibst, erlebt habt ihr was, gesehen habt ihr Orte, die ihr sonst vielleicht nicht besucht hättet. Noch einmal gut gegangen :) Wurde Enrique wieder mal gesehen? Oder war er nachm Schlafen weg :)

  4. Martin
    Martin at ·

    Cool, no risk no fun. Nein Im Ernst, das hatte ins Auge/Geldboersl gehen können, beneide euch trotzdem total, zu heiss, Burrito zum Frühstück, Strand,Dschungel Meer… Alles Gute!

Loco Dias - Part 1

Loco Dias – Part 1

Heute war’s also soweit. Dieser Tag musste ja irgendwann kommen. Der Tag an dem man all das macht, was man als Reisender eigentlich nicht machen sollte.

Aber eines nach dem anderen. Oder gleich vorweg, zur Beruhigung: WIR LEBEN NOCH, NIX IS G’SCHEN!

Wir befinden uns seit drei Tagen in Tulum, Mexiko an der Riviera Maya. Die ersten zwei Tage haben wir in einem lieben und ruhigen Hotel verbracht. Dieses haben wir nach unserer Ankunft, beim Hotel durchklappern entdeckt. Vorgebucht hatten wir nichts. Es war ein heißer Tag. Obwohl wir einen frühen Bus von Playa del Carmen nach Tulum genommen haben, um der Mittagshitze beim Hotelsuchen zu entgehen, hat sie uns dann doch eingeholt. Wir entschieden uns also auch für die bisschen teuerer Unterkunft, weil wir schon viel gegangen waren und die Kraft sich dem Ende neigte. Wir beschlossen die nächsten zwei Tage nicht viel zu unternehmen und uns in der Zeit eine günstigere Bleibe zu suchen.

Relativ schnell hatten wir etwas passendes gefunden. Nachdem Felix vor hatte die nächsten Tage zu arbeiten, suchte er im Internet auf AirBnB etwas wo wir uns auch länger wohlfühlen könnten. Billiger wurde es aber nicht. Ganz im Gegenteil, dafür aber mit vielen verlockenden Extras. Wir haben vorgebucht und unsere Buchung wurde bestätigt. Nach einer kurzen E-Mail Konversation mit der Besitzerin, die allerdings in Kalifornien lebt, über die Unterkunft selbst und wann wir voraussichtlich ankommen werden, war alles geklärt. Dachten wir zumindest.

Gestern spazierten wir sogar noch zu unserer frisch gebuchten Unterkunft um den Umzugsweg inklusive Rucksackschlepperrei in etwa abschätzen zu können. Alles war soweit klar. Einmal noch schlafen und dann umziehen.

Eigentlich hat der heutige Tag ja ganz normal begonnen. Um wieder der Mittagshitze zu entgehen, starteten wir bereits gegen 8.30 Uhr Richtung neue Unterkunft. Frühstück und Kaffee wollten wir gleich nach unserer Ankunft auf einem der beiden Balkone genießen.
In der Nacht von gestern auf heute ging ein ziemlich starkes Gewitter nieder. Es hatte sehr stark abgekühlt. Wir waren also relativ schnell unterwegs und bald bei der neuen Unterkunft angekommen und freuten uns. Noch.

Felix läutete an einer der fünf Glocken und … und nichts passierte. Gut, dachten wir, vielleicht nicht gehört oder gar die falsche Glocke geläutet. Probieren wir an der nächsten zu läuten und … und nichts passierte. Um diesen Teil abzukürzen, wir haben natürlich dann mehrmals und länger alle Glocken geläutet, an die Tür geklopft und siehe da … nichts passierte.

Tja, ganz schön blöd aber leider noch nicht einmal annähernd das Ende dieses verrückten Tages, der ja irgendwann kommen musste. Der Tag an dem wir all das gemacht haben, was wir als Reisende in einem fremden Land eigentlich nicht machen sollten.

To be continued …

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Departures and Arrivals

Departures and Arrivals

“ … ich begrüße Sie zu unserem Flug nach Wien.“, so die Begrüssung des Captain auf unserem ersten Flug von Wien Richtung Frankfurt. Der Captain hat sich dann doch entschieden uns nach Frankfurt zu fliegen und nicht in Wien stehen zu bleiben. 😉 In Frankfurt sind wir am Gate A angekommen und mussten zum Gate B. Das B gleich nach A kommt gilt zwar im Alphabet, am Flughafen Frankfurt liegen diese zwei jedoch sehr weit auseinander. Wir hatten es also dann doch eilig, unseren Anschlussflug zu erwischen. Zum Glück kennen wir die unendlichen Weiten des Frankfurter Flughafens ja auch schon ein bisschen und hatten einen längeren Fußmarsch bereits erwartet.

Geschafft. Weiter ging der Flug nach Cancun. Wir waren beide von Anfang an positiv über die Fluglinie Condor überrascht. Gleich beim Einsteigen eine kleine Wasserflasche in der Sitztasche. Flugzeugessen ist sonst ein No Go aber selbst das war in Ordnung. Felix freute sich über den vorhandenen USB Anschluss. Wir sind von 12 Stunden Flug ausgegangen. Plötzlich die erfreuliche Durchsage, das wir in 11 Stunden unser Ziel erreichen werden. Aber auch 11 Stunden werden irgendwann lang. Gegen Ende war der Flug schon sehr anstrengend aber da muss man leider irgendwie durch um ans Ziel zu kommen.

Nach der Ankunft in Cancun mussten wir nur noch eines der beiden Einreise Formulare ausfüllen. In Frankfurt waren diese Formulare nicht mehr vorhanden. Schnell ausgefüllt und weiter gings zur Gepäcksausgabe. Gepäck Kontrolle wurde bei uns zum Glück nicht gemacht. Auf die Frage ob wir Alkohol oder Zigaretten mitführen, antworteten wir ehrlich. Zigaretten, 7 Packungen sagte Felix. Kurzes Kopfrechnen des Beamten. That’s okay, have a nice stay. Cool! Sehen wir mittlerweile so brav aus, dass wir einfach durchgewunken werden?!

Und dann endlich raus! Endlich mexikanische Luft schnuppern, endlich Wärme! Leider konnten wir dann nicht mehr zurück ins Ankunft Terminal und mussten zum Abflug Terminal. Geld wechseln. Von dort wären wir dann fast nicht mehr ins Ankunft Terminal gekommen wo wahrscheinlich der Bus wegfährt. Also ein schönes Hin und Her.

Den Busticket Schalter hätten wir ja fast übersehen. Wir würden zu sowas eher Standerl sagen. In dem Fall sogar Mini Standerl direkt neben dem Busparkplatz aufgestellt. Es standen bereits ein paar Touristen davor die bisschen länger überlegen mussten wo sie denn nun eigentlich hin wollen. Der freundliche Busfahrer der schon los wollte hat noch auf uns gewartet bis wir die Tickets gekauft hatten. Auf nach Playa del Carmen.

Nach einer Stunde Busfahrt mit Klimaanlage und TV Unterhaltungsprogramm (eine Dokumentation über das Trinkverhalten von Elefanten) dann noch mit einem Taxi in wenigen Minuten zu unserer Unterkunft.

Endlich angekommen! Jean aus, Flip Flops an. Ich weiß eigentlich gar nicht warum wir dann noch eine Runde spazieren gegangen sind. Doch! Wir wollten ein Bier zum anstoßen auf unsere Reise. Wir haben kein Bier gefunden. Scheinbar wird in dieser Gegend kein Bier verkauft. Das haben wir erst am nächsten Tag herausgefunden. Gegessen haben wir dann auch nichts mehr und sind zurück in unserer Unterkunft.

Um 23.30 Uhr Ortszeit (05.30 Uhr Wien Zeit) sind wir dann ins Bett gefallen. 24 Stunden wach. Hart aber das wars, wie wir bereits während der letzten zwei Tage festgestellt haben, wert!

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2 Responses

  1. Andrea Deimel
    Andrea Deimel at ·

    Na, da hat ja alles wunderbar begonnen, wie es scheint! Genießt die Sonne, die Wärme, die neuen Eindrücke!

  2. 220Stephania
    220Stephania at ·

    Das klingt nach gutem Auftakt :) Bin schon gespannt auf den nächsten Bericht. Bis dahin, genießt Mexiko 🎉

3 Responses

  1. Michael
    Michael at ·

    Wozu Felix die 20 Kondome mit hat, wenn Philippa eh die Pillenpackung mit nimmt müßt ihr mir bei Gelegenheit mal erklären. 😉
    Ansonsten viele Adapterkabel und wenig Kleidung. So oft will man dann ja doch wieder nicht waschen. Mal sehen, wie das passt.

  2. Philippa
    Philippa at ·

    😉 Ein Backup ist nie schlecht. Momentan reicht die Kleidung noch aus. Hätten wahrscheinlich noch weniger mitnehmen können.